0778 - Draculas blutige Brautnacht
alles normal unternehmen konnte. Nur eines brauchte er nicht mehr – zu atmen. Deshalb war er anders, deshalb war er auch nur am Äußeren nach ein Mensch, in seinem Innern aber zu einer Bestie geworden, zu einem Wiedergänger, zu einem lebenden Toten, einem Vampir.
Und er hieß Peter!
Das wusste er sehr gut, denn er erinnerte sich an vieles. Nur wurden seine Erinnerungen von einem anderem Gefühl überschüttet, das sich einfach nicht verdrängen ließ.
Es war die Gier nach einer bestimmten Nahrung, nach dem Blut der Menschen.
Er selbst war von einem weiblichen Vampir angefallen worden und irgendwann aus der tiefen Starre erwacht. Da hatten ihn die vier Frauen umstanden und auf ihn herabgeglotzt, mit leeren Augen, verzerrten Lippen und schimmernden Vampirzähnen.
Er hatte keine Angst empfunden, sondern sich sofort mit ihnen verbunden gefühlt. Sie waren ein Team geworden, eine Gemeinschaft, und sie hatten dieselben Ziele.
Sie wollten Blut, und sie würden es bekommen!
Zuvor galt es, bestimmte Vorbereitungen zu treffen. Der Fahrer war von den Frauen erschlagen worden. Sein Blut konnten sie nicht mehr trinken.
Peter erhielt von den vier bleichen Frauen den Auftrag, die Leiche verschwinden zu lassen. Er ging mit dem Toten in den Wald und warf ihn dort in eine Mulde. Als er zurückkehrte, brach bereits die Morgendämmerung an, und er fühlte eine nicht unerhebliche Schwäche in sich aufsteigen. Nur mühsam erreichte er den Wagen, wo die vier Frauen auf ihn warteten und ihm ihre nächsten Pläne erklärten, in dem der Wagen eine große Rolle spielte.
Der Transporter musste von der Straße weg und in ein Versteck gefahren werden. Es war nicht leicht, doch mit viel Geduld und Mühe schaffte es Peter, ihn wieder in Gang zu bringen und aus dem Graben zu lenken. Sie fuhren dann in ein Versteck im Wald. Dazu nahmen sie einen schmalen Weg, der in die dunkle Tiefe hineinführte.
Dort blieben sie stehen.
Zu fünft verkrochen sie sich auf die düstere Ladefläche, während es draußen heller und heller wurde.
Auf der Ladefläche kauerten sie sich zusammen, um die Zeit der Lethargie zu überstehen. Jeder Tag verging, und die Nacht löste ihn ab. Auf sie oder zumindest auf den Abend warteten sie.
Sie verschliefen den Tag. Hin und wieder nur gestört durch Geräusche, wenn andere Fahrzeuge in der Nähe vorbeifuhren und die Geräusche von der Straße her zu ihnen hochdrangen. Es waren besonders die weiblichen Vampire, die aufschreckten, wenn sie daran dachten, dass dort menschliches Blut vorbeifuhr. Aus Schlauheit hielten sie sich zurück, weil sie genau wussten, wie schwach sie während des Tages waren.
Die Stunden reihten sich aneinander. Der Mittag floss vorbei, der Nachmittag ergriff vom Tag Besitz. Der frühe Abend kündigte sich an. Erste Dunstschwaden stiegen auf und vereinigten sich. Sie schwebten wie Geister lautlos durch den Wald. Und den Blutsaugern kam es vor, als wäre ein Wecker gestellt worden, denn gemeinsam erwachten sie und lösten sich aus ihrer Lethargie.
Sie standen auf.
Durch die Luke sickerte das schwache Licht. Auch Peter stand auf den Beinen. Er spürte die Hände der Frauen an seinem Körper, als sie ihn festhielten, weil er noch etwas unsicher war und schwankte.
Stimmen erreichten ihn, die ihm erklärten, was er zu tun hatte und wie ungemein wichtig seine Aufgabe war.
»Ja, ich werde es versuchen.«
»Dann fahr los!«
Der Vampir verließ den Laderaum. Er sprang nach draußen in die Kühle, die er nicht spürte, denn diese menschlichen Eigenschaften waren bei ihm ebenfalls nicht mehr vorhanden. Er knickte zusammen, erhob sich und legte die ersten Schritte nur mehr taumelnd zurück. Der Wald umgab ihn wie ein dichtes Gespinst. Wenn er genau hinschaute, schwankten die Bäume vor seinen Augen. Er hatte Mühe, auf den Füßen zu bleiben und zog mit einer sehr matten Bewegung die Tür des Fahrerhauses auf. Dann kletterte er hinein, was ihn ebenfalls Überwindung kostete. Mit dem Kopf zuerst schob er sich voran und rutschte mit dem Kinn über das schmutzige und teilweise eingerissene Polster des Sitzes hinweg, krallte sich dabei am Lenkrad fest und zog sich tiefer in das Fahrerhaus hinein.
Dann hatte er es geschafft!
Er saß hinter dem Steuer, hielt sich trotzdem daran fest, um seine Schwankungen auszugleichen. Aus seinem offenen Maul drangen gurgelnde Laute. Der Drang nach dem Lebenssaft der Menschen wurde übermächtig und peinigte ihn immer stärker.
Peter fragte sich, ob er es überhaupt
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