Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0772 - Die Rache des Toten

0772 - Die Rache des Toten

Titel: 0772 - Die Rache des Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.H. Rückert
Vom Netzwerk:
kleine Schweiz hat sehr schöne landschaftliche Reize. Das dürfte sogar Ihnen bekannt sein.
    Ach, Sie wohnen nicht sehr weit davon entfernt? Umso besser!
    Wir treffen uns heute Abend um 20 Uhr auf dem Ortler, das ist ein 3905 m hoher Berg südlich des Val Velosta in Südtirol gleich hinter der Schweizer Grenze. Die Zeit reicht auf jeden Fall. Beeilen Sie sich, denn wir wissen beide, dass Sie sehr langsam sind. Damit Sie nicht ganz so schusselig dastehen, erhalten Sie wieder eine Skizze, nach der selbst Blinde etwas finden würden.
    Kopien anzufertigen können Sie sich in Zukunft sparen. Oder haben Sie noch nicht bemerkt, dass Ihre Kunstwerke nicht mehr existieren?
    Sie erreichen den Ort Sulden, fahren dort mit der letzten Bergbahn hoch und bleiben die ganze Nacht oben. Darauf dürfen Sie sich einrichten.
    Sie kommen alleine! Haben wir uns verstanden? Andernfalls müssen die anderen Château-Bewohner ihren Starrsinn ausbaden. Lassen Sie sich Foolys Schicksal eine Warnung sein.
    Wenn Sie sich an meine Forderungen halten, kann es sein, dass Sie mir begegnen.
    Ich freue mich schon darauf. Was man von Ihrer Seite vielleicht nicht behaupten kann.
    Au revoir.
    Ihr sehr ergebener Luc Avenge
    Zamorra stand einige Minuten da, die Hände zu Fäusten geballt. Er schloss die Augen und zählte bis zehn.
    Wild stieß er einen Fluch aus. Irgendwie musste er seinem Zorn Luft machen.
    Nicole biss sich auf die Lippen. Auch sie machte Avenges hochnäsiger Ton rasend. Aber noch mehr traf sie der Vorwurf, Schuld an Foolys Schicksal zu sein.
    »Wäre ich daheim geblieben, dann…«, flüsterte sie.
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube nicht, dass er Fooly dann geschont hätte«, versuchte er, ihr die Schuldgefühle zu nehmen. »Im Gegenteil. Der will uns systematisch fertig machen.«
    ***
    »›Beeilen Sie sich, denn wir wissen beide, dass Sie sehr langsam sind.‹ Das ist doch die Höhe!«, schimpfte Zamorra. »Für wen hält der sich?«
    Er musste sich auf den Straßenverkehr konzentrieren. Wie in Andorra, so beherrschte auch hier Stop-and-go-Verkehr das Straßenbild. Avenge schien genau zu wissen, welche Bergpässe derzeit überlastet waren.
    »Oder besitzt der die Fähigkeit, in die Zukunft zu sehen?« Zamorra kurbelte mit einer Hand am Lenkrad, mit der anderen kratzte er sich am Hinterkopf. »Beherrscht Avenge allen Ernstes Präkognition?«
    Das würde einiges erklären, trotzdem wollte er nicht daran glauben, bis nicht das Gegenteil bewiesen war.
    Nur vereinzelt kamen ihm Autos entgegen. Der meiste Verkehr befand sich auf seiner Straßenseite.
    »Wie fast immer«, knurrte der Dämonenjäger. »Das besagt schon Murphys erstes Gesetz: Alles, was schief gehen kann, geht schief.«
    Glücklicherweise musste er auf dem Ofenpass keine Schneeketten aufziehen. Hier im Süden der Schweiz, an der Grenze zu Italien, hatte es seit Tagen nicht mehr geschneit, und die Räumfahrzeuge hatten die Schneelasten der Vorwoche beseitigt.
    Sieben Fahrzeuge vor Zamorra fuhr ein rumänischer LKW mit Anhänger. Der Fahrer des Lasters fuhr leichte Schlangenlinien. Autos, die den LKW überholen wollten, zögerten aus gutem Grund.
    »Ist der denn wahnsinnig?«, stieß Zamorra hervor. »Der gefährdet doch alle Überholenden.«
    Der Anhänger vollführte selbstverständlich ebenfalls die Schlangenlinien der Zugmaschine. Der Hintermann des LKW trat zum wiederholten Male auf die Bremse und vergrößerte dadurch den Abstand.
    Die Autos vor Zamorra schwenkten immer wieder nach links, um damit den Gegenverkehr besser übersehen zu können. Zum Glück war bei diesen Manövern noch kein Unfall geschehen.
    »Wer weiß, wie lange das noch so gut geht«, murmelte der Professor.
    Als Erstes hatte er überlegt, von Lyon nach Innsbruck zu fliegen, dort einen Mietwagen zu nehmen und von der anderen Seite her zum Ziel vorzustoßen. Aber Anrufe ergaben, dass am Innsbrucker Flughafen derzeit sämtliche Mietwagen ausgebucht waren. Etwas, das eigentlich völlig unmöglich sein müsste. Zähneknirschend war Zamorra also mit dem eigenen Wagen die lange Strecke gefahren.
    Und steckte jetzt hinter diesem verdammten Lastzug fest.
    Eine Strecke von etwa zweihundert Metern ließ sich gut überblicken. Gleich drei Fahrzeuge nutzten ihre Chance und überholten, so schnell es ging.
    »Da waren’s nur noch vier«, seufzte Zamorra. »Mal sehen, wann ich drankomme…«
    In diesem Augenblick hörte er eine Sirene. Zwei Autos hinter Zamorra befand sich ein Polizeiwagen. Dessen Insassen

Weitere Kostenlose Bücher