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078 - Im Netz der Lüge

078 - Im Netz der Lüge

Titel: 078 - Im Netz der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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stets bemüht, nicht in die Reichweite seiner Hörner zu geraten. Der Abschied von den anderen war kurz und unsentimental gewesen, genau wie Pieroo gehofft hatte.
    Jetzt war sein Stamm unterwegs nach Norden, während er und der Doc der Schneise der Panzer nach Osten folgten.
    Laramy hatte sich nicht gesträubt, als Pieroo ihn bat, mit dem Stamm zu ziehen, war im Gegenteil sogar sichtlich erleichtert gewesen. Seine Angst vor Smythe war größer als sein Stolz.
    So wie Pieroos Angst vor dem, was seinem Körper von innen aufzufressen schien, größer war als seine Angst vor dem Tod. Vielleicht war das der wahre, eigennützige Grund, warum er den Doc auf dieser Reise begleitete: Wenn an ihrem Ende der Tod stand, so starb er wenigstens im Kampf - und auf mehr konnte ein Krieger nicht hoffen.
    ***
    »Wenn wir im Kampf sterben, werden wir an Wudans Tafel sitzen!«
    »Ich will aber nicht an Wudans Tafel sitzen, sondern diesen Tag überleben.«
    Matt stützte sich auf den Sattelknauf seines Yakks und sah zu den Echsen, die ihn und die anderen langsam umzingelten.
    Sie ließen sich Zeit, wussten sehr wohl, dass selbst die gesammelte Waffengewalt der Menschen ihnen nichts entgegenzusetzen hatte.
    »Ich bin auf Aruulas Seite« , sagte Aiko. »Wir sollten versuchen durchzubrechen, anstatt uns einfach abschlachten zu lassen.«
    Honeybutt schüttelte den Kopf. »Wir sind mit fünf von denen nicht fertig geworden, wie sollen wir an zweihundert vorbeikommen?«
    »Gar nicht.« Mr. Black hatte das Lasergewehr auf seine Knie gelegt und hielt die Zügel locker in der Hand. »Sie werden uns zweifellos töten, bevor wir ihnen zu nahe kommen. Wenn mich nicht alles täuscht, sind das Wurfdolche, die sie am Gürtel tragen. Stimmen Sir mir zu, Mister Tsuyoshi?«
    Matt bemerkte den typischen Moment der Konzentration, als Aiko auf seine Implantate zugriff.
    »Ja« , sagte er dann, »recht unangenehm aussehende Wurfdolche.«
    Die Entschlossenheit, die er gerade noch gezeigt hatte, schien zu verpuffen und einer deutlichen Resignation Platz zu machen. Ein taktisch und zahlenmäßig überlegener Gegner, der zusätzlich über Fernwaffen verfügte, war nicht zu besiegen. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Und jetzt?«
    Aruula hob die Schultern. »Ich sehe den Unterschied nicht. Wir werden entweder durch die Dolche oder die Schwerter sterben. An Wudans Tafel sitzen wir trotzdem, da wir in einem tapferen Kampf gefallen sind. Wir werden essen, trinken, lachen und fegaashaa haben, bis wir am Ende der Ewigkeit zu einer letzten Schlacht gefordert werden. Sind wir siegreich, vergehen wir in einem entsetzlichen Feuersturm und aus unserer Asche entsteht die neue Welt.«
    Schweigen setzte nach ihren Worten ein. Matt hatte den Eindruck, dass niemand richtig wusste, was man darauf antworten sollte. Er warf einen nervösen Blick auf die Echsenwesen, die bis auf fünfzig Meter herangekommen waren, und räusperte sich.
    »Okay…« , sagte er. »Das sollten wir als letzte Option im Hinterkopf behalten. Weitere Vorschläge?«
    »Warum machen sie das?« Honeybutt hob die Schultern. »Ich meine, es sind keine Tiere, auch wenn sie so aussehen. Sie tragen Kleidung und Waffen. Also müssen sie doch einen Grund dafür haben, eine ganze Streitmacht auf uns zu hetzen.«
    »Der Bär« , sagten Matt und Aiko gleichzeitig.
    »Wir haben Stoffreste am Hals des Bären gefunden« , fuhr Matt allein fort.
    »Es könnte eine Art Halsband gewesen sein, vielleicht ein Schmuck für ein heiliges Tier.«
    »Wir haben ein heiliges Tier getötet?« Jetzt endlich klang auch Aruula besorgt.
    »Ich befürchte es.«
    Die Wand aus Schwertern, Zähnen und Krallen rückte näher heran. Die Echsen bewegten sich schweigend und diszipliniert, zeigten keine Aggression außer den gezogenen Waffen. Ihre maskenhaft starren Gesichter verrieten nicht, was in ihrem Inneren vorging.
    Matt schwang ein Bein über den Sattel und sprang zu Boden. »Sie wissen immer, was wir als nächstes tun werden, richtig?« , sagte er, während er den Driller ins Gras legte und das Messer aus seinem Gürtel zog. »Das können sie aber nur wissen, wenn sie unsere Gedanken lesen.« Er stach die Messerklinge in die Erde.
    »Ich glaube nicht, dass sie unsere Sprache verstehen« , sagte Mr. Black, »höchstens die Bilder, in denen wir denken.«
    Matt nickte. »Dann hoffen wir mal, dass das reicht.«
    »Maddrax, was hast du vor?« Aruula sprang ebenfalls von ihrem Yakk. Sie wollte neben Matt treten, aber er hielt sie mit

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