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0771 - Der Knochen-Sessel

0771 - Der Knochen-Sessel

Titel: 0771 - Der Knochen-Sessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht vorstellen, dass er meinen Talisman einfach ignorierte, und deshalb brachte ich ihn in seine Aura hinein.
    Da geschah es. Es blitzte nicht, aber die Aura verdichtete sich. Sie verwandelte sich in starres, magisches Eis. Der Sessel und die Gestalt froren ein. Die Kräfte des Kreuzes hielten ihn gefangen, und plötzlich hörte ich ihn laut stöhnen.
    Allerdings nur in meinem Kopf. Es fehlte jegliche Akustik, er nahm auf gedanklichem Weg Kontakt mit mir auf und erklärte mir, dass er genau wisse, wer ich war.
    »Du hast es geschafft. Du hast den Sessel. Du hast ihn nicht haben sollen. Ich sage dir, dass du darüber nicht froh werden wirst. Wir wollen ihn bekommen – wir…«
    »Wer seid ihr?«
    »Templer!«
    »Baphomet?«
    »Er ist unser Fürst.«
    Ich wusste schon jetzt genug. Sie hatten also den falschen Weg eingeschlagen und würden wahrscheinlich auch versucht haben, an den Sessel heranzukommen.
    Damals war es ihnen nicht gelungen. Damals schon hatte es die Templer gegeben, angeführt von Hector de Valois, dessen Vertretung ich praktisch in der heutigen Zeit übernommen hatte.
    Nun war es mein Problem. Ich hatte den Sessel ersteigert und würde ihn so leicht nicht hergeben, das stand fest.
    Das genau wollte die andere Seite verhindern. Nur hatte ich bereits die erste Runde gewonnen.
    »Wer bist du?«, wollte ich wissen. Irrte ich mich, oder zuckte ein Lächeln über das Gesicht der im Sessel hockenden Gestalt.
    »Ich bin der Sucher.«
    »Des Sessels?«
    »Ja. Ich habe damals versagt, als man mich schickte. Jetzt habe ich ihn gefunden und werde…«
    »Du wirst nichts, Sucher. Ich habe ihn, und ich werde ihn behalten.«
    »Dann stirbst du!«
    »Bist auch du nicht tot?«
    Er gab mir keine Antwort, sondern kam auf eine andere Sache zu sprechen. »Der Sessel darf nicht in die falschen Hände gelangen. Jeder, der ihn uns wegnimmt, ist automatisch unser Feind.«
    »Das bin ich sowieso.«
    »Wir werden dich töten. Aber zuvor werden wir Gericht über dich halten. Du wirst dein Urteil hören und erleben, wie schrecklich es sein kann, zu sterben. Ich bin gekommen, um dich zu warnen. Ich gebe dir eine letzte Chance. Ich habe sie dem Neugierigen nicht gegeben, der sich auf diesen Sessel gesetzt hat. Kein Unreiner darf die Knochen unseres Meisters berühren. Er hat es getan. Der Sessel tötete ihn. Die Knochen waren es, die ihm die Kehle aufschlitzten, und dieses Schicksal wird auch dich ereilen. Deshalb sollst du umkehren. Kehr um, es hat keinen Sinn.«
    Das hätte er wohl gern gehabt. »Nein, ich kehre nicht um. Im Gegenteil, du hast mich neugierig gemacht.«
    »Der Tod ist schlimm.«
    »Ich weiß, aber ich habe nicht vor zu sterben. Du hast den Sessel gefunden, du bist der Sucher. Deine Aufgabe ist damit erledigt. Du wirst nicht mehr über mich Gericht sitzen können…«
    Es waren die letzten gedanklich gesprochenen Worte, die ich an ihn richtete. Einen Herzschlag später hatte ich mein Kreuz so weit nach vorn gedrückt, dass er nichts mehr dagegen unternehmen konnte.
    Ich hatte es gedanklich aktiviert und die Formel gesprochen. Das war genau der Weg zu ihm.
    Ein Blitzstrahl raste von innen her kommend in die Gestalt hinein und zerfetzte sie in einer kaum messbaren Zeitspanne. Ein scharfer Geruch drang in meine Nase, als hätten sich Schwefelgase mit denen eines faulenden Sumpfes vermischt.
    Ich starrte auf den Skelett-Sessels. Er war leer.
    Ich drehte mich zur Seite und fragte mich, ob ich schon einen Sieg errungen hatte. Schritte rissen mich aus meinen Überlegungen. Abe Douglas eilte auf mich zu. Er schnüffelte, als er stehen blieb. »Wonach stinkt es hier? Hast du etwas verbrannt?«
    »Ja, einen Geist!«
    Der G-Man trat zur Seite, als hätte ich ihm furchtbare Angst eingejagt. Er schüttelte den Kopf. »Wieso hast du…?«
    »Ich habe den Mönch vernichtet, den Geist, dein Gespenst.« Abe starrte auf das Kreuz, das ich ihm entgegenhielt.
    »Hiermit habe ich es getan, mein Lieber.«
    Er verdrehte die Augen. Mit beiden Händen schlug er gegen seine Stirn. »Das darf doch nicht wahr sein«, flüsterte er, »was hast du getan? Ihn vernichtet?«
    »Ja.«
    »Warum denn?«
    »Er gönnte mir den Sessel nicht.«
    Abe fand einen Hocker, auf dem er sich niederließ. »Okay, okay, John, du bist bei klarem Verstand. Darf ich jetzt genau wissen, wie das hier abgelaufen ist?«
    Er durfte es. Abermals kam er aus dem Staunen nicht heraus. Zog danach ein vorläufiges Fazit. »Jetzt bist du ja gewissermaßen aus dem Schneider,

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