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0772 - Die Rache des Toten

0772 - Die Rache des Toten

Titel: 0772 - Die Rache des Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.H. Rückert
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»Benötigten Sie etwas Bewegung?«
    »Nein«, bekannte Zamorra. »Haben Sie nicht den Mann in der dunklen Bekleidung gesehen, den ich verfolgt habe?«
    »Einen zweiten Mann?« Der Uno-Fahrer runzelte die Stirn. »Sind Sie ganz sicher, dass Sie bei diesem Wetter keinen Sonnenstich bekommen haben?«
    »Es ist Winter!«, warf Zamorra ein. »Wie sollte ich da…?«
    »Eben«, unterbrach ihn der Fiat-Fahrer. »So wenig wie Sie bei diesem Wetter einen Sonnenstich bekommen können, so wenig gab es auch einen Mann, der vor Ihnen den Berg hinabrannte. Ein guter Rat von mir: Lassen Sie sich von Ihrem Arzt untersuchen.«
    Ohne weitere Verabschiedung fuhr der Fiat an und war innerhalb weniger Sekunden verschwunden.
    Zamorra blieb nichts weiter übrig, als am Straßenrand wieder zu seinem BMW zurückzugehen.
    »Wenn der Mistkerl wirklich den zeitlosen Sprung beherrscht«, überlegte er laut, »dann stimmt es, was mir-Teri Rheken nach dem Einsatz auf K’oandar sagte: Avenge ist ein Silbermond-Druide.« [3]
    Zum ersten Mal kam ihm ein Gedanke, wer Avenge sein könnte. Bisher hatte er alle Spekulationen in diese Richtung als Spinnerei abgetan. Aber konnte das wirklich der Wahrheit entsprechen?
    Nachdenklich ging Zamorra zurück zu seinem BMW. Er setzte sich in den Wagen, startete den Motor und fädelte sich in den laufenden Verkehr ein.
    ***
    »Hallo, Zamorra! So antworte doch!«, rief Nicole Duval auf Château Montagne in ihr Visofon. »Was ist denn passiert?«
    Sie erhielt keine Antwort, denn Zamorra hatte sein Handy auf den Beifahrersitz gelegt und den Wagen verlassen, ohne auf die Anfragen seiner Gefährtin zu achten.
    »Was soll das jetzt bedeuten?«, wunderte sich Nicole. »Mitten im Wort hört der auf, mit mir zu reden.«
    William zog eine Augenbraue indigniert hoch, enthielt sich aber eines Kommentars.
    »Ich bin keine wehrlose Maus, war das letzte, was ich von ihm gehört habe.« Sie schüttelte den Kopf. »Da soll einer schlau draus werden.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe, dann trennte sie die Verbindung. Man konnte ihr ansehen, dass die Gedanken hinter ihrer Stirn hin und her flogen.
    »Es hat sich nicht so angehört, als wäre er in Gefahr gewesen«, überlegte sie. »Aber was war es dann?«
    Sie hätte einiges dafür gegeben, wenn ihre Telepathiegabe so stark ausgeprägt wäre, dass sie sogar auf die Entfernung über mehrere hundert Kilometer Gedanken empfangen konnte.
    »Aber es soll wohl nicht sein«, murmelte sie im Selbstgespräch.
    »Bitte, Mademoiselle?« Der Butler wusste nicht, was ihre Bemerkung bedeuten sollte. Nun zog er die Augenbrauen fragend in die Höhe.
    Nicole bemerkte, dass sie laut gedacht hatte. »Nichts von Bedeutung, William.«
    Das schien den Butler nicht zu beruhigen. Er stand immer noch so gerade, als habe er soeben einen Stock verschluckt.
    »Schauen Sie mich nicht so seltsam an, William«, beschwerte sich Nicole. »Ich bin noch klar bei Verstand.«
    »Das habe ich nie bezweifelt, Mademoiselle«, beeilte sich William zu sagen.
    »Ich habe vorhin schon versucht, Teri Rheken zu erreichen, aber kein Mensch weiß, wo sie sich derzeit befindet.« Nicole presste die Lippen zusammen. »Ich versuche es einmal mit Gryf ap Llandrysgryf. Wenn uns jemand helfen kann, dann ist er es mit seiner Erfahrung.«
    In der Kehle des Butlers schien sich ein großer Knoten zu bilden. Er wusste, dass der Silbermond-Druide angerufen hatte. Er wollte dies auch seiner Dienstherrin mitteilen - doch der Befehl des Reeders aus Calais war stärker.
    Duval blickte ihn fragend an. Etwas am Verhalten ihres Bediensteten kam ihr eigenartig vor. Um das zu erkennen, benötigte sie keine telepathische Gabe.
    »Was ist los, William?«, erkundigte sie sich. »Geht es Ihnen nicht gut?«
    Der Butler wischte sich mit einer Hand über die Stirn. Es wirkte, als wolle er etwas Undefinierbares vertreiben. Etwas wie einen Schatten?
    »Nur ein kurzes Unwohlsein, Mademoiselle«, antwortete William. »Es ist bestimmt bald vorbei.«
    Er ersuchte darum, sich für kurze Zeit zurückziehen zu dürfen, bis es ihm wieder besser ging. Natürlich gewährte ihm Nicole die Bitte, schließlich hatte sie keinen Grund, William zu misstrauen.
    Hätte sie seine Gedanken gelesen, hätte sie gewusst, wer hinter dem kurzen Unwohlsein steckte.
    So versuchte sie, Giyf ap Llandrysgryf zu erreichen, aber stets hörte sie nur das Freizeichen.
    »Der Knabe wird nicht zu Hause sein«, vermutete sie. »Er hat wohl vergessen, einen magischen Anrufbeantworter

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