0772 - Die Rache des Toten
Montagne. Er las sie aus den Gedanken von William, dem Butler. Bei Nicole Duval und Zamorra verzichtete er auf den-Versuch. Er wusste, dass sie gegen fremde Gedankenleser abgeschirmt waren. Und Fooly besaß magische Fähigkeiten. Da war die Gefahr, entdeckt zu werden, besonders groß.
Nicht, dass der Mann vor den anderen Angst haben musste, dafür waren seine Fähigkeiten zu stark. Aber er hätte sich um das Vergnügen ihrer Ängste und Zweifel gebracht.
Und das wollte er nicht.
Nicht nach all diesen Jahren der Qual!
Der Mann hätte zufrieden sein können, aber kein Lächeln lag auf seinem Gesicht.
All seine Energie hatte er für die Konzentration auf die Ereignisse in Zamorras Château aufgewendet. Schließlich sollte niemand bemerken, dass er telepathisch lauschte. Die weißmagische Sperre, die das Château umgab, stellte dabei für ihn absolut kein Hindernis dar.
Zuvor hatte er mittels zeitlosem Sprung die Aktionen mit dem Dolch, dem Beil und dem Zettel durchgeführt. Auch das kostete viel Energie. Und er wollte seine Kräfte aufsparen. Wer wusste, wann er sie zum entscheidenden Schlag benötigte?
Also zog er sich vorsichtig aus Williams Gedanken zurück. Seine Konzentration ließ nach, sein Gesichtsausdruck entspannte sich.
Falls Zamorra bei der ihm gestellten Aufgabe Schaden nahm, dann war es ihm recht. Alles, was dem Meister des Übersinnlichen schadete, freute ihn.
Der Mann wollte nicht töten, aber wenn Zamorra nicht aufpasste, dann war der Meister des Übersinnlichen selbst Schuld.
Mit dem Professor hatte der Mann noch eine Rechnung offen, denn dieser trug für ihn die Schuld an seinem Schicksal…
»Langsam, nichts überstürzen«, flüsterte er heiser in Halbtrance. »Viel Zeit lassen für die gerechte Strafe. Das hast du verdient…«
Davon war er felsenfest überzeugt. Von nichts auf der Welt hätte er sich an der Bestrafung hindern lassen.
Dass er Fooly als Mittel zum Zweck missbrauchte, interessierte ihn nur am Rande. Der Drache war nicht wirklich sein Feind.
Sein Feind war Zamorra. Ihm galt die Rache.
Und ihn konnte der Mann, der sich dem Meister des Übersinnlichen noch nicht zu erkennen gegeben hatte, am besten über seine Gefährten treffen.
»Du wirst dir eines Tages wünschen, tot zu sein, Zamorra«, murmelte er mit einem eigenartigen Lächeln. »So tot, wie ich es einmal war…«
Dabei wollte er ihn nicht einmal töten.
Nur bestrafen.
Denn der Professor trug die Schuld an allem, was er erleiden musste…
***
»Und warum beginnst du dann nicht endlich mit der Zeitschau, Chef?«, drängelte Fooly.
Zamorra atmete hörbar tief ein und aus. Das Frühstück musste er verschieben. Der Drache besaß viele Tugenden, aber Geduld zählte mit Sicherheit nicht dazu.
Bestimmt hatte Fooly damit Recht, wenn er sofort auf die Spur des Unbekannten stoßen wollte. Bei der Zeitschau zählte jede Stunde, die vom Amulett als Energie abgezogen wurde, doch Zamorra war sicher, dass der Zettel und das Henkersbeil erst in den letzten sechs oder sieben Stunden ins Château gelegt worden waren. Vorher waren sie alle wach gewesen und niemand hatte etwas Ungewöhnliches festgestellt.
Und das Zurückverfolgen dieser Zeitspanne würde er locker verkraften können.
Zuerst wollte er die Fakten sammeln. Nach dem Auffinden des Henkersbeils war er sich sicher, dass es der unbekannte Erpresser ernst meinte. Wer die M-Abwehr des Châteaus durchbrechen konnte, gehörte nicht zu den Höllenmächten. Doch besonders edel konnten die Motive auch nicht sein, wenn das Leben des Jungdrachen auf dem Spiel stand.
Zamorra zermarterte sich das Gehirn, wer dahinter stecken könnte, doch als Gegner dieses Kalibers fielen ihm nur schwarzmagische Personen ein.
Und das kann es nicht sein, dachte er enttäuscht. Ich weiß, dass ich ihn kenne , nicht nur, weil er das zugegeben hat. Aber wer kann es sein?
Er zuckte mit den Schultern. Es hatte keinen Sinn, darüber nachzugrübeln. Er streckte die rechte Hand aus und rief Merlins Stern.
Einen Augenblick später hielt er das Amulett in der Hand.
»Na endlich«, schnaufte Fooly erleichtert, als würde alleine das Erscheinen des Amuletts alle Sorgen beiseite wischen. »Das wurde aber auch Zeit.«
Zamorra lächelte über den vorwurfsvollen Unterton in Foolys Stimme. Dann schüttelte er den Kopf.
»Zuerst untersuche ich das Beil nach magischen Spuren«, erklärte er.
Der Drache kniff unwillig die Telleraugen zusammen. »Warum denn das? Schwarze Magie kann doch nicht ins
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