0774 - Die Stadt des Glücks
Gucky. „Ich wäre auf keinen Fall in der Lage gewesen, einen Teleportersprung durchzuführen. Wie wir gesehen haben, flog Atlan mit den eingeschalteten Schutzschirmen der SZ-Eins."
Schweigend nickte Rhodan. Bisher hatten sich die Tbahrgs offensichtlich von diesem halb erwarteten Schock noch nicht erholt.
„Und die Barriere, die um unser Schiff liegt, ist nach wie vor weder für mich als Teleporter zu durchdringen, noch für meine telepathischen Impulse. Ich habe Fellmer Lloyd nicht erreicht."
Perry schwieg, starrte an Gucky vorbei auf die Bilder, die jenen gewaltigen Pilz zeigten, und als ihn seine Freunde mit Fragen bestürmten, konnte er nur mit den Schultern zucken.
Jedenfalls würden die zwei Schiffsteile mit ihrer Besatzung wieder im Mittelpunkt des Interesses der Tbahrgs stehen. Und dies auf höchst unangenehme Weise.
*
Ein Donnerschlag, der in einen heulenden Sturm überging, weckte zuerst Jusca Jathin. Sie setzte sich auf und lauschte, aber sie spürte nichts anderes als das Schwanken und Schütteln des Baumes.
Sie war mitten in der Nacht voller Furcht eingeschlafen. Jetzt wachte sie noch vor dem ersten Sonnenstrahl im Schrecken auf.
Jusca war hochintelligent, und sie erkannte ganz genau, was in und mit ihr vorging. Sie war in der SOL geboren worden. Ihre eigentliche Heimat waren die Zellen und Räume des Schiffes, trotz aller Großzügigkeit und der zum Teil phantastischen Möglichkeiten eine begrenzte Welt.
Ein wohlwollendes Gefängnis, so hatte ihr Vater immer wieder gesagt.
Aber eben ein Gefängnis. Viel mehr ein Gefängnis des Verstandes als eines des Körpers. Die Oberfläche eines Planeten mit ihren vergleichsweise endlosen Horizonten, mit Wetter, Tieren, Sonne, fremden Intelligenzen, anderer Schwerkraft... es war mehr, als ein Verstand schnell verarbeiten konnte, und sei er noch so gut.
Und in ihrem persönlichen Fall kam das einmalige Erlebnis Glücksstadt dazu. Es steigerte die Verwirrung und Unsicherheit bis zur nackten Angst. Es gab kein Glücklichsein mehr.
Entspannung hatte sich in Terror verwandelt.
Der Orkan schüttelte und riß an den Bäumen. Die tropfenförmige Wohnfrucht schaukelte und schwankte. Ein Schauer von losgerissenen Blättern und Aststückchen wirbelte durch den Wald. Aus dem Schwanken der großen, hölzernen Kugel, die an Lianen hing, wurde ein heftiges Pendeln.- Dann dröhnten durch das Geräusch des Sturmes die mächtigen Triebwerke eines Raumschiffs. Jusca sah aus den runden Fenstern und erkannte nichts anderes als Stämme, Äste, grüne Blätter und dazwischen einen fahlen Staub oder Nebel.
Kreischend flüchteten Vögel aus Nestern und Verstecken. Die dicken Stämme der Bäume schwankten noch immer hin und her.
Tai sprang auf, stolperte und schlug, halb benommen vom Schlaf und herumgeschleudert vom pendelnden Wohnbehälter, gegen die Wand.
„Was ist tos... warum bewegt sich das verdammte Ding?" schrie er auf und rollte ein Stück über den Boden.
„Ein wütender Sturm. Ich glaube, die SOL ist gestartet, Tai!"
schrie Jusca und klammerte sich am Ende des Bettes fest.
Die feuerrote Riesenfrucht, etwa sechs Meter hoch und mit einem etwas größeren Durchmesser, pendelte langsamer.
Gestern nacht hatten sie hier durch Zufall die Strickleiter gefunden und die Wohnfrucht entdeckt. Alles darin sah aus, als ob es gewachsen wäre.
„Wir müssen sofort weg. Hinaus aus dieser verdammten Glücksstadt!" knirschte Tai und kam langsam auf die Füße. Er rieb seine schmerzende Schulter. Der Wald befand sich in unmittelbarer Nähe der Schlucht, aus der sie geflüchtet waren.
Nur eine schmale Hügelkette trennte sie. Dann begriff er voll, was Jusca eben gerufen hatte.
„Das Schiff ist gestartet?" schrie er wütend und voller Angst auf.
„Ohne uns? Sie können uns nicht zurücklassen."
Draußen waren nur das Knarren der Äste und das Sausen des Sturmes zu hören.
„Ich weiß nicht, ob es die SOL oder die SZ-2 war", rief Jusca und zog sich an, immer wieder taumelnd und aufs Bett zurückfallend. Der Raum, geformt wie eine Hohlkugel mit verschiedenen Ebenen und Einteilungen, bewegte sich noch immer in weiten Pendelschlägen.
„Aber es war ein Schiff, ja?"
„Ich bin sicher. Der Sturm kommt von der verdrängten Luft."
Hin und wieder konnten sie durch ein offenes Fenster blicken, eine fest eingelassene Scheibe in der holzähnlichen Struktur der Wohnfrucht. Sie erkannten, daß fast alle Bäume in ihrer Umgebung einige solcher Kugeln trugen.
An einem
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