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0779 - Der Nebelwolf

0779 - Der Nebelwolf

Titel: 0779 - Der Nebelwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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des Abends ein.
    Siebzehn Uhr…
    Eine völlig normale Zeit. Für mich nicht, denn mit der Dunkelheit würde auch das Grauen kommen, davon war ich überzeugt. Ich überlegte, mit wem im Ort ich reden konnte, wer Vertrauen erweckend war. Natürlich kam mir die Familie des Hoss Ivory in den Sinn. Diesen Gedanken stellte ich zurück, denn ich hätte bestimmt auf gewisse Fragen antworten müssen, und das wollte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Irgendwo hatte ich auch das Gefühl, mich der Gefahr allein stellen zu müssen und die anderen herauszuhalten.
    Das ging nur mich etwas an, nicht die Einwohner, obgleich sie ja unmittelbar davon betroffen waren.
    Über meine Gedanken wunderte ich mich selbst und fragte mich, wie ich dazu kam.
    Lag es an den Templern, von denen Hoss berichtet hatte? Durchaus möglich, denn zwischen mir und ihnen gab es eine Verbindung, die seit alters her bestand.
    Welche Rolle spielten die Werwölfe?
    Ich hatte das Heulen nicht vergessen. Irgendwo in dieser nebligen Umgebung des Ortes lauerte das Untier auf seine Beute. In der Nacht würde es erscheinen, und ich konnte nur hoffen, dass die Anzahl der Wölfe nicht der der Gräber entsprach.
    Mit Pfarrern und Geistlichen hatte ich schon immer gut zusammengearbeitet. Zumeist waren sie mir gegenüber sehr aufgeschlossen gewesen. Ichkannte den Pfarrer von Trevine nicht, hoffte jedoch, dass er mich nicht enttäuschte.
    Zur Kirche führte ein schmaler Weg, der mit grauen Steinen gepflastert war. Nicht weit entfernt schimmerte ein Gitter. Es rahmte das Gelände um die Kirche ein, und an der Innenseite des Gitters wuchsen Büsche hoch, die sich wie Krallen um die Stäbe klammerten, als wollten sie diese aus ihrem Verbund reißen.
    Ein Eisentor stand offen. Ich schritt hindurch. Der Glockenklang verhallte, und die Stille des frühen Abends hüllte mich ein. Meine Schritte schmatzten durch das Laub, das wie Fettflecken auf dem Boden lag.
    Die Kirche war einmal aus rötlichen Steinen errichtet worden. Im Laufe der Zeit war davon nicht mehr viel zu sehen. Jetzt hatten die Außenmauern eine grünbraune Patina angesetzt.
    Die Stille wurde nicht nur von meinen schleifenden Schritten unterbrochen, sondern auch vom hässlich anmutenden Knarren der alten Angel, als jemand die Kirchentür von innen aufdrückte. Ich blieb stehen und rechnete damit, den Pfarrer heraustreten zu sehen, was ein Irrtum war, denn ein noch relativ junger Mann mit hellblonden Haaren und Zivilkleidung verließ das Gotteshaus.
    So stellte ich mir einen Pfarrer nicht vor. Der Mann hatte mich nicht gesehen. Er schloss die Tür von außen ab. Ich ging näher an ihn heran und räusperte mich.
    Er hörte das Geräusch, erschrak darüber und erstarrte.
    »Guten Abend«, sagte ich.
    Jetzt erst drehte er sich langsam zu mir um. Er schaute mich an und runzelte die Stirn. Sein Gesicht war von dunklen Sommersprossen übersät. Er trug einen braunen Cordanzug und einen weinroten Pullover unter der Jacke.
    »Ja bitte«, sagte er, wobei er das Misstrauen aus seiner Stimme nicht vertreiben konnte.
    »Sie sind nicht der Pfarrer?«, fragte ich und ging weiter auf ihn zu.
    »Nein, ich bin der Küster. Sie sind fremd hier? Sie wollen mit dem Pfarrer reden?«
    »Das hatte ich vor.«
    »Tut mir Leid, aber das können Sie nicht. Pfarrer Quinley ist krank. Man musste ihm den Blinddarm herausnehmen. Er wird noch eine Woche im Krankenhaus bleiben müssen. Und ich weiß nicht, ob man Besuch zu ihm lassen wird.«
    »Oh, das tut mir Leid.«
    Er hob die Schultern. »Da kann man nichts machen. Aber vielleicht kann ich Ihnen helfen, falls es sich nicht gerade um einen theologischen Rat handelt.«
    »Das können Sie möglicherweise. Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist John Sinclair. Ich komme aus London.«
    »Das ist eine weite Strecke.«
    »Stimmt.«
    »Dann werden Sie sicherlich einen Grund gehabt haben, nach Trevine zu kommen. Wollten Sie vielleicht darüber mit dem Pfarrer reden?«
    »Das hatte ich vor.«
    »Tja.« Er hob die Schultern. »Das ist leider nicht möglich.«
    »Deshalb möchte ich ja, dass Sie mir helfen, Mister…«
    »Ich heiße Jim Graves.«
    »Gut, Mr. Graves. Aber nicht hier. Wenn wir irgendwo hingehen könnten, wäre mir das schon lieb.«
    »Warum so geheimnisvoll?«
    »Ich habe meine Gründe.«
    Er verzog die Lippen. »Und ich bin verflixt misstrauisch Fremden gegenüber.«
    »Das ist Ihr gutes Recht, das kann ich verstehen. Ich möchte Ihr Misstrauen gern zerstreuen. Wenn Sie sichdas mal näher

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