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0779 - Der Nebelwolf

0779 - Der Nebelwolf

Titel: 0779 - Der Nebelwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Denken Sie bitte an die Schwärze, von der ich Ihnen berichtet habe. Sie ist gefährlich, sie ist wie ein dunkler Nebel, der in die Gehirne der Menschen eindringt und die Personen verändert, sie möglicherweise zu Bestien degeneriert.«
    »Zu Wölfen etwa?«
    »Zum Beispiel!«
    Jim schüttelte den Kopf. »Das kann ich alles nicht glauben. Ich habe das schon immer abgestritten.« Er sprang von seinem Platz hoch und fing an, das Zimmer mit schnellen Schritten zu durchqueren. Vor einem der beiden quadratischen Fenster blieb er stehen und schaute hinaus in die trübe Dämmerung. »Nein, so etwas kann mir keiner erzählen. Die schwarze Kraft, dieser Teppich, was soll das sein?«
    »Das Urböse!«, sagte ich.
    Jim zuckte zusammen, bevor er sich drehte. »Das Urböse, Mr. Sinclair? Was reden Sie da?«
    »Möglicherweise die Wahrheit«, sagte Malcolm.
    »Nein, Dad!«
    Sein Vater schaltete eine Tischleuchte ein, die weiches Licht abgab.
    Dann schlug er mit der Faust auf den Tisch. »Jetzt hör aber auf, verdammt noch mal! Ich glaube daran. Zwar hat mir Hoss nichts von seinen Verdächtigungen erzählt, doch ich bin der festen Meinung, dass er Mr. Sinclair nicht grundlos alarmiert hat. Und dessen Erlebnisse sprechen für sich. Oder glaubst du ihm auch nicht, einem Fremden, einem Außenstehenden, der mit unserer Gemeinschaft hier nichts zu tun hat und die Dinge demnach neutraler beurteilen kann.«
    »Sind Sie neutral, Mr. Sinclair?«
    »Ich versuche es zu sein.«
    »Mein Gott!«, rief Jim. »Sie sind Polizist. Sie müssen Realist sein und nicht auf derartig komische Dinge abfahren.«
    »Erstens fahre ich nicht auf komische Dinge ab, Jim, und zweitens bin ich Realist, das können Sie mir glauben. Ich spinne mir das nicht zusammen. Ich habe Ihnen die Insel und den Friedhof beschrieben, und das habe ich mir nicht aus den Fingern gesaugt, Jim.«
    »Ja, ja, schon gut. Es streitet auch niemand ab, dass Sie da gewesen sind. Aber schauen Sie sich um. Sie sehen den Dunst, Sie fahren durch den Sumpf, durch eine Landschaft, die zu der in London in einem völligen Gegensatz steht. Da kann es einem Städter schon einmal passieren, dass er sich etwas einbildet.«
    »Tatsächlich?«
    »Aber sicher.«
    »Nein, was ich erlebt habe, war real, kein Traum und auch keine Einbildung. Hinzu kommt, dass ich mich mitdiesen Fällen auskenne, Jim. Sie schaffen es nicht, mich von meiner Meinung abzubringen. Was ich erlebt habe, das habe ich erlebt.«
    Der junge Graves schaute mich an. Die rechte Mundseite hatte er dabei verzogen. »Jedenfalls ist unser Freund Hoss Ivory tot, nicht wahr?«
    »Das will ich nicht sagen. Er war ein Gefangener der anderen Macht. Ich habe ihn noch einmal gesehen, als er an die Oberfläche kam. Er hat mir seine Faust entgegengereckt, als wollte er sich von mir mit einem grausamen Racheschwur verabschieden.«
    »Daran glauben Sie auch?«
    »Ja.«
    Jim Graves winkte ab und schüttelte den Kopf. Er wollte etwas sagen, doch sein Vater kam ihm zuvor. »So, mein Sohn«, sagte er, »du bist zwar erwachsen, aber in diesem Fall rede ich. Du kannst ja denken, was du willst, doch ich weiß mehr über gewisse Dinge, das kannst du mir glauben. Ich spüre genau, wenn etwas nicht stimmt, und in der letzten Zeit haben wir dieses Heulen gehört. Ich will nicht von der Schwärze reden, aber auch sie kann ich mir vorstellen. Wer hat denn keine Angst vor der Insel im Sumpf gehabt, vor dem alten Friedhof, der längst vergessen und versunken war und plötzlich wieder entstand. Das sind doch die Tatsachen, die uns zu beschäftigen haben. Es hat bisher nur Hoss Ivory erwischt, aber kannst du mir sagen, weshalb das Grauen uns verschonen sollte? Es ist darauf programmiert, Menschen in seinen Bann zu ziehen, und wenn John Sinclair Recht hat, was ich glaube, dann befinden wir uns alle in einer nicht zu unterschätzenden Gefahr.«
    Der Sohn schaute seinen Vater an, und Jim war auf hundert. Er bewegte die Hände wie im Krampf. Mal waren sie ausgestreckt, mal bildeten sie Fäuste. Er suchte nach Worten, holte dabei zuckend Luft und flüsterte:
    »Hört doch auf, verdammt! Hört doch mit dem Mist auf! Ich… ich … ach, ihr könnt mich alle mal.« Er drehte sich auf dem Absatz herum und stürmte mit Riesenschritten aus dem Zimmer. Sekunden später hörten wir, wie er die Haustür von außen zuschlug.
    Wir blieben in der Stille zurück, und Malcolm Graves schüttelte den Kopf. »Nehmen Sie es Jim bitte nicht übel, Mr. Sinclair. Er ist kein schlechter Kerl,

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