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0780 - Der Geist des Baphomet

0780 - Der Geist des Baphomet

Titel: 0780 - Der Geist des Baphomet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die unterschiedlich aggressiv reagierten, die sich möglicherweise gegenseitig umgebracht hatten und darauf lauerten, dass sich weitere Opfer in ihre Nähe trauten.
    Allein der Gedanke daran war furchtbar, und über meinen Rücken rann ein Schauer.
    Dennis hatte sich einfach auf die Eckbank gelegt. Auf Zehenspitzen ging ich zu ihm und schaute nach. Der Junge war tatsächlich eingeschlafen, das heißt, nicht ganz. Als mein Schatten über ihn fiel, zwinkerte er, aber sie waren schon sehr schwer geworden und würden ihm zufallen.
    Ich strich über seine Stirn, die sich heiß anfühlte, als hätte er Fieber. Diese beruhigende Geste erzeugte bei ihm ein Lächeln. Mit schwacher Stimme flüsterte er mir zu, wie müde er doch war.
    »Dann schlaf halt.«
    »Ja, das tue ich.«
    Ich streichelte ihn noch einmal. Das merkte er nicht mehr. Dennis war bereits eingeschlafen.
    Ich seufzte auf, als ich an seine Mutter und auch an seinen Vater dachte. Dass er tot war, wusste der Junge noch nicht. Er würde einen zweiten Schock bekommen, den er bestimmt nicht so leicht überwinden konnte. Da war auch noch seine Mutter, eine Mörderin, denn sie hatte ihren Mann getötet.
    War sie das tatsächlich? Konnte ein Gericht sie für diese Tat verantwortlich machen? Wahrscheinlich nicht, denn hier in Trevine war nichts mehr so, wie es einmal gewesen war. Hier hatte eine andere Macht die Kontrolle übernommen und ein furchtbares Erbe hinterlassen. Die ruhigen Atemzüge des Jungen begleiteten mich auf meinen Weg zur Tür. Ich verließ die Küche, um nach Mrs. Hooker zu schauen. Meiner Ansicht nach stand sie noch unter dem Bann des Bösen.
    Ich stieß die Tür zum Schlafzimmer auf und schaltete das Licht ein. Sie lag noch auf dem Bett, und im ersten Augenblick sah sie für mich aus wie eine Tote. Ich ging langsam näher und blieb neben dem Bett stehen.
    Sie rührte sich nicht. Hand- und Fußgelenke waren nach wie vor mit braunen Klebestreifen umwickelt. Ihre Augen hielt sie weit offen. Sie waren gleichzeitig verdreht, durch den offenen Mund und auch durch die Nase zischten die Atemzüge. Sie musste mich einfach sehen, aber sie nahm mich trotzdem nicht zur Kenntnis, denn ihr Blick war dermaßen starr, dass er nichts anderes in der Umgebung wahrnahm.
    Die Frau befand sich in einer tiefen Trance. Die schwarze Flut hatte sie verändert. Für mich lebte sie nicht mehr, sie existierte nur noch. Ihr rechter Ärmel zeigte Blutflecken. Wahrscheinlich stammten sie vom Blut des eigenen Mannes.
    Ich zog mich wieder zurück. Dabei kam ich mir vor wie ein Mensch, den man in einen schmalen, mit Eis gefüllten Zylinder gesteckt hatte. Ich spürte die Graupel auf meinem Rücken, ich bewegte mich auch langsamer als sonst, und das lag an diesem tiefen Schrecken, unter dem der Ort begraben war.
    Ich stand allein.
    Keiner würde mir helfen.
    Diese Gedanken beschäftigten mich, als ich die Stufen der Treppe hinabstieg. Meine Sinne waren bis zum Zerreißen gespannt. Ich rechnete mit dem Äußersten, mit gefährlichen Attacken aus dem Hinterhalt, und deshalb blieb ich auch auf dem ersten Treppenabsatz stehen und suchte den Lichtschalter.
    Es gab nur einen Knopf, den ich drücken musste. Es wurde heller im Haus, doch hinter den Fenstern trieb noch immer die weißgraue Brühe vorbei.
    Mir begegnete auf meinem Weg nach unten kein Mensch. Allein durchschritt ich das Treppenhaus. Es war eine Stille, die mir nicht gefiel, und ich kam mir noch immer vereist vor.
    An der Haustür blieb ich stehen.
    Hinter mir lag der Gang, der das Haus in die beiden Hälften teilte.
    In den Klassenzimmern hatte ich schon nachgeschaut, das konnte ich mir jetzt sparen. Noch einmal ging ich in das Büro des Konstablers. Der Mann hockte noch immer wie eine Wachspuppe vor seinem Schreibtisch und rührte sich nicht.
    Ich zog mich wieder zurück. Die Haustür lockte mich, obwohl es kein Vergnügen werden würde, durch das neblige Trevine zu gehen und mit dem Grauen konfrontiert zu werden.
    Ich zerrte die Tür auf.
    Die Geräusche der Angeln, das Knarren und leise Quietschen passte als Begleitmusik. Zuerst sah ich den kalten Dunst. Leichentücher wehten gegen mein Gesicht. Der Geruch im Ort kam mir widerlich vor. Stand ich auf einem großen Friedhof?
    Man konnte es meinen, und wieder floss ein Schauer über meinen Rücken. Hart hatte ich die Lippen zusammengepresst, ich stand wie auf dem Sprung, doch auf dem Schulhof tat sich nichts.
    Stille.
    Unheimlich und beklemmend.
    Trevine lag unter einem gewaltigen

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