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078 - Im Netz der Lüge

078 - Im Netz der Lüge

Titel: 078 - Im Netz der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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meldete sich Aiko von hinten, »und auch nicht unser größtes.«
    Matt wollte ihn fragen, was er damit meinte, doch dann sah er es selbst.
    Dort, wo der Wald endete und in ein sanft abschüssiges Tal überging, hatten sie sich versammelt - Echsen. Es waren vielleicht zweihundert. Ihre blank gezogenen Schwerter blitzten in der Sonne.
    »Ach du Scheiße« , sagte Matt.
    ***
    Als er es nicht mehr aushielt, verließ Pieroo die Runde der Krieger. Sein Magen brannte und die Krämpfe waren so stark, dass er es gerade noch bis hinter die ersten Bäume schaffte, bevor er sich übergab. Minutenlang würgte und hustete er. Seine Augen tränten, seine Knie zitterten, doch immer noch hielten die Krämpfe an.
    So schlimm war es noch nie gewesen.
    Irgendwann ließen sie dann doch nach. Pieroo lehnte sich erleichtert an einen Baum und spuckte aus. Er schmeckte Blut. In den letzten Wochen schmeckte er häufig Blut.
    Etwas frisst mich von innen auf , dachte er.
    »Alles in Ordnung?«
    Pieroo zuckte zusammen, erschrocken darüber, dass er die Annäherung nicht bemerkt hatte. Er sah, wie der Doc zwischen einigen Büschen hervortrat.
    Sein Gesicht zeigte deutliche Spuren des gestrigen Tages, und er bewegte sich vorsichtig und unter Schmerzen. Trotzdem hätte er Pieroo mit einem Schlag zu Boden werfen können, wenn er es in diesem Moment gewollt hätte.
    »Ja, alles okee… okay.« Pieroo wollte lächeln, um zu zeigen, wie gut es ihm ging, schloss dann jedoch den Mund aus Angst, der Doc könne das Blut auf seinen Zähnen sehen.
    »War nu der verdammte Fisch« , fügte er hinzu. »Is kein Essen fürn Mann, ständig Fisch.«
    »Es wäre sogar sehr gutes Essen, würde man es nicht, hm, stundenlang in der Sonne herumliegen lassen.«
    Pieroo winkte ab. »Was soll das'n damit zu tun habn?«
    Seine zitternden Beine trugen seinen Körper nur mühsam. Er war froh, dass der Doc kaum schneller ging.
    »Habn die Krieger abgestimm?« , fragte er.
    »Ja, deshalb bin ich hier. Sie wollen mit dir das Ergebnis besprechen.«
    Bereits seit dem frühen Morgen saßen die Krieger zusammen und sprachen über den weiteren Fortgang der Reise. Als Häuptling hatte Pieroo nicht das Recht, eigene Vorschläge zu machen, durfte jedoch bis zu drei Entscheidungen der Krieger ablehnen.
    Frauen waren bei der Kriegerversammlung nicht erwünscht, und so hatte sich Majela wütend in einen der Panzer zurückgezogen, um zu schlafen, während die Liebesdienerinnen Paulaa und Maymi Wäsche am See wuschen.
    »Und wie habn se… sie abgestimmt?«
    »Sie wollen nach Hause zu ihren Familien, auch wenn es sie vielleicht umbringt. Niemand will in diesem… äh, verfluchten Land bleiben.«
    Pieroo nickte. Er hatte damit gerechnet, dass sie sich so entscheiden würden.
    Ein langer und harter Weg lag vor ihnen, doch er ahnte, dass sein Körper ihm nicht erlauben würde, ihn bis zum Ende zu gehen »Biste ihrer Meinung?«
    , fragte er.
    »Ich hatte nicht gedacht, dass meine Meinung noch jemanden interessiert.«
    Die Antwort klang scharf und verärgert.
    Pieroo seufzte leise. »Was gestern -«
    , begann er, aber der Doc unterbrach ihn.
    »Tut mir Leid, das ging an die falsche Adresse. Ich weiß, dass du mich einweihen wolltest.«
    »Wohe weißte das?«
    »Laramy. Wir haben uns gestern Abend unterhalten.«
    Laramy , dachte Pieroo, wieso kannst du den Mund nicht halten?
    Das plötzliche Hämmern eines Maschinengewehrs machte die Frage gegenstandslos.
    ***
    Fraapoth war ein mutiger Mann, das sagten alle in seiner Familie, und auch die anderen Krieger zollten ihm stets Respekt. Doch als die große Waffe auf dem Panzer ohne jede Vorwarnung ihre todbringenden Kugeln zu verschießen begann, folgte er seinem ersten Instinkt und rannte.
    »In den Wald!« , rief er dabei den anderen zu, von denen einige wie hypnotisiert auf das Metallrohr starrten.
    »Geht in Deckung!«
    Aus den Augenwinkeln sah er Henn'ry und Tootooz ausgestreckt unter der leeren Zeltplane liegen. Ketten schnürten ihren Hals ein, ihre verzerrten Gesichter schimmerten violett.
    Wie ist das möglich? , fragte sich Fraapoth. Er hatte den Tyrannen selbst die Ketten angelegt und sorgfältig darauf geachtet, ihnen keine Gelegenheit zur Flucht zu bieten. Dämonen mussten ihnen geholfen haben, vielleicht sogar der Geist der Selbstmörderin.
    Er duckte sich, als Kugeln über ihn hinweg pfiffen und eine Zeltplane durchbohrten. Der Panzer brüllte wie ein Raubtier und setzte sich in Bewegung, während das Metallrohr immer weiter Feuer

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