0775 - Die Herren von Sh'donth
Linsensysteme, die von einer feinen Staubschicht bedeckt waren. Der Rest des von Kleenz zermahlenen Klebstoffs hinterließ auf dem Boden eine deutliche Zickzackspur, die den Tbahrgs sicherlich einiges Kopfzerbrechen bereiten würde, wenn sie sie fanden.
Glied für Glied wurde von Kleenz freigelegt. Während er emsig seine kleinen Diamantfüße betätigte, überprüfte Söhrlox die Steuer- und Regelmechanismen seines Körpers. Das in ihm enthaltene Plasma war wenig begeistert, als es feststellen mußte, daß sich die metallenen Glieder künftig nur unvollkommen bewegen lassen würden. In seinem Übereifer hatte Kleenz einige wichtige Kabel durchtrennt und falsch wieder verbunden.
Natürlich hätte Söhrlox ein vollständiges neues Bewegungsprogramm aufbauen können, das die Tatsache berücksichtigte, daß der Befehl zum Ausfahren eines Tentakels dank der Fehlschaltungen nun dadurch beantwortet wurde, daß der rechte Fuß nach vorn schnellte. Für diese Arbeit fehlte jedoch die Zeit. Söhrlox mußte sich darauf verlassen, die falschen Verbindungen erst im Lauf der Flucht zu korrigieren.
„Fertig!" meldete Kleenz zufrieden, nachdem er seine Arbeit beendet und sich aus Söhrlox' Körper zurückgezogen hatte.
„Elender Schurke!" sagte Söhrlox in tiefstem Baß.
Kleenz erschrak heftig und wich angsterfüllt zurück, als Söhrlox zu einem fürchterlichen Hieb mit einem Tentakelarm ausholte.
Der eingeschüchterte Willy konnte nicht ahnen, daß er bei seiner emsigen Arbeit den in Söhrlox eingebauten Translator beschädigt hatte. Er hatte den Sinnwandler umgeschaltet und außerdem Söhrlox' ursprünglich helle Stimme um etliche Oktaven herabgesetzt.
Söhrlox stieß ein unwilliges Knurren aus.
Kleenz' Meisterleistung stellte ihn vor besondere Probleme.
Natürlich hatte die akustische Rückkopplung verraten, was am Translator defekt war. Das Problem bestand darin, daß die Fehlschaltung im Sprachteil eine sehr komplizierte Angelegenheit war. Wenn es nicht um mathematische Probleme ging, wo aus Gleichungen Ungleichungen wurden, konnte der defekte Translator zu dem ursprünglich formulierten Satz eine ganze Reihe sehr verschiedener Sätze liefern, die einen anderen Sinn hatten.
Nicht jeder formulierbare Satz hatte ein Gegenstück mit exakt negativem Sinn.
Söhrlox kam nach gründlicher Analyse zu dem Ergebnis, daß er in Zukunft pro Satz mindestens sechs Hundertstelsekunden brauchen würde, wenn der Translator den Sinn wiedergeben sollte, den Söhrlox beabsichtigte.
Der einzige Trost bestand darin, daß Söhrlox bei dieser Verzögerung immer noch schneller reden konnte, als ein normaler Terraner zu hören vermochte. Ein Problem konnte erst dann entstehen, wenn Söhrlox' biopositronische Konzentrationsfähigkeit von anderen Problemen so beansprucht wurde, daß für die positronische Korrektur des Translatorfehlers nichts mehr übrigblieb.
„Folge mir!" befahl Söhrlox.
Die tiefen Baßtöne, die sein Lautsprechersystem produzierte, behagten ihm nicht. Wenn der Zufall es wollte, sprach er damit die Eigenresonanz eines seiner Körperteile an, und das konnte verheerende Folgen haben.
Posbis waren so konstruiert, daß sie ein Maximum an Aufgaben lösen konnten. Für Söhrlox stellte die Zellentür kein Hindernis dar. Solange er nicht auf den Translator angewiesen war, war er um einige Zehnerpotenzen schneller als das primitive Impulsschloß. Söhrlox mußte nur den Kodebefehl Öffnen abstrahlen und abwarten, ob er die richtige Zahlenkombination getroffen hatte.
War der Impuls falsch, mußte er nur den Alarmimpuls ausgleichen und eine neue Impulsfolge abstrahlen, bis er die richtige Kombination getroffen hatte.
Er brauchte weniger als vier Zehntelsekunden, um die Tür zu öffnen. Zunächst ließ er durch Kleenz den Gang absuchen. Erst als der Willy meldete, daß der Gang menschenleer war, verließ Söhrlox die Zelle.
Um die Tbahrgs zusätzlich zu beschäftigen, änderte er die Impulsfolge, die die Tür entriegelte, dann ließ er die Verschlüsse wieder einrasten. Je nachdem, mit welchen Mitteln die Tbahrgs der Tür zu Leibe rückten, würden sie zwischen acht Zehntelsekunden und zwanzig Minuten Zeit brauchen, bis sie feststellen konnten, daß Söhrlox entkommen war.
„Wo sollen wir Galto suchen?" wollte Kleenz wissen.
„Auf der Oberfläche des Planeten!" antwortete Söhrlox, dann korrigierte er sich.
„Im Zentrum des Mondes!"
„Heiliges Plasma", winselte Kleenz entsetzt. „Söhrlox, du bist beschädigt.
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