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0772 - Die Rache des Toten

0772 - Die Rache des Toten

Titel: 0772 - Die Rache des Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.H. Rückert
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Turm selbst war zweiundzwanzig Meter hoch und maß sieben Meter im Durchmesser. Die Wände hatten eine Stärke von einem Meter und dreißig Zentimetern. Der Turm besaß zwei Stockwerke, die, ebenso wie die knarrenden Verbindungstreppen, gänzlich aus Holz gefertigt waren. Eine Tafel über dem torlosen Eingang wies darauf hin, dass der Turm im Jahr 1492 erbaut wurde.
    Hier oben wehte ständig ein strenger Wind.
    Aus den glaslosen Fenstern, zumeist alten Schießscharten, hatte man einen einmaligen Ausblick über die gesamte Region. Das Panorama reichte hier vom Rande des Odenwaldes über die Stadt Aschaffenburg bis weit in den Spessart hinein.
    Luc Avenge war sich sicher, dass er noch selten in seinem Leben - auch seinem früheren Leben - etwas so Schönes gesehen hatte. Der Ausblick von hier oben war sensationell. Die Zweifel verschwanden, ob er den richtigen Ort zum Showdown gewählt hatte. Er hatte diesen Platz aus Zufall gefunden und sich gleich in ihn verliebt.
    Der Reeder konzentrierte sich.
    Er benötigte keinen Ausblick, um zu wissen, dass sein Feind in der nächsten Stunde mit einem geliehenen Mercedes 600 hierher kam.
    Dazu besaß er andere Sinne, die kaum ein Mensch sein Eigen nannte.
    Er wusste, dass Zamorra von Lyon nach Frankfurt geflogen war. Dass er danach einen Leihwagen genommen hatte. Dass er erst eine Rast eingelegt und danach eine Panne vorgetäuscht hatte, um Zeit zu gewinnen.
    Was verspricht er sich bloß von einer solchen Aktion ?, fragte er sich, unterließ es aber weiterzuschnüffeln.
    Ebenso war ihm bekannt, dass Nicole Duval zu Studienzwecken auf dem Glauberg weilte. Er nahm das nicht weiter ernst. Im Zweifelsfall wurde er auch mit beiden fertig. Wollte sie von dem Städtchen mit der antiken Anlage nach Südhessen kommen, so war sie mindestens 30 Minuten über die Bundesautobahn A45 unterwegs.
    Was er nicht wusste, war, dass das zweimalige Klingeln nach dem Telefonat ein ausgemachtes Zeichen für Nicole darstellte.
    Nach endlos erscheinenden Minuten fuhr der Mercedes den geteerten Feldweg entlang, der zum Wartturm führte.
    Zamorra lenkte den Wagen auf den Parkplatz vor dem Turm und stellte ihn kurz vor dem Eingang ab. Er stieg aus und sah sich um.
    Wie schon Avenge vor einigen Minuten, betrachtete auch Zamorra die Umgebung. Er zog die Schultern hoch, denn der eisige Wind setzte ihm enorm zu.
    Hier kreuzten sich zwei geteerte Wirtschaftsstraßen. Ansonsten war kein Mensch zu sehen. Noch nicht einmal auf dem Modellflugplatz, der sich vor dem Turm befand.
    Und die Landschaft…
    »Wow…«, flüsterte er.
    Mittlerweile war es Nachmittag. In knapp einer Stunde würde hier alles dunkel sein. Kilometerweit war kein Mensch zu sehen.
    Falls er wirklich hier ist, dann kann er sich nur im Turm verstecken!
    Er trat durch den torlosen Eingang.
    Das Innere des Turmes war schon ziemlich dunkel. Es handelte sich um eine kreisrunde Fläche, von der eine altersschwache Treppe in den ersten Stock führte.
    Zamorra lauschte mit angehaltenem Atem, ob sich sein Feind durch ein Geräusch verriet.
    »Avenge!«, rief er, als er nichts hören konnte. »Wo stecken Sie?«
    Es erfolgte keine Antwort.
    Hat mich der alte Schweinepriester wieder genarrt?
    Zamorra wollte es nicht glauben, dass Avenge fernblieb.
    »Wir sehen uns. Morgen Abend! Auf dem Wartturm!« Wenn Avenge so etwas sagte, dann war es nicht nur dahingeredet.
    Es war widersinnig, aber in diesem Punkt vertraute Zamorra dem Reeder.
    Zamorra betrat die Holztreppe. Sie knarrte schon auf der untersten Stufe.
    Der Meister des Übersinnlichen setzte seinen Weg vorsichtig fort. Keine der Stufen wirkte besonders Vertrauen erweckend. Bei jedem Schritt hatte er ein ungutes Gefühl.
    Es wird Zeit, dass hier renoviert wird, wünschte er sich. Selten hatte eine Holztreppe ein solches Unbehagen in ihm verursacht.
    Zwischen Erdgeschoss und erstem Stock befand sich zwischen zwei Holztreppen ein Absatz, der gerade breit genug war, dass zwei Menschen nebeneinander Platz hatten. Diesen Brettern misstraute Zamorra besonders. Er bekam eine Gänsehaut, als er darüber lief. Das Knacken des Holzes wollte überhaupt nicht mehr aufhören.
    »Luc Avenge!«, rief der Dämonenjäger wieder. »Sind Sie hier?«
    Es erfolgte keine Antwort.
    Im ersten Stockwerk befand sich außen ein kleiner Balkon mit Geländer. Der Balkon fasste höchstens drei schmale Personen. Zamorra trat hinaus, um die Landschaft zu überblicken. Vielleicht war Avenge gerade angekommen und stand draußen.
    Doch da

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