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077 - Zu Gast bei Mr. Vampir

077 - Zu Gast bei Mr. Vampir

Titel: 077 - Zu Gast bei Mr. Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Randa
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keine von ihnen auserwählt, seine immense Macht mit ihm zu teilen.
    Er seufzt.
    Wer war vor Lucienne Lefevre an der Reihe? Er erinnert sich nicht mehr. Das ist klar; er kann sein Gedächtnis nicht mit unwichtigen Kleinigkeiten belasten. Eins weiß er jedoch: Als Lucienne ankam, war sie allein im Haus. Er hatte wohl mit einem Schlag alle Vorangegangenen eliminiert. Sobald er Jeannine untergebracht hat, muß er einen Blick in die Gruft werfen.
    Sie verspätet sich. Er blickt auf seine Armbanduhr: In neun Minuten fährt der Siebzehn-Uhr-Vier-Zug ab, jeden Augenblick muß Jeannine am Ende der Straße auftauchen. Er ist ungeduldig.
    Ah! Da ist sie! Sie springt eilig über die unebenen Steinquadern des Gehsteiges. Wenn sie nicht im Dienst ist, trägt sie nur hohe Absätze, und man merkt, daß das Laufen ihr damit schwerfällt.
    Leggatt geht ihr einige Schritte entgegen. Als er fast auf gleicher Höhe mit der jungen Frau ist, spielt er den Überraschten. Er lüftet seinen Hut mit übertriebener Galanterie.
    „Oh, Mademoiselle Jeannine.“
    „Monsieur Leggatt.“
    Mit einem Lächeln reicht er ihr die Hand, aber sie sagt sofort:
    „Entschuldigen Sie mich, Monsieur Leggatt, aber ich muß meinen Zug erreichen.“
    „Ihren Zug?“
    „Ja.“
    „Sie fahren nach Paris zurück?“
    „Heute abend muß ich Juliette vertreten, sie geht mit ihrem Verlobten aus.“
    Sie will weiterlaufen, aber er hält sie zurück.
    „Ich fahre auch nach Paris zurück. Ich kann Sie mitnehmen.“
    „Sie sind mit dem Wagen da?“
    Er zeigt auf seinen Cadillac. Niemals hätte sie geglaubt, daß Arthur Leggatt eine solche Staatskarosse fährt! Weiter stellt sie eine gewisse Veränderung fest. Vielleicht zu seinem Vorteil, obwohl sie in seiner Gegenwart plötzlich ein merkwürdiges Unbehagen spürt.
    „Vielen Dank, Monsieur Leggatt, aber ich möchte Ihnen keine Umstände machen…“
    „Es wäre mir ein Vergnügen…“
    Sie schüttelt den Kopf. „Nein, ich muß meinen Zug erreichen.“
    „Erwartet man Sie?“
    „Nein.“
    „Also …“
    Es ist schwer, einem Gast so offensichtlich eine Abfuhr zu erteilen, und außerdem bestehen doch keine Bedenken. Er ist ja nur der alte Trottel, über den man im Restaurant insgeheim lächelt. Und die bessere Kleidung und der teure Wagen ändern daran nichts.
    „Ich glaube, Sie haben keine Wahl mehr, Mademoiselle Jeannine“, sagt er, nachdem er auf seine Uhr geblickt hat. „Es bleibt Ihnen noch genau eine Minute bis zur Abfahrt des Zuges.“
    Sie seufzt unschlüssig. Dann lächelt sie Leggatt an. Er kann ja nichts dafür, daß sie so herumtrödelte.
    „Es ist doch viel bequemer im Wagen, Mademoiselle Jeannine“, sagt er eifrig.
    „Noch dazu in einem Wagen wie dem Ihren“, bestätigt sie. „Ich werde glauben, ich habe in der Lotterie gewonnen. Ich wußte nicht, daß Sie einen Wagen haben!“
    „Ich verwende ihn nur selten.“
    „Im Restaurant hielt man Sie für…“
    Sie unterdrückt das Wort und errötet.
    „Wofür?“
    „Nun … man nimmt dort nicht an, daß Sie so reich sind…“
    „Reich? Reichtum ist relativ. Je nachdem, welche Vergleichsbasis man annimmt.“
    Galant öffnet er ihr den Wagenschlag, und sie läßt sich in den weichen Lederpolstern nieder.
    „Ich habe Sie noch niemals mit der Sonnenbrille gesehen.“
    „Ich brauche sie nur zum Fahren.“
    Er ist nicht mehr derselbe was Jeannine am meisten überrascht, ist seine neue Selbstsicherheit. Sie hat ihn immer nur als bescheidenen, schüchternen Gast gekannt, von dem man den Eindruck hatte, daß er immer im Hintergrund bleiben wollte.
    Er startet den Wagen, und der Cadillac gewinnt zusehends an Geschwindigkeit. Das ist ein neuer, überraschender Zug an Leggatt: Er fährt mit einer lässigen Selbstverständlichkeit und Sicherheit, wie sie nur geübte Fahrer haben.
    „In der Seitentasche ist eine Schachtel Pralinen“, sagt Leggatt. „Bedienen Sie sich doch…“
    Sie greift in die Seitentasche und zieht einen Karton mit Likörpralinen hervor. Sie nimmt ein Stück heraus und hält Leggatt die offene Schachtel hin.
    „Nein, danke … ich rauche.“
    „Ach ja.“ Verwundert sieht sie ihn von der Seite an. „Sie haben doch bislang nicht geraucht.“
    Leggatt seufzt. „Es gibt noch einige Dinge, die Sie von mir nicht wissen.“
    Sie nimmt sich noch eine Praline. Wenn sie nur nicht dieses seltsame Unbehagen verspürte … eine geheime, schlummernde Furcht, die darauf wartet auszubrechen…
    Es ist warm im Wagen und sie ist müde. Es

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