0778 - Die ERHABENE
Kristalle treffen wollen, aber zum Glück dann doch wohl nicht mehr so exakt gezielt. Ich brauche gut drei Stunden - dann können wir einen Versuch starten.«
»Vergessen Sie es, Artimus.« Zamorra wies auf den Punkt, an dem der Lichtbogen die Trennwand durchbohrt hatte, die direkt zum zweiten Raumer führte. »Wenn wir Glück haben, dann bleiben uns dreißig Minuten. Seht hin.«
Van Zant und Tendyke realisierten fassungslos, was der Parapsychologe meinte.
Der Lichtbogen war in den zweiten, abgeschalteten Spider eingeschlagen. Und er hatte ihn mitten in sein energetisches Herz getroffen - die Schwarzen Dhyarras glühten unheilvoll auf. In ihnen schien das Feuer der tiefsten Hölle zu leuchten.
»Sie werden kollabieren, und alles im Umkreis von mehreren Kilometern wird aufhören zu existieren.« Nicoles Analyse war kurz und hart. Doch sie beschrieb exakt das, was in nur allzu naher Zukunft hier geschehen würde.
Ein überaus heftiger Schlag erschütterte die Anlage, gefolgt vom unheimlichen Donnergrollen einer Explosion.
Die Freunde sahen sich an. Worte waren überflüssig, denn jeder wusste, was das zu bedeuten hatte.
Die oberirdische Verteidigung war gefallen.
Die Cyborgs waren in das Projekt Spinnennetz eingedrungen.
***
Nazarena Nerukkar machte keine Anstalten, Ted Ewigk anzugreifen.
Im Gegenteil - es schien, als würde sie die Situation genießen und auskosten wollen. Bis zum für Ted bitteren Ende.
Zeit schinden… ich muss mir etwas einfallen lassen. Ewigks-Verstand suchte verzweifelt nach eine Lösung, doch seine grauen Zellen waren weit von ihrem einstigen Potenzial entfernt. Jetzt rächte sich das halt- und ziellose Dasein, das der Reporter in der letzten Zeit geführt hatte. Höchstleistungen waren nun einmal nur dann abrufbar, wenn man auf sie hin trainierte. Das betraf Körper und Geist in gleichem Maße.
»Was willst du von mir, Nerukkar?« Er musste sie beschäftigen, in ein Gespräch verwickeln. »Ich war nie eine Bedrohung für dich und dein Volk.«
Die ERHABENE lachte humorlos auf. »Eine Bedrohung? Das kommt auf die Sichtweise an, Friedensfürst.« So hatten ihn seine Gegner innerhalb der Dynastie genannt, als er der ERHABENE war. Doch dann hatte er das Amt aufgegeben. Das Bestreben der Ewigen, ihren Machtbereich ständig auszubauen, hatte ihm zutiefst widerstrebt.
»Du existierst, dein Machtkristall ebenfalls. Wer auch immer das Amt des ERHABENEN inne hat, wird deinen langen Schatten nicht los. Da gibt es nur eine Möglichkeit. Aus diesem Grund bin ich hier, aber warum fragst du? Du weißt es doch.«
Verführerisch schlug sie ihre Beine übereinander. Sie war eine schöne Frau, wie Ted sich eingestehen musste. Doch die Kälte ihrer Augen, die Härte, die um ihrem Mund lag, machten den ersten Eindruck schnell zunichte. Wahrscheinlich musste sie so und nicht anders sein, um überhaupt eine Chance zu haben, ERHABENE eines so mächtigen Sternenvolkes zu werden… und zu bleiben.
»Nichts liegt mir ferner, als mich noch einmal an die Spitze der Dynastie zu stellen. Wo soll also die Gefahr sein? Ich kann sie nicht erkennen.« Ewigk wusste selbst nicht, worauf er wartete, warum er dieses Gespräch in die Länge zog. Es wird kein Wunder geschehen. Deine Freunde wissen ja nicht einmal, wo du bist. Idiot - du hast so ziemlich alles falsch gemacht, was du falsch machen konntest!
»Dir muss ich nicht von den Machtkämpfen erzählen, die zwischen den Alphas ausgefochten werden. Oder von den verschiedenen Gruppierungen, die mir im Grunde allesamt die Kehle durchschneiden möchten. Die Luft an der Spitze ist dünn. Mich können auf Dauer nur beeindruckende Siege auf meiner Position halten. Und nachdem von diesem Planeten aus einige schmerzliche Niederlagen für mich eingeleitet wurden, muss ich reagieren. Das wirst du verstehen.« Sie legte die Beine reizvoll auf das Sofa und sah Ted mit unschuldigem Blick an. »Außerdem warst du an diesen Aktionen sicher nicht ganz unbeteiligt, richtig?«
Was hätte er ihr erzählen sollen? Dass er die meiste Zeit angetrunken hier im Dunkel gesessen und seine Wunden geleckt hatte?
»Übrigens habe ich tatsächlich nicht die geringste Ahnung, wo deine Gespielin stecken mag. Wahrscheinlich hatte sie dich einfach nur satt. Aber es kam mir natürlich sehr gelegen, dich so hierher locken zu können. Die Dhyarra-Illusion war doch perfekt, oder? Wenn ich gewollt hätte, wärst du sogar mit mir ins Bett gestiegen.«
Ihr Lachen ließ Ted einen schweren Fehler
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