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0778 - Die ERHABENE

0778 - Die ERHABENE

Titel: 0778 - Die ERHABENE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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verabredet, nahmen sie den Coronado in die Mitte. Die Motorgeräusche erstarben - nichts geschah. Niemand stieg aus, kein Fenster wurde herabgelassen. Einfach nichts.
    Die Neuankömmlinge schienen ebenfalls direkt aus dem Showroom eines Händlers zu kommen. Beide waren nachtschwarz lackierte Freightliner Century Class SVT-Modelle. Wie bei dem Coronado fehlte auch bei ihnen jeglicher Schnickschnack, den die allermeisten Trucker so sehr liebten. Die Chromteile waren auf das ladenübliche Minimum begrenzt - kein monströser Kuhfänger war zu sehen, mit dem man notfalls eine Kleinstadt zusammendrücken konnte. Duncan konnte keine Fahnen, Wimpel oder Aufkleber erkennen… und alle drei Trucks hatten ihre Originallackierung. Ungewöhnlich, denn kaum ein Trucker verzichtete auf das eine oder andere Airbrushbild auf seinem Liebling.
    Duncan hatte sich so sehr in seine Beobachtungen vertieft, dass er den neuen Gast erst bemerkte, als der sich bereits am Tisch in der hintersten Ecke niederließ.
    »Kaffee?«
    Die Frage war Bennet in Fleisch und Blut übergegangen. Die Antwort war ebenso typisch - ein kurzes Kopfnicken, mehr nicht. Duncan war sich sicher, den Mann hier noch nie gesehen zu haben.
    Groß war er, ungepflegt allemal. Was er da auf dem Kopf trug, war vielleicht vor Jahren einmal so etwas wie ein Stetson gewesen. Ihn heute so zu nennen wäre eine böse Beleidigung für alle Stetsons der Welt gewesen. Die Kleidung des Burschen war des Aufzählens nicht wert. Nur seine Hände erstaunten den Truck Stop-Betreiber ein wenig. Für so einen Schmuddeltyp waren die erstaunlich gepflegt.
    Bennets Kaffee schien dem Gast zu schmecken, zumindest beschwerte er sich nicht.
    »Nicht viel los bei euch?« Sprechen konnte er also auch.
    »Nicht um die Uhrzeit. Außerdem, was soll hier schon los sein?« Duncan machte mit dem Kopf eine Geste in Richtung Highway. »Wüste, sonst nichts.«
    Der Mann stellte die große Tasse geräuschvoll auf den Tisch vor sich. »Na ja, da draußen soll es doch eine Industrieanlage geben, oder?«
    War das jetzt reine Neugier? Oder versuchte er Duncan auszuhorchen? Er wurde vorsichtig.
    »Meinen Sie Tendyke Industries ? Da spielt sich nicht viel ab. Keine Ahnung, was die da treiben. Man sieht und hört so gut wie nichts von denen. Und Kundschaft waren die für mich noch nie. Geht mich also nichts an.«
    Vor dem Stop bremste unüberhörbar ein weiterer Truck.
    Duncan pfiff leise durch die Zähne. Nummer vier! Dieser jedoch war kein Freightliner. Duncan konnte die Marke nicht identifizieren, so sehr es sich auch bemühte. Allerdings stand der Truck den anderen in nichts nach.
    »Gibt es hier irgendwo eine Nutzfahrzeug-Show?«
    Die Frage hatte sich Bennet auch schon gestellt, doch davon hätten seine Gäste ihm längst etwas erzählt. Nein, das hielt er für ausgeschlossen.
    Sein Gast bohrte weiter. »So werden Sie aber nie wohlhabend, wenn Ihre Gäste nicht aus ihren Fahrerkabinen aussteigen.«
    Der Kerl hatte ja Recht, aber seit der vierte Truck angekommen war, legte Duncan irgendwie keinen Wert mehr darauf, die Fahrer der LKWs kennen zu lernen. Wenn er die parkenden Trucks so betrachtete - dunkel, bedrohlich und eine imaginäre Kälte ausströmend -, dann fühlte er eine Gänsehaut über Rücken und Arme laufen.
    »Kommt einem beinahe so vor, als hätten die sich hier verabredet, nicht wahr?«
    Duncan Bennet hatte von den Kommentaren des Penners langsam die Nase voll. »Ja, verdammt, sieht so aus! Gehen Sie doch hin und fragen die Fahrer. Aber verschonen Sie mich damit, Mann.«
    »Gar keine schlechte Idee…« Der Mann erhob sich zu seiner vollen Körpergröße.
    »Mister, das habe ich nicht ernst gemeint. Hören Sie…« Duncan hob beschwichtigend die Hände. »Schlafende Coyoten sollte man doch besser nicht wecken, finden Sie nicht auch?«
    Flehend blickte der Stop-Inhaber zur Uhr. Noch fünf und vierzig Minuten etwa, dann würden die ersten seiner Stammgäste hier ankommen. Wäre es doch schon so weit, denn Duncan sehnte sich nach vertrauten Gesichtern und den sich täglich wiederholenden Gesprächen. Oft hatte er das als langweilig und fade empfunden, doch nun wünschte er sich nur noch den Alltagstrott zurück.
    Irgendetwas planten die Fahrer dieser Trucks da draußen… Duncan Bennet wollte überhaupt nicht mehr wissen, um was es dabei gehen könnte.
    »Keine Sorge, mein Freund.« Der große Kerl warf Bennet eine Zehndollar-Banknote auf den Tresen. »Ich werde keinen Ärger machen. Aber ich

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