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0775 - Haus der Toten

0775 - Haus der Toten

Titel: 0775 - Haus der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Constantin
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O’Donaghan nicht beim Fall von den Klippen umgekommen?«, fragte Zamorra.
    Der Dekan schüttelte den Kopf. »Sie ist nie von den Klippen gefallen. Ihr Mann war damals der einzige Zeuge. Die Polizei hatte keinen Grund, ihm nicht zu glauben. Schließlich war er ein geschätztes Mitglied einer großen Anwaltskanzlei. Die Gerüchte, die die Runde machten, wurden als absurd betrachtet. Bis eines Tages ihre Leiche gefunden wurde. Charles Boreil, der Geliebte von Charlotte O’Donaghan und beste Freund von John O’Donaghan war mit dem Witwer in Kontakt geblieben. Vielleicht hatte er ein schlechtes Gewissen. Oder vielleicht dachte auch er, dass Charlotte Selbstmord begangen hatte und versuchte, seine eigene Schuld zu tilgen, indem er sich um John kümmerte. O’Donaghan selbst war nur noch der Schatten eines Mannes. Seit dem Tod seiner Frau erledigte er den Großteil seiner Arbeit schriftlich von zu Hause aus. Er hatte ein Dienstmädchen, das die Einkäufe und solche Dinge für ihn erledigte, sodass er das Haus nicht verlassen musste. Und so lebte John O’Donaghan das leere, aber friedliche Leben eines Eremiten. Bis eines Tages, viele Jahre später, Charles wieder einmal zu Besuch kam… Ah, da ist es«, unterbrach Williams plötzlich seine Erzählung. »Von hier aus können Sie das Haus schon sehen.«
    Zamorra, der beim Zuhören zum Seitenfenster hinaus in die schemenhafte, vom Mondlicht dürftig erhellte Masse der Bäume geschaut hatte, richtete seinen Blick nach vorne.
    Vor ihnen, noch einige hundert Meter entfernt, aber bereits sichtbar, war eine Anhöhe, auf der sich die Umrisse des Hauses erhoben. Es war der silhouettenhafte Abdruck einer großen, viktorianisch wirkenden Villa, der sich dort im Mondschein abzeichnete.
    Vielleicht lag es an der Atmosphäre, die Williams mit seiner Geschichte geschaffen hatte, aber Zamorra hatte das Gefühl, dass das Anwesen tatsächlich etwas Bedrohliches ausstrahlte. Es schien ihm fast, als wäre das Haus dunkler als seine Umgebung. Als wäre ein schwarzes Loch aus dieser Nachtlandschaft herausgeschnitten worden, das in eine andere, lichtlose Welt führte.
    Na wenn schon, schüttelte Zamorra mit einem inneren Achselzucken diese düsteren Gedanken ab. Andere Welten kennen wir mittlerweile zur Genüge.
    Dennoch konnte er sich nicht ganz aus der Stimmung lösen und war sich auch nicht sicher, ob er es wollte. Wenn das Haus nur eine harmlose Touristenattraktion war, wäre es nett, es in einer etwas schaurigen Stimmung zu begutachten.
    Und wenn wirklich etwas Gefährliches dort war, würde er sich eben darum kümmern.
    So wie er es immer tat…
    ***
    David hatte das gesamte erste Stockwerk abgesucht und weder Jenny noch Jack gefunden. Die Treppe, die in den zweiten Stock führte, war in einem dermaßen desolaten Zustand, dass er bezweifelte, dass selbst Jack verrückt genug wäre, ihr sein Gewicht anzuvertrauen. Außerdem wirkte die Staubschicht, die sie bedeckte, noch unberührt. Die einzige mögliche Erklärung dafür war seiner Ansicht nach, dass die beiden einzeln oder gemeinsam an ihm vorbeigeschlüpft waren, als er in einem der Zimmer im ersten Stock war.
    Also ging er die Treppe ins Erdgeschoss wieder hinunter, wobei er sorgsam darauf achtete, so wenig Gewicht wie möglich auf die einzelnen Stufen zu legen.
    Verdammt, wo haben sich die beiden bloß versteckt?
    Auf einmal machte ihn der Gedanke, dass sie sich vor ihm versteckt hatten, wütend. Er stellte sich vor, wie sein bester Freund und seine Freundin ihn zusammen beobachteten und ein Kichern unterdrückten, damit er sie nicht hören konnte. Sein Herz begann zu rasen, als die aufkeimende Wut Adrenalin durch seinen Körper schickte. Irgendwo in seinem Hinterkopf war ihm klar, dass diese Gedanken albern waren, dass sie doch nur Verstecken spielten. Dennoch konnte er sich nicht gegen die Wut wehren, die ihn gepackt hatte.
    Welches Recht hatten die beiden, sich über ihn lustig zu machen? Überhaupt hatte er manchmal den Eindruck, dass sich Jenny mit Jack besser verstand als mit ihm selbst. Wer wusste schon, was diese beiden so trieben, wenn er gerade mal nicht da war, um aufzupassen? So wie jetzt?
    Seine Gedanken rasten, während er durch das finstere Anwesen stapfte. Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Stirn. Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr Sinn ergab alles. Und desto aggressiver wurde er.
    Warum sagte Jenny es nicht einfach, wenn sie in Wirklichkeit auf Jack stand? Er konnte das schließlich vertragen. Es war

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