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0779 - Der Nebelwolf

0779 - Der Nebelwolf

Titel: 0779 - Der Nebelwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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er ist nur ein wenig durcheinander, das muss man verstehen. Er ist noch sehr jung, gerade einundzwanzig, da will man die Welt allein aus den Angeln hebeln. Später sieht man dann ein, dass man es nicht schafft. Ich war früher auch so und habe mir von meinem Vater so einiges sagen lassen müssen.«
    »Keine Sorge, Mr. Graves, ich bin Ihrem Sohn nicht böse. Es ist ja auch verständlich, dass er so reagiert. Aber ich habe Ihnen keinen Bären aufgebunden, meine Erlebnisse sind echt gewesen.«
    »Das nehme ich Ihnen ab, frage Sie allerdings, wie es weitergehen wird und was man unternehmen kann. Ich gehöre ebenso wenig wie Hoss zu den Menschen, die ihre Hände in den Schoß legen und sich auf die anderen verlassen. Ich will etwas tun.« Er klopfte mit dem Zeigefinger auf den Holztisch. »Aber ich frage Sie, Mr. Sinclair, was man hier tun kann?«
    »Das ist mein Problem.«
    »Sie wissen keine Lösung?« Ich schaute zum Fenster, das sich als Rechteck in der Wand abmalte. Die Scheibe schimmerte grau. Dahinter bewegte sich etwas. Ob es die Zweige irgendwelcher Büsche waren oder nur die weichen Dunstschleier, das konnte ich nicht sagen. Waren wir bereits umzingelt? Hatten die Geister es schon geschafft, in das Haus einzudringen? Ich zwinkerte.
    »Was haben Sie, Mr. Sinclair?«
    »Nichts.« Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich habe nur über etwas nachgedacht.«
    »Keine guten Gedanken, wie?«
    »Das kann man sagen.«
    Malcolm Graves lachte und schüttelte dabei den Kopf. »Ja, es ist manchmal zum Heulen. Da weiß man, dass etwas passiert ist, da weiß man auch, dass noch etwas passieren wird, aber man ist nicht in der Lage, daran etwas zu ändern. Man muss sich mit den Gegebenheiten einfach abfinden, und man muss seine eigenen Schlüsse ziehen.« Er stieß die Flasche ein Stück zurück, als würde er sie nicht mehr mögen. »Wir, Mr. Sinclair, müssen etwas unternehmen.«
    »Richtig.«
    »Und Sie haben keinen Plan, den Sie mir hier offen auf den Tisch legen können?«
    »Noch nicht.«
    »Das ist schlecht«, brummelte er. »Darf ich fragen, was Sie sich dabei gedacht haben?«
    »Bitte, Mr. Graves, nicht so theoretisch. Ich will Ihnen etwas sagen, dass Ihnen nicht gefallen kann, allein deshalb nicht, weil es auch mir nicht gefällt.«
    »Das wäre?«
    »Abwarten!«
    »Tatsächlich?«
    »Leider ja.«
    »So lange, bis etwas passiert ist?«
    »Das will ich nicht hoffen, Mr. Graves. Ich möchte die Gefahr so früh erkennen können, um sicher zu gehen, dass nichts passiert. Dass man sie noch abwenden kann.«
    »Wird nicht einfach sein.«
    »Ich weiß es. Und das können wir auch von hier nicht erledigen. Ich werde nicht mehr lange bei Ihnen bleiben.«
    »Und wo wollen Sie hin?«, unterbrach er mich.
    »Mich umschauen.«
    »Hier im Ort oder«, jetzt lächelte er, »haben Sie vor, Hoss Ivory einen Besuch abzustatten?«
    »Daran habe ich gedacht.«
    »Er hat Familie. Zumindest eine Frau und eine Mutter. Sie leben zusammen unter einem Dach. Seine beiden Töchter sind in Cardiff verheiratet. Sie kommen kaum noch hierher. Aber was wollen Sie den beiden Frauen sagen?«
    »Ich weiß es noch nicht.«
    »Von einem Tod können Sie nicht sprechen, Mr. Sinclair. Wissen die beiden denn über Sie Bescheid?«
    »Das ist mir nicht bekannt. Erwähnt hat Hoss es jedenfalls nicht. Ich will ehrlich Ihnen gegenüber sein, Mr. Graves, ich stecke in der Klemme.«
    »Pardon, Mr. Sinclair, nicht nur Sie, auch ich.«
    »Stimmt.« Ich hatte schon die Hände auf die Lehnen gestützt, um aufzustehen, als wir beide das Geräusch an der Haustür hörten. Sie wurde vehement nach innen gestoßen und prallte mit der Klinke sogar gegen die Wand.
    »Das ist Jim«, flüsterte Malcolm Graves.
    Er war es in der Tat. Totenbleich stolperte er in den Wohnraum und bekam kaum Luft.
    »Was ist denn passiert, Jim?«, fragte sein Vater.
    Der junge Mann rang nach Atem. Keuchend stieß er hervor: »Ich glaube es nicht, verdammt, ich kann es nicht glauben, aber es ist da. Ja, das Grauen ist da…«
    »Was?«
    Er nickte. »Die… die Schwärze … sie kommt … wie Gift in unseren Ort, Dad …«
    ***
    Keiner von uns sprach. Der junge Graves war fertig. Er sank zur Seite und rutschte auf das Sofa, wo er sich lang auf den Rücken legte und wieder nach Luft schnappte.
    Sein Vater war mit der Antwort nicht zufrieden gewesen. Er ging auf Jim zu und rüttelte ihn an der Schulter. »Was hast du gesehen, Jim? Was war es genau?«
    »Nein, nein…«
    »Rede!«
    »Das Licht war weg!«
    »Wie

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