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0772 - Das Gericht der Toten

0772 - Das Gericht der Toten

Titel: 0772 - Das Gericht der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das.
    Suko konnte sich nicht bewegen. Wenn er starb, dann in einer Starre, die er nicht gewollt hatte. Er spürte den Druck, die beginnende Angst, und er konnte hinter den Mordhänden die starren Gestalten seiner drei Freunde erkennen.
    Gleichzeitig hörte er wieder das Kichern. Abgehackt wehte es durch seinen Kopf, als hätte jemand auf einem knöchernen Klavier gespielt. Suko wusste, dass er einen Fehler begangen hatte. Der Sessel würde ihn töten.
    Das war genau der Moment, der Glenda auf die Palme brachte. Sie hielt es nicht mehr aus und stürmte dem Sessel entgegen…
    ***
    Bill Conolly wusste selbst nicht, was mit ihm los war. Normalerweise wäre er nicht so starr auf seinem Platz sitzen geblieben, denn er sah nicht nur, wie schlecht es Suko ging, er hatte auch mitbekommen, wie sich die Skelettarme erhoben und sich die Hände gedreht hatten. Ihre knochigen Fingerspitzen waren dabei zu Waffen geworden, die auch töten konnten.
    Aber Bill tat nichts.
    Auch Sir James blieb sitzen. Er hockte in einer steifen Haltung auf der Couch und machte den Eindruck eines Mannes, der sich zwar entschlossen hatte, den Raum zu verlassen, es bisher aber noch nicht übers Herz hatte bringen können.
    Und so blieb er sitzen.
    Wie auch Bill.
    Beide Männer waren ebenfalls von der Magie erfasst worden, die hier herrschte. Sie hatte sie ausgeschaltet. An Glenda Perkins war die Magie vorbeigehuscht.
    Die Frau konnte sich nicht erklären, warum niemand etwas tat.
    Die beiden sahen doch, wie schlecht es Suko ging, dass er dicht davor stand, getötet zu werden.
    Sie atmete heftig. Ihr Blick glitt nach rechts, wo Bill Conolly saß. Er wirkte wie eine Statue und hielt noch immer ihr rechtes Handgelenk fest. Der Griff war nicht mehr so hart wie am Anfang, sondern schlapp geworden. Dieser Ausdruck passte zu den beiden Männern.
    Sie waren einfach schlapp und hatten ihre sonstigen Energien verloren.
    Nicht so Glenda. Sie wollte nicht Zeugin eines Mordes an einem Freund werden. Deshalb handelte sie.
    Mit einem Ruck befreite sie sich aus dem Griff. Bill fasste nicht einmal nach. Er tat auch nichts, um die Frau aufzuhalten, und Glenda nutzte ihre Chance.
    Mit wenigen Schritten hatte sie den Skelett-Sessel erreicht. Sie wollte Suko in die Höhe zerren und zuvor die beiden Knochenarme zur Seite drücken.
    Es blieb beim Versuch.
    Sie schlug mit beiden Händen zu, aber weder die rechte noch die linke Hand fanden Widerstand. Sie huschten hindurch.
    Es war kein Skelett vorhanden. Es gab den Sessel nicht, aber es gab ihn doch. Es gab ja Suko. Glenda taumelte nach vorn. Diese letzten Gedanken waren ihr während der Bewegung durch den Kopf gehuscht, und erst als sie gegen den TV-Apparat stieß, da kam ihr zu Bewusstsein, dass Suko und der Knochen-Sessel nicht mehr als ein Spiegelbild oder eine Projektion gewesen waren.
    Kein Mensch mehr im eigentlichen Sinne. Die andere Seite hatte ihn längst geholt und nur sein Bild dagelassen wie ein in den Raum projiziertes Hologramm.
    Glenda stützte sich an der Kante des TV-Tisches ab. Sie drehte sich um und schaute nun gegen die Rückseite des Sessels. Er war noch da, aber er war in Wirklichkeit nicht mehr vorhanden.
    Mit blutleerem Gesicht und zitternden Knien ging sie auf den Sessel zu. Jetzt – jetzt hätte sie gegen ihn stoßen müssen, doch das war nicht der Fall.
    Sie schritt hindurch, vereinigte sich mit dem Skelett-Sessel und der Gestalt des Inspektors.
    Sie ließ den Sessel hinter sich. Zwei Männer saßen vor ihr. Waren auch sie nur noch Hologramme? Glenda fürchtete sich davor, deshalb wollte sie es genau wissen und ging zuerst auf Bill Conolly zu.
    Sie fasste ihn an. Diesmal spürte sie den Widerstand seiner Schulter. Es gab ihn also, er war keine Geistgestalt. Bill war echt und Sir James sicherlich auch.
    Sie rüttelte den Reporter.
    Bill stöhnte leise, mehr tat er nicht. Dann flüsterte er trotzdem.
    »Mein Kopf, ich – ich – habe dumpfe Schmerzen. Was ist nur geschehen? Ich kann es nicht…«
    »Schon gut, Bill, schon gut.« Glenda wusste jetzt, dass der Reporter noch lebte und auch normal war. Sie musste sich wieder um die schreckliche Performance in ihrem Rücken kümmern, und deshalb drehte sie sich um. Sie tat es nicht bewusst langsam. Glenda kam sich einfach so matt vor. Sie hatte das Gefühl, als würden Bleigewichte an ihren Armen und Beinen hängen, die sie zurückhielten.
    Nur schwer widerstand sie dem Druck der Tränen. Eine schwere Depression hatte sie überfallen, weil sie sich auch

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