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0771 - In der Falle der Ewigen

0771 - In der Falle der Ewigen

Titel: 0771 - In der Falle der Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Höllenfürsten konnte er kaum noch sagen. Über 500 Jahre insgesamt war er inzwischen alt… als Zigeunerjunge in Armut geboren, und immer wieder bemüht, nach oben zu kommen…
    Längst hatte er es geschafft. Er wollte grundsätzlich immer einen Dollar mehr in seiner Tasche haben, als er gerade benötigte.
    Dennoch war er in all seinen Leben nie jemand gewesen, der für finanzielle Sicherheit über Leichen ging. Und solche Leichen forderte jetzt einer seiner Manager.
    Es ging um Personalkürzungen. Und zwar nicht um zehn oder zwanzig Leute. Es waren Zahlen im Gespräch, die Tendyke schwindeln ließen. Auch an seinem weltumspannenden Konzern ging die Wirtschaftskrise nicht spurlos vorüber. Tendyke Industries musste sich im gleichen Maße strecken und verbiegen wie jede andere Firma.
    Robert wollte es jedoch nicht so einfach hinnehmen, dass der einzige Ausweg aus einer Krise die Entlassung von Mitarbeitern war, die sich über Jahre hinaus für den Konzern engagiert hatten. Zumindest wollte er den einen oder anderen unkonventionellen Versuch starten, damit die Arbeitsplätze erhalten blieben.
    Ihm war klar, dass nicht wenige seiner Nadelstreifen-Manager ihn hinter vorgehaltener Hand für einen Spinner hielten. Sollten sie ruhig. Man würde ja sehen, wer am Ende Recht behielt.
    Aus diesem Grund also hatte er das Projekt Spinnennetz verlassen und war auf dem Weg zur Firmenzentrale in El Paso, Texas. Gerade jetzt war das äußerst ungünstig. Zamorra und sein Team waren seit knapp sechs Stunden im All. Robert wäre nur zu gerne vor den Monitoren geblieben, denn ein so ausführlicher Test mit einem der Spider war bisher noch nie durchgeführt worden.
    Andererseits - helfen konnte er seinen Freunden von dort aus im Ernstfall auch nicht.
    Im Vorzimmer zu Roberts Büro empfing ihn Lysa, seine persönliche Sekretärin, deren Nachnamen er sich einfach nicht merken konnte. Sie stammte aus Paraguay und hatte dort mehr als einen Schönheitswettbewerb gewonnen.
    Doch das war nicht der Grund, warum Tendyke sie eingestellt hatte… zumindest nicht der Hauptgrund. Lysa war nicht nur ein Organisationsgenie, sondern hatte auch ein erstaunliches Durchsetzungsvermögen. Auch ihrem Chef gegenüber, wenn es denn sein musste.
    Und wenn sie ihn denn überhaupt einmal zu Gesicht bekam. Lysa konnte es oft an den Fingern ihrer Hände abzählen, wie oft Robert Tendyke im Jahr an seinem Schreibtisch saß.
    Er war eher der Abenteurer, der der Zivilisation für Tage und Wochen den Rücken kehrte und die Geschäfte seinen Angestellten überließ. Das Erbe seiner Mutter vor über 500 Jahren… er war der ruhelose Zigeuner, er war der Ahasver der Neuzeit.
    »Sie sind beinahe eine ganze Stunde zu früh, Chef.« Ihre unterkühlte Art reizte viele Männer ganz besonders. Robert gegenüber war sie stets äußerst dienstlich geblieben, und auch den restlichen Männern in der Zentrale war es ähnlich ergangen.
    Ihr Spitzname Frostlady war durchaus passend gewählt. Dabei wäre sicher jeder in diesem Gebäude nur zu gerne bei ihr gelandet. Denn die kleine und äußerst gut proportionierte Frau versprühte mehr Sex als ein Dutzend Striptease-Tänzerinnen Sekunden vor dem Ende ihres Auftritts. Robert war davon überzeugt, dass Lysa selbst nichts dazu tat.
    »Ich weiß, Lysa, aber wenn ich zu spät komme, kriege ich immer Ärger mit Ihnen. Das wollte ich nicht riskieren.«
    Sein entwaffnendes Grinsen kitzelte keinerlei Reaktion bei ihr hervor. Also gab Tendyke auf und ging schulterzuckend in sein Büro. Lysa schien eine Monsterlaus über die Leber gelaufen zu sein. Aber das war jetzt nicht sein Hauptproblem.
    Er stutzte kurz, als er an seinen Schreibtisch trat und sich langsam auf dem Ledersessel niederließ. Robert Tendyke schloss die Augen und atmete tief durch. »Was willst du hier?«
    ***
    Die in den leeren Raum hinein gestellte Frage hätte einen Beobachter an Tendykes-Verstand zweifeln lassen. Dennoch wurde ein beinahe zufrieden klingendes Lachen in der Mitte des Zimmers laut. Und nur einen Wimpemschlag später wurde die Gestalt Asmodis’ sichtbar. Ohne auf eine Einladung zu warten, setzte er sich in den Sessel, der auf der anderen Seite des Schreibtischs für Besucher bereitstand.
    »Das gibt mir ja dann doch Hoffnung. Auch wenn du mich nicht gerade liebst, so spürst du mich dennoch. Auch dann, wenn ich von anderen nicht bemerkt werden kann.« Der frühere Fürst der Hölle, der nach eigenem Bekunden die Seiten gewechselt hatte, trat wieder einmal

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