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077 - Die Hexe von Andorra

077 - Die Hexe von Andorra

Titel: 077 - Die Hexe von Andorra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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kann."
    Quintano nickte. Er führte die Franzosen in den Saal mit der großen Tafel, die jetzt festlich gedeckt war, und winkte dann Cassell verstohlen zu sich. Die beiden stiegen eine Wendeltreppe hoch bis zur Plattform des Eckturmes.
    „Was haben Sie auf dem Herzen?" fragte Quintano.
    „Ich habe - gesündigt", sagte Cassell und beobachtete den Verwalter. „Ich habe viel Unrecht getan, über dessen ganze Tragweite ich mir erst jetzt klargeworden bin."
    „Um welche Art von Unrecht handelt es sich?" fragte Quintano ruhig und mit unbewegtem Gesicht. Er blickte über die Zinnen auf die Schlucht hinunter. Dort waren zwischen den Bäumen eine Reihe von Lichtern zu sehen, die sich in Schlangenlinien dem Castillo näherten.
    Quintano fuhr fort: „Bevor Sie mir dies eingestehen, möchte ich Sie davon unterrichten, daß ich nur für bestimmte Verfehlungen zuständig bin, nämlich für jene, die in den Bereich der Inquisition fallen. Ich bin Inquisitor und sonst nichts. Ich will Ihnen ein Beispiel nennen. Dieser Dorian Hunter ist ein Fall für mich. Ich weiß, daß er mit Dämonen und dem Teufel zu tun hat. Wahrscheinlich ist er dem bösen Feind rettungslos verfallen. Er ist ein Medium für die Mächte der Finsternis. Das zeigt sich daran, daß er, kaum daß er hier eintraf, sofort in den Bann einer Hexe geriet, die hier ihr Unwesen treibt. Diese Hexe lebt mit einer schwarzen Katze zusammen, die auch schon in Hunters Begleitung gesehen wurde. Ich warte darauf, daß Hunter sich mir anvertraut, damit ich ihm helfen kann. Doch bisher hat er noch nichts dergleichen getan."
    Cassell hatte Quintano nicht aus den Augen gelassen. Es war ihm nicht entgangen, daß er immer erregter wurde, und seine Augen einen fanatischen Glanz bekamen. Der Wahnsinn sprach aus ihnen. Cassell beschloß, obwohl ihm nicht ganz wohl dabei war, noch einen Schritt weiterzugehen, um zu testen, wie Quintano darauf reagieren würde.
    „Ich war mit Hunter bei dieser Hexe", log Cassell.
    Nachdem er sich erst einmal überwunden hatte, kamen ihm die weiteren Lügen spielend über die Lippen. Aus dem, was Quintano gesagt hatte, konnte er sich leicht zusammenreimen, was er hören wollte, und er erzählte, daß er bei einer Orgie der Hexe gewesen wäre und sie ihm beim Abschied die schwarze Katze als Begleiter mitgegeben hätte."
    „Sie kennen also das Versteck der Hexe Sixta?" fragte Quintano lauernd.
    „Ich könnte Sie im Schlaf hinführen", behauptete Cassell.
    Das würde ein Spaß sein, wenn er den Verrückten in den Wald führte, wo seine Freunde bereits warteten! Sie würden eine imposante Schau abziehen.
    „Kommen Sie, Cassell!" sagte Quintano und legte dem Franzosen die schwielige Hand auf die Schulter. „Darüber müssen Sie mir mehr erzählen."
    Er führte Cassell die Wendeltreppe hinunter. Sie ließen Etage um Etage über sich.
    „He; sind wir nicht schon tiefer als das Erdgeschoß?" meinte Cassell da.
    „Wir wollen nicht ins Erdgeschoß, sondern in die Räume darunter", sagte Quintano und ließ Cassells Schulter nicht los.
    „Aber - ich wollte vorher mit meinen Freunden... "
    „Nicht nötig."
    Plötzlich wurde Cassell unsicher. „Wohin bringen Sie mich?"
    „Ins Verlies. Sie wollten doch die Folterkammer sehen?"
    Quintano lächelte einnehmend.
    Er will mir Angst machen, dachte Cassell. Und, verdammt, er schafft es auch. Aber Cassell riß sich zusammen, um sich nichts anmerken zu lassen.
    „Bei Ihnen weiß man nie, woran man ist, Quintano", sagte Cassell mit erzwungenem Lachen. „Zuerst tun Sie, als wäre die Folterkammer tabu, und jetzt ... "
    „Sie erscheinen mir nun als geeignet, die Folterkammer zu sehen."
    Sie erreichten das Ende der Wendeltreppe und kamen in einen feuchten Gang, der von Fackeln erhellt wurde und in dem es nach Moder und Rauch stank. Quintano öffnete mit einem schweren Schlüssel ein Gitter und schloß hinter ihnen wieder ab.
    „Das ist das Verlies", erklärte Quintano und deutete auf die schweren Eisentüren links und rechts, die so niedrig waren, daß man sich bücken mußte, wenn man hindurch wollte.
    „Was ist das für ein Stöhnen?" fragte Cassell, als er durch eine Tür Geräusche vernahm.
    „Wollen Sie es wirklich wissen?"
    Cassell schüttelte schnell den Kopf, aber Quintano war bereits bei der Zellentür und öffnete eine Klappe. Cassell ging hin und blickte durch die Klappe. Das Stöhnen und Wimmern war jetzt lauter zu hören. Aber es war in der Zelle so dunkel, daß Cassell keine Einzelheiten erkennen

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