Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
078 - Das Drachennest

078 - Das Drachennest

Titel: 078 - Das Drachennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
einige reine Leintücher!"
    Franca brachte mir meinen Arzneikoffer und mein medizinisches Besteck. Ich wartete, bis ich das heiße Wasser hatte, dann holte ich ein rasiermesserscharfes Stilett aus dem Koffer und warf es in das siedendheiße Wasser. In das Wasserglas schüttete ich einen Löffel eines Betäubungsmittels, das das Mädchen einschläfern würde. Zusätzlich gab ich zwei Löffel eines Pulvers dazu, dessen Herstellung ich von Nostradamus gelernt hatte. Ich verrührte die Mixtur und gab sie dem Mädchen zu trinken.
    „Keine Bange, Mädchen!" sagte ich lächelnd. „Alles wird gut. Du wirst sehen, in ein paar Tagen bist du gesund."
    Luisia lächelte verkrampft. Ich hielt ihre Hand und sprach sanft auf sie ein. Nach einigen Minuten schlief sie.
    „Packt mit an!" sagte ich. „Wir müssen ihr das Hemd ausziehen."
    Der Wirt und Franca hoben das Mädchen hoch, und Maria entkleidete ihre Tochter, die weiterschlief. Ihr Atem kam rasselnd.
    Ich nahm das Messer aus dem Wasser und setzte mich wieder aufs Bett.
    „Legt ihr die Arme über den Kopf!" befahl ich.
    Maria hob die Arme hoch. Ich beugte mich vor. Die Beulen in den Achselhöhlen sahen eklig aus.
    Ich packte das Stilett und stieß es in die Beulen. Das Mädchen bäumte sich im Schlaf auf, wurde aber glücklicherweise nicht munter. Aus den Beulen floß ein grünliches Sekret, das ekelhaft Stank. Ich stach auch die Beulen in der Leistengegend auf. Dann wartete ich ein paar Minuten. Ich massierte sanft die Beulen, bis kein Sekret mehr herausfloß, erweiterte die Wunden und schmierte etwas von einer von mir entwickelten Heilsalbe hinein.
    „Jetzt können wir nur warten und beten", sagte ich. „Ich will keine Hoffnungen erwecken. Es wäre ein Wunder, wenn Luisia am Leben bleiben würde."
    Maria und Carlo blickten mich stumm an.
    „Ich danke Euch, Herr", flüsterte Maria.
    „Betet", sagte ich.
    Franca sammelte meine Utensilien zusammen.
    Ich kehrte zurück in die Wirtsstube. Eines war mir ganz klargeworden, ich hatte es nicht mit einer normalen Pestkrankheit zu tun.
    „Wann ist der erste Pestfall aufgetreten?" fragte ich und schenkte mir ein Glas Wein ein.
    „Vor acht Tagen", sagte ein blasser Mann.
    „Der Fremde schleppte die Seuche ein", knurrte ein anderer,. „Er kam vor zehn Tagen. Niemand kannte ihn. Er ist schuld daran."
    „Und wo steckt dieser Fremde?"
    „Er ging zu Agostino Moretti. Seither wurde er nicht mehr gesehen?"
    „Und wer ist dieser Moretti?"
    „Der reichste Mann von Livorno", antwortete der Wirt. „Er besitzt einige Schiffe und ausgedehnte Ländereien."
    Dummes Geschwätz, dachte ich. Meist wird irgendein Fremder mit später auftretenden Krankheiten in Verbindung gebracht. Trotzdem - irgend etwas stimmte mit dieser Pestart nicht. Es war eine Form der Krankheit, die von der üblichen Pest in einigen Punkten abwich.
    Ich beschloß, mir noch in der gleichen Nacht weitere Kranke anzusehen, und behandelte fünf Frauen und vier Männer, die alle die gleichen Symptome aufwiesen. Dabei variierte ich meine Behandlungsmethoden. Ich verwendete immer wieder andere Heilsalben und Medizinen.
    Danach fühlte ich mich müde und erschöpft. Als ich zur Herberge zurückkam, waren alle Gäste gegangen; nur Claudia war noch in der Gaststube. Sie räumte die Tische ab.
    „Bekommen wir noch etwas zu trinken, Claudia?" fragte ich und setzte mich.
    „Natürlich", sagte das Mädchen rasch.
    Sie stellte eine Karaffe vor uns. Ich nickte ihr schwach zu. Nicht einmal der erfreuliche Anblick des knusprigen Mädchens konnte mich aufmuntern.
    „Warst du bei deiner Schwester?"
    „Ja, Herr. Sie schläft."
    „Ich werde nochmals zu ihr sehen", sagte ich und stürzte den Wein hinunter. Mühsam stemmte ich mich hoch.
    Carlo und Maria wachten im Zimmer ihrer Tochter. Ich sah mir die Wunden an. Die Schwellung war etwas zurückgegangen. Das Mädchen schwitzte auch nicht mehr so stark. Ich fühlte ihren Puls; er hämmerte nicht mehr so rasend.
    „Es besteht Hoffnung", sagte ich zufrieden. „Sollte sie aufwachen, dann gebt ihr zu trinken. Aber nicht mehr als ein Glas. Habt ihr mich verstanden?"
    Beide nickten, und ich ging auf mein Zimmer.
    Ich riß das Fenster auf, blickte über das nachtschwarze Meer und atmete tief ein. Das Meer erweckte in mir immer wieder die Sehnsucht nach fernen Ländern. Sehr weit war es wohl nicht her mit meinem Wunsch, seßhaft zu werden. Mich lockten noch immer die Ferne und das Abenteuer.
    Ich blieb einige Minuten stehen, wandte dann den

Weitere Kostenlose Bücher