0774 - Vampirblut
Lisa in der Zwischenwelt angetroffen hatte. Der Vater befand sich in psychiatrischer Behandlung. Zamorra wusste also genau, weshalb er Eric diese Frage stellte.
»Ja, manchmal quälen auch mich böse Träume«, grinste Eric. »Meistens dann, wenn ich kurz vor einer schriftlichen Arbeit stehe. Ansonsten aber…«
Zamorra erwiderte das Grinsen des Jungen. »Das kann ich verstehen.«
Sie unterhielten sich über Belangloses. Nach etwa einer Stunde kam John Vanderbildt.
Zamorra stellte sich ihm vor. Dann sagte er: »Entschuldigen Sie unser Eindringen in Ihre Wohnung, Mr. Vanderbildt. Es geht um Ihre Tochter…«
»Lisa? Was ist mir ihr?«
»Sie ist verschwunden«, sagte Eric an Stelle Zamorras, »Lisa ist weder zu Hause noch bei der Arbeit. Wir waren auf dem Friedhof, aber auch dort haben wir sie nicht angetroffen.«
»Wahrscheinlich ist sie bei einer Freundin«, murmelte Vanderbildt. »Möglicherweise auch bei einem Freund. Lisa ist vierundzwanzig Jahre. In diesem Alter ist es nicht ausgeschlossen…«
»Wenn ich Ihnen sage, dass ich Ihre Tochter in der vergangenen Nacht in einer anderen Dimension oder in einer zeitverschobenen Welt gesehen habe, werden Sie mir das sicherlich nicht glauben.« Zamorra beobachtet John Vanderbildt nach diesen Worten ganz genau.
»Doch, ich glaube Ihnen.«
Zamorra war nicht wenig überrascht. »Sie glauben mir?«
John Vanderbildt setzt sich an den Tisch. Er schaute von einem zum anderen. In seinem Gesicht zuckten die Nerven. »Seit heute glaube ich alles, was im Zusammenhang mit Übersinnlichem berichtet wird. Mein Therapeut hat mich zurückgeführt. Ich habe schon einmal gelebt. Ich war im Jahre 1704…«
Die Stimmbänder des Mannes versagten. Er dachte an das, was er gesehen hatte, und das Grauen schüttelte ihn, obwohl er sich wieder in der realen Welt befand.
»Was haben Sie erlebt?«, fragte Zamorra.
Vanderbildt berichtete.
Schweigend hörten Zamorra und Nicole zu. Von Eric kam hin und wieder ein entsetzter Laut. Als sein Vater geendet hatte, stieß er hervor: »Denkst du nicht, dass das Unterbewusstsein dir etwas vorgegaukelt hat, Dad? Was du erzählt hast, gibt es doch nur im Film. Poltergeist und so…«
»Amanda ist ein Dämon«, murmelte Zamorra. »Von Zeit zu Zeit wird sie wiedergeboreñ. Es geht um einen Fluch, Vanderbildt. Und ebenso, wie die Seele der Amanda O’Nelly alle hundert Jahre reinkarniert, wird die Seele dieses Lucas Jefferson aus dem Schattenreich abgerufen. Sie lebt in Ihnen, Vanderbildt. Davon bin ich überzeugt. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Sie noch einmal zurückführe ?«
»Nein. Großer Gott, bin ich wirklich die Reinkarnation dieses Lucas Jefferson? Wenn ja, wann hat er gelebt? Was hat sich damals zugetragen?«
»Indem Sie zurückgehen, Vanderbildt, finden wir es vielleicht heraus. Ich denke, die Zeit ist wieder einmal gekommen, in der sich der Fluch der Amanda O’Nelly erfüllen soll. Es läuft scheinbar jedesmal nach dem gleichen Muster ab. Ihre Kinder werden in Vampir-Kreaturen verwandelt, um Ihnen, ihrem Vater also, den Garaus zu machen. Vorher sollen Sie den Schmerz durchleben, den jeder Vater durchlebt, dessen Kinder sterben. Und dann die Angst, die furchtbare Angst, wenn sie des Nachts als Blutsauger kommen, um den Fluch in die Tat umzusetzen.«
»Dann steht mir dieses Schicksal also auch bevor?«, stöhnte Eric entsetzt. Im nächsten Moment schlug er die flache Hand auf den Tisch. »Unsinn! Ich glaube nicht daran. Das ist Schwachsinn!«
Der Junge sprang zornig auf und verschwand in einem anderen Raum.
»Legen Sie sich auf die Couch«, sagte Nicole an Vanderbildt gewandt.
John Vanderbildt wurde mit Hilfe des Amuletts hypnotisiert. »Sie gehen zurück in der Zeit«, sagte Zamorra mit monotoner Stimme. »Immer weiter zurück. Was sehen Sie?«
»Menschen, Fuhrwerke, spielende Kinder. Die Tower Bridge. Schiffe auf der Themse, Soldaten in Harnischen, mit Hellebarden und Schwertern…«
»In welchem Jahr befinden Sie sich?«
»Ich - ich weiß es nicht. Ich bin James Meredith. Ich…«
»Gehen Sie weiter zurück.«
Der Körper Vanderbildts zuckte. Der Kopf fiel leicht nach links, dann entspannte er sich wieder.
»Was sehen Sie? Was hören Sie? Was fühlen Sie?«
Eine Pause trat ein. Dann sagte Vanderbildt: »Ich bin zu Hause. Es ist eine dunkle Wohnung. Kleine Fenster. Es ist kalt. Meine Finger sind klamm. Auf dem Tisch brennt eine Talgkerze. Ich bin allein. Das Feuer im Kamin ist aus. Ich nehme die Talgkerze…«
»Gehen
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