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078 - Das Drachennest

078 - Das Drachennest

Titel: 078 - Das Drachennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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ich mich vorstelle - Giuseppe Zucca."
    „Michele da Mosto", sagte ich.
    Es hatte wenig Sinn, wenn ich einen anderen Namen angenommen hätte.
    „Wollt Ihr uns helfen, Herr?"
    „Deshalb bin ich gekommen", meinte ich.
    „Habt ihr das gehört?" wandte sich Giuseppe Zucca an die anderen Gäste, die begeistert durcheinanderschrien.
    In wenigen Sekunden war ich von einer Horde wie verrückt schreiender Männer umgeben, die alle gleichzeitig auf mich einredeten. Nahezu jede Familie der Stadt hatte einige Kranke und Tote zu beklagen. Ich schrie, daß sie der Reihe nach sprechen sollten. Augenblicklich war es still. Ich ließ mir die Symptome der Krankheit schildern. Das half mir aber nicht viel weiter, da jeder etwas anderes erzählte.
    Eine der Töchter des Wirtes, die servierte, stellte mir eine Karaffe Wein auf den Tisch. Ich lächelte ihr freundlich zu, und sie erwiderte mein Lächeln. Sie war ein ungewöhnlich hübsches Mädchen, kaum zwanzig, mit strammen Beinen, prallen Brüsten und glutvollen Augen. Ich konnte nicht anders; immer wieder wanderte mein Blick zu ihr. Sie ging ungemein anmutig. Ihr Körper war biegsam wie eine Weidenrute. Das runde Gesicht war von pechschwarzem Haar umrahmt, und die Lippen waren rot wie der Wein, der vor mir im Glas leuchtete. Von allen Gästen wurde sie Claudia genannt. Franca warf mir einen mißbilligenden Blick zu. Er kannte meine Schwäche weiblichen Reizen gegenüber - auch etwas, was mich des öfteren in der Vergangenheit in Schwierigkeiten gebracht hatte. Jetzt war nicht der richtige Augenblick, um sich an einem hübschen Mädchen zu erfreuen. Das mußte warten.
    „Ich will einen Kranken sehen", sagte ich.
    „Eine meiner Töchter ist erkrankt", sagte der dicke Wirt rasch. „Ich führe Euch zu ihr."
    Ich stand auf. „Hol meine Arzneien aus dem Zimmer, Franca!"
    Ich folgte dem Wirt. Er watschelte wie eine Ente und schnaubte wie ein Walroß.
    Ich schüttelte den Kopf. Das war auch etwas, was ich nie verstehen konnte. Ein so häßlicher Mann wie der fettleibige Wirt hatte so ein hübsches Mädchen wie Claudia gezeugt. Ich grinste. So sicher war das nicht, ob er auch der Vater war. Man gab sich zwar sittenstreng, aber die meisten Frauen waren nicht gerade spröde.
    Er trat in ein Zimmer, das nur von einer Kerze erhellt wurde. Es war stickig und heiß im Raum. Neben einem schmalen Bett hockte eine vierzigjährige Frau, die uns anblickte. Sie war noch immer recht hübsch, sah aber abgearbeitet und müde aus.
    „Das ist meine Frau Maria", sagte Carlo, der Wirt. Er senkte die Stimme. „Und das Mädchen ist meine Tochter Luisia."
    Ich trat ans Bett, und Maria stand auf und blickte mich hoffnungsvoll an.
    „Öffnet das Fenster!" befahl ich.
    Maria blickte mich verwirrt an.
    „Gehorche", flüsterte ihr Mann. „Er ist Arzt."
    Maria zog die Vorhänge zurück und öffnete das kleine Fenster. Kühle Abendluft drang ins Zimmer. Luisias Gesicht war glühendrot und schweißbedeckt. Sie öffnete langsam die Augen, die glänzten und tränten. Ihr Atem kam pfeifend. Ihr langes, schwarzes Haar war klitschnaß. Sie war ein junges Mädchen, etwa vierzehn Jahre alt.
    „Kannst du sprechen?" fragte ich und setzte mich auf das Bett.
    Das Mädchen öffnete den Mund und krächzte etwas Unverständliches. Ich griff nach ihrem Handgelenk. Der Puls hämmerte wie verrückt. Zögernd schlug ich das verschwitzte Bettlaken zurück. Luisia trug ein weißes Hemd, das feucht vor Schweiß war. Ich strich über ihren geschwollenen Hals. Er fühlte sich wie ein hölzerner Knoten an.
    „Ein Glas Wasser", sagte ich.
    Es wurde mir gereicht, und ich gab dem Mädchen zu trinken. Sie trank gierig. Als sie das Glas zur Hälfte leergetrunken hatte, stellte ich es zur Seite. Ich öffnete das Hemd über ihrer Brust und fuhr in ihre Achselhöhlen. Deutlich spürte ich die harten Pestbeulen. Ich zog das Hemd hoch. Rote Flecken bedeckten den Bauch und die Schenkel. Die Leisten waren mit schwarzen, daumengroßen Beulen bedeckt. Meiner Meinung nach gab es für das Mädchen keine Rettung mehr. Sie Würde die Nacht nicht überleben.
    Vorsichtig schlug ich die Decke wieder zurück und fühlte nochmals den Puls.
    Ich war einige Zeit bei dem berühmten Arzt Michel de Nostre-Dame gewesen, der mehr als Nostradamus bekannt war. Er hatte mir ziemlich viel beigebracht. Es war ihm auch gelungen, einige Pestkranke zu retten. Dabei war er ungewöhnliche Wege gegangen.
    „Eine Schüssel mit kochendheißem Wasser!" befahl ich. „Und

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