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0772 - Die Rache des Toten

0772 - Die Rache des Toten

Titel: 0772 - Die Rache des Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.H. Rückert
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in Richtung Ausstellung und blieb abwartend stehen.
    »Was ist denn los, mein Bester?« Der Nachtwächter blickte erstaunt. »Hast du etwas gehört?«
    Der Hund bellte ein zweites Mal wie zur Bestätigung.
    Chapel hielt den Kopf etwas schräg und versuchte, zu lauschen. Er zog angestrengt die Stirn in Falten, doch seine Bemühungen, etwas zu vernehmen, waren umsonst. Er konnte nichts Außergewöhnliches feststellen.
    »Fritz«, tadelte er seinen vierbeinigen Freund, »was hast du nur? Da war doch nichts.«
    Erneut bellte der Hund, zuerst in Chapels Richtung, dann wieder zur Ausstellung im ersten Stock.
    Mit einem theatralischen Stöhnen erhob sich Chapel von seinem Stuhl. Wer ihn hörte, könnte glauben, dass der Wächter mitten im Rentenalter wäre. Dabei zählte Howie gerade einmal 45 Jahre. Durch seine schmale Gestalt und die manchmal naiv in die Welt dreinschauenden blauen Augen wirkte er meist auch jünger, als er war. Naivität und Rechthaberei zählten zu den ausgeprägtesten Zeichen seines Charakters.
    Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse und strich die kurzen weißblonden Haare zurück.
    »Ich komme ja schon«, nuschelte Chapel. Dabei hatte er sich so auf sein erstes Abendessen gefreut. Er aß leidenschaftlich gerne, was man ihm aber nicht ansah.
    Fritz lief indessen hin und her. Selbst einem schlechten Beobachter wäre aufgefallen, dass etwas passiert sein musste.
    Howie Chapel folgte dem Schäferhund in den ersten Stock. Er ging langsam den Gang entlang und betrachtete dabei die Ausstellungsstücke.
    »Nichts fehlt«, murmelte er erleichtert. »War wohl doch bloß Fehlalarm…«
    Vor der Glasscheibe, hinter der sich das Henkersbeil befinden sollte, blieb Chapel stehen. Sein Teint war schon immer ziemlich blass gewesen, doch nun wurde er kalkweiß.
    »Verdammter Mist!«, fluchte er, noch ehe das Begreifen richtig in seinen Verstand drang. Und es klang so, als ob er sich wegen des Diebstahls beleidigt fühlte.
    »Das gibt es nicht… Das darf es gar nicht geben! Ausgerechnet in meiner Schicht!«
    Alles Schimpfen half nichts und änderte nichts an der Situation.
    »Das Henkersbeil ist weg!«
    ***
    Sehr geehrter Professor Zamorra, Sie haben keine Wahl. Kommen Sie morgen um 21:00 Uhr zur Belle Ille, allein und unbewaffnet. Ich werde Sie dort irgendwo am Strand finden. Falls Sie nicht erscheinen sollten, finden Sie Ihren Hausdrachen Fooly übermorgen geschlachtet und gegrillt vor.
    Und das ist kein Spaß!
    Ich meine es ernst.
    Todernst!
    Das sehen Sie am Zustand des Dolches, und das werden Sie in wenigen Minuten erfahren.
    Ein ehemaliger Bekannter
    »Wenn das ein Spaß sein soll, dann ist das ein ziemlich schlechter.«
    Zamorra drehte den Zettel, der etwa die Größe eines DIN-A5-Blattes besaß, in seinen Händen hin und her. Er presste die Lippen zusammen. Für alle Fälle hatte der Unbekannte noch eine kleine Skizze des genauen Treffpunktes gezeichnet.
    Zamorra blickte über den hufeisenförmig geschwungenen Arbeitstisch mit den drei Plätzen, die Zugriff auf das hochleistungsfähige Computersystem erlaubten. Dann setzte er sich vor eines der Rechnerterminals. Als er sein Spiegelbild im Monitor sah, versuchte er in Gedanken versunken, die dunkelblonden Haare mit den Händen zu bändigen. Das gab er aus Mangel an Erfolg jedoch bald wieder auf.
    Am Abend vorher hatte er mit Freunden im Gasthof Zum Teufel einen kleinen Umtrunk veranstaltet. Erst nach einer kalten Dusche würde er sich wieder besser fühlen und salonfähig aussehen.
    »Was soll das bedeuten, ein › ehemaliger Bekannter‹«, fragte er sich ungläubig. »Entweder ist jemand ein Bekannter oder er ist es nicht. Will mich da jemand auf den Arm nehmen?«
    Viel wichtiger erschien ihm allerdings die Frage, wie der Unbekannte in Château Montagne eindringen konnte. Das Schloss an der südlichen Loire war gegen schwarzmagische Beeinflussung gesichert, aus diesem Grund konnte es sich nicht um Höllenwesen handeln. Stygia, die Fürstin der Finsternis, oder andere Dämonen konnte er also in diesem Fall aus der Liste der Verdächtigen streichen.
    »Könnte es sich um denjenigen handeln, der hinter der Vernichtung von Beaminster Cottage steckt?«, fragte er und dachte an Rico Calderone, den Herrn der Hölle. [1]
    Der frühere Sicherheitsbeauftragte der Tendyke Industries und jetzige Dämon hatte in letzter Zeit des Öfteren versucht, Zamorra das Leben schwer zu machen.
    Der Dämonenjäger schüttelte den Kopf. Es war müßig, sich darüber Gedanken zu

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