0776 - Die Krieger-Prinzessin
ein fremdes Land für mich. Ich versuche, seine Eigentümlichkeiten zu erfassen.«
»Ja, das Leben ist voller Geheimnisse«, stimmte der Elefantenreiter zu. »Nicht nur in Indien, sondern auf der ganzen Welt. Und in anderen Wirklichkeiten…«
Der Alte wollte offenbar noch mehr sagen. Doch in diesem Moment blieb der Elefant abrupt stehen.
Das Reittier wurde sehr unruhig. Ein Zittern durchlief den mächtigen Leib des Dickhäuters. Er tänzelte torkelnd seitwärts, hob den Rüssel und gab ein lautes Trompeten von sich.
Der Dämonenjäger ging auf Nummer Sicher. Er rief Merlins Stern. Nur für den Fall, dass ein dämonischer Angriff drohte. Gleich darauf hielt er das Kleinod in der Hand.
Und Zamorras Amulett erwärmte sich!
Der Dämonenjäger musste sich nicht lange fragen, weshalb Merlins Stern eine schwarzmagische Gefahr anzeigte. Es war jedenfalls beruhigend, dass Zamorras magisches Kleinod ebenso prompt reagierte wie zuvor auf den dämonischen Tiger.
Eine widerwärtige Kreatur wälzte sich aus der Ufervegetation des Ganges auf den Elefanten und seine Reiter zu!
Die Bestie ähnelte einer riesigen Raupe. Sie hatte einen nackten, schwarz glänzenden Körper. Über Augen verfügte das Monster scheinbar nicht. Dafür war das Maul umso größer. Drei Reihen von spitzen Zähnen standen hintereinander.
Das schwarzmagische Ungeheuer hob fauchend seinen Kopf. Es war nun mit seinem Rachen fast auf der gleichen Höhe wie Zamorra und Daksha, die auf dem Elefantenrücken saßen.
Der Dickhäuter reagierte nicht mehr auf die Befehle seines Treibers. Panisch hob er die Vorderbeine. Die beiden Reiter wären beinahe aus dem Sattel gefallen. Schon stieß die Bestie ihren Kopf vor, um die Zähne in den Elefantenleib zu schlagen.
Zamorra wollte schon die geheimnisvollen Hieroglyphen auf der erhabenen Oberfläche von Merlins Stern verschieben, um einen Gegenangriff zu starten. Aber noch bevor er dies tun oder das Amulett per Gedankenbefehl zum Losschlagen bringen konnte, attackierte das Kleinod von selbst den dämonischen Feind!
Silbrige Blitze schossen aus der Mitte der handtellergroßen Scheibe.
Das Monster spürte, welche tödliche Gefahr ihm drohte. Jedenfalls krümmte es sich zur Seite. Den ersten beiden Blitzen konnte es ausweichen.
Aber den weiteren nicht mehr!
Zwei oder drei von ihnen schlugen in den sich windenden Dämonenkörper. Es gab ein prasselndes Geräusch, als die positive Energie des Amuletts auf die Höllenkräfte des Monsters traf.
Der riesige Raupendämon zuckte wie unter Stromstößen. Dann verlosch das unnatürliche Pseudo-Leben in ihm. Der Körper wurde zu einer stinkenden, sofort verwesenden Masse.
Daksha hatte alle Hände voll zu tun, um seinen Dickhäuter zu beruhigen. Doch nach einigen Minuten spürte der Elefant, dass die tödliche Bedrohung vorbei war. Behutsam dirigierte der Elefantenreiter sein Tier an den Überresten der Bestie vorbei.
Der Elefant setzte seinen Weg flussaufwärts fort, als sei nichts gewesen.
Daksha atmete tief durch.
»Du musst in deiner fernen Heimat ein mächtiger Magier sein, Zamorra. Ich habe noch niemals erlebt, dass einer der Flusswürmer des Schwarzen Rajahs besiegt wurde. So mancher Zauberer wurde getötet, weil er sich den Bestien entgegengestellt hat.«
»Wer ist der Schwarze Rajah?«
»Der oberste Fürst mehrerer Dämonensippen, die hier im Ganges-Tal ihr Unwesen treiben. Sein Land befindet sich östlich von hier. Aber er und seine Schergen treiben überall zwischen den Ausläufern des Himalaya und den Ufern des Ganges ihr Unwesen. Und es wäre noch viel schlimmer, würde sich nicht Prinzessin Bhima von Rhapur mit ihren Kriegern mutig den Unheimlichen entgegenstellen.«
»Bhima?«, vergewisserte sich Zamorra. »Ist sie die Tochter des Königs von Rhapur?«
»So ist es, Zamorra. Warum fragst du? Hast du schon von ihr gehört?«
»Ich habe von einer tapferen Kriegerin gehört, die gegen die Dämonen kämpft.«
»Das kann keine andere als Bhima gewesen sein. Die meisten Menschen sind gegenüber den Schwarzen Wesen machtlos. Wenn Prinzessin Bhima nicht wäre, hätten der Schwarze Rajah und seine Vasallen schon längst die Macht in unserem Land übernommen.«
Zamorra war froh, auf dem richtigen Weg zu sein. Jetzt musste er nur noch seine Gefährtin Nicole sowie Asha Devi wieder finden.
***
Asha Devi tauchte weg. Bhimas Faust schoss ins Leere. Die Inspektorin packte die Prinzessin mit beiden Armen und wollte sie zu Boden ringen. Ein Ellenbogenstoß machte
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