0778 - Die ERHABENE
- die schwarzhaarige Römerin blickte ihn mit ihren wundervollen Augen an. Es war kein Traum.
Sie war zurück!
Umso verblüffter war er, als sie seine stürmische Umarmung kühl und reichlich schroff beendete. Mit einer kleinen Drehung wand sie sich aus seinen Armen. »Bist du alleine hier angekommen?«
Irgendetwas im Klang ihrer Stimme verunsicherte den blonden Reporter. Sie hatte sich verändert.
Reiß dich zusammen, Ted. Wer weiß schon, was Carlotta in der Zwischenzeit alles über sich ergehen lassen musste. Gib ihr Zeit.
»Natürlich bin ich allein. Aber das spielt doch auch keine Rolle. Wir haben uns so viel zu erzählen, da brauchen wir sicher keine weitere Gesellschaft.«
»Dann sind wir also vollkommen unter uns, Ted.« Langsam ging die Römerin in Richtung der ledernen Sitzlandschaft, die einen großen Teil des Raumes einnahm. Mit einem leisen Lachen ließ sie sich verführerisch nach hinten fallen.
Ted kam sich vor wie ein dummer Junge. Was wollte Carlotta mit ihrem seltsamen Verhalten bezwecken?
Er bekam seine Antwort ohne fragen zu müssen- »Ja, wir sind allein, Ted. Ich habe meinen Teil dazu beigetragen. Meine kleinen Helfer und ich haben die perfekten Voraussetzungen für unsere traute Zweisamkeit geschaffen. Riechst du den Rauch? Schau aus dem Fenster. Los!«
Ted Ewigk schwieg und kam der Aufforderung nach. Der ganze Himmel war rauchgeschwängert. Das konnte nicht nur ein Brandherd sein.
»Willst du wissen, was in deiner Nachbarschaft geschieht?« Sie schien seine Gedanken zu lesen. »Die halbe Stadt treibt sich da draußen herum. Alle wollen sie die schönen Feuer sehen. Sie sind geradezu hingerissen vom Unglück der anderen.« Erschrocken registrierte Ted die Kälte und Boshaftigkeit in Carlottas Stimme.
Ohne etwas zu erwidern schaltete er den Fernseher ein. Er hatte einen der Privatsender erwischt, die um diese Uhrzeit normalerweise dümmliche Talkshows und Soap-Operas ausstrahlten. Jetzt lief dort eine Nachrichtensendung, die Livebilder von den verzweifelten Löschversuchen zeigte. Ted erkannte schnell die Gegend. Das war keine zwei Kilometer von seinem Palazzo entfernt.
Der Anchorman des Senders musste sich ziemlich anstrengen, um in dem Durcheinander um ihn herum einen einigermaßen vernünftigen Kommentar in sein Mikrofon sprechen zu können.
»…brennt es laut Angaben der Feuerwehr und der Polizei nun schon in sechzehn Gebäuden des Viertels. Die Feuerwehr ist rettungslos überfordert! Wir versuchen in den nächsten Minuten…«
Ted hatte genug gesehen. Er drückte den Aus-Schalter des Gerätes. Ihm fehlte der Mut, sich zu Carlotta umzudrehen und ihr direkt in die Augen zu schauen.
»Du? Du hast das getan? Carlotta… warum?«
»Carlotta? Nenn mich nicht beim Namen deiner kleinen Schlampe, Ewigk!« Die Stimme hatte nun jede Ähnlichkeit mit der der Römerin verloren. Wie Eis klirrten die Worte hinter seinem Rücken.
Ruckartig drehte sich der blonde Hüne herum. Es war ein unheimliches Schauspiel, das ihm dort geboten wurde.
Carlottas ebenmäßiges Gesicht löste sich auf! Ted spürte, wie ihm die Knie weich wurden. Das musste ein böser Traum sein!
Die hohen Wangenknochen Carlottas verliefen, festigten sich wieder - nahmen rundlichere Formen an. Ihre leicht mandelförmigen Augen wurden kleiner, leuchteten nun in der Schwärze des Alls. Die gesunde Gesichtsfärbung, auf die Carlotta immer großen Wert gelegt hatte, wich einer Leichenblässe. Der Mund wurde schmal, die Lippen dünn. Das kleine Kinn mit dem winzigen Grübchen nahm kantige, herrische Formen an.
Dann war der Spuk vorbei. Und auf dem riesigen Ledersofa saß eine Frau, die Ted Ewigk nie zuvor gesehen hatte. Dennoch hatte er keinerlei Zweifel, wer ihm da gegenüb ersaß.
Nazarena Nerukkar - die ERHABENE der DYNASTIE DER EWIGEN!
Wie ein dummer Junge war er ihr in die Falle gegangen.
In ihren Augen las Ted die Erkenntnis, dass sie genau wusste, dass er in seinem Zustand kein ernst zu nehmender Gegner für sie war…
***
Die Attentäterin stürmte mit gesenktem Kopf auf den Spider zu.
Trotz ihrer Verletzungen und der Gewissheit, dass ihre Gegner sicher bald hinter ihr auftauchen würden, vergaß sie nicht die Wahnsinn erzeugende Strahlung des Raumschiffes.
»Wir müssen die Dhyarras einsetzen. Eine andere Chance sehe ich nicht mehr.« Nicole hielt den blauen Sternenstein bereits in der rechten Hand. Doch Zamorra schüttelte den Kopf.
»Zu spät. Wir können sie nicht mehr rechtzeitig stoppen. Keine Chance.«
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