0782 - Zamorra - Fürst der Finsternis
geschenkt bekommt.«
»Dann dürfte er sich auch nicht an die Ereignisse vor seinem Tod und der Wiedergeburt erinnern.«
Zamorra zuckte mit den Achseln. »Wie gesagt, das war nur so eine Idee.«
Eine Weile entwickelten sie Fluchtpläne, verwarf en sie aber wieder, weil sie undurchführbar waren. Dann kam ihnen der Zufall zu Hilfe.
»Schritte!«, zischte Nicole. Zamorra lauschte. Draußen näherte sich jemand der Zelle.
»Dann werde ich mal verschwinden«, sagte Zamorra. Er drückte Nicole einen Kuss auf die Lippen. »Wir sehen uns später wieder.«
Und er verschwand.
***
Brot und Spiele
Große Erwartungen lagen in der Luft. Zamorra spürte sie schon, als er die Arena betrat.
Ungeduldige Rufe und vieltausendfaches Raunen aus unzähligen Kehlen zeigten ihm, dass sich kein Bewohner der Hölle das bevorstehende Schauspiel entgehen lassen wollte. Die schwüle Luft vibrierte so sehr unter der Anspannung, dass er es körperlich spüren konnte.
»Ich werde euch nicht enttäuschen«, murmelte er vor sich hin. »Und ihr werdet mir dafür ewig dankbar sein.«
Die Arena war dem römischen Vorbild nachempfunden, in dem einst Gladiatoren gegeneinander angetreten und Christen den Löwen zum Fraß vorgeworfen worden waren. Doch nie zuvor hatten sich darin solch mächtige Wesen bekämpft wie in Zamorras Inszenierung.
Obwohl die Zuschauerränge schon zum größten Teil gefüllt waren, strömten immer weitere Dämonen durch die steinernen Portale. Die Gänge zwischen den hoch aufragenden Säulen und den weit geschwungenen Arkaden wimmelten von höllischem Leben.
Wenn jetzt ein Gegner auf die Idee kam, die Hölle zu stürmen, würde er leichtes Spiel haben. Beinahe sämtliche Einwohner waren an einem Ort versammelt. Das galt für die niedrigsten unter ihnen ebenso wie für den Hochadel.
Gemessenen Schrittes ging Zamorra die Reihen der Logen und Ehrenplätze ab. Triumphierend stellte er fest, dass sämtliche Erzdämonen seinem Ruf gefolgt waren.
Da war der stets aus dem Hintergrund agierende Astaroth, der zeitlebens seine Intrigen spann, um die Herrschenden in seinem Sinne zu manipulieren. Dann Marquis Marchosias in seiner Erscheinungsform als feuerspeiender, geflügelter Wolf mit Schlangenschweif. Ssacah, der Kobradämon, fehlte ebenso wenig wie der flammenumhüllte Pluton. Selbst Astardis, den es so gut wie nie aus seinem geheimen Versteck zog, hatte sich anlocken lassen. Genauer: Er hatte seinen Doppelkörper erzeugt und hergeschickt.
»Ich begrüße dich, Ministerpräsident«, dienerte Zamorra, als er an Lucifuge Rofocales Loge vorbei flanierte. Sie war noch etwas prächtiger ausgestattet als die der anderen Erzdämonen, um ihm Sand in die Augen zu streuen. Wenn er sich beim KAISER gegen Zamorra stellte, konnte das die weiteren hochtrabenden Pläne des Professors gefährden.
Es war besser, sich zu arrangieren, so lange es nötig war. Rächen konnte man sich später immer noch dafür.
»Du bist sehr unternehmungslustig«, sagte Lucifuge Rofocale hintersinnig. »Ich bin gespannt, was dir noch so alles einfällt.«
Zamorra war die versteckte Andeutung nicht entgangen. Kein Wunder, denn er wusste ja jetzt über die Operation Höllensturm Bescheid, eine Tatsache, die Zamorra nicht sonderlich behagte. Er musste damit rechnen, dass LUZIFERS Statthalter mit seinem von Nicole erpressten Wissen etwas im Schilde führte.
Doch davon durfte er sich jetzt nicht aufhalten lassen.
»Ich hoffe in deinem Interesse, dass deine kleine… Darbietung nicht außer Kontrolle gerät. Das sind keine hilflosen Opferlämmer, die du da zum Schlachtaltar führst. Sie werden sich wehren.«
»Das hoffe ich sehr, sonst wäre es doch langweilig. Aber ein Zamorra liefert keine Langeweile, er bietet großes Entertainment.«
Höhnisch lachte Lucifuge Rofocale auf. »Wir werden sehen. Jedenfalls sei versichert, dass ich dich im Auge behalte.«
»Ministerpräsident…« Zamorra deutete eine Verbeugung an und setzte seinen Weg durch die Reihen seiner prominenten Gäste fort.
Er begrüßte jeden Einzelnen der Erzdämonen persönlich. Ihnen sollte unmissverständlich klar sein, wem sie die folgende Show zu verdanken hatten. Danach musste auch dem Letzten klar sein, über welche Macht der neue Fürst der Finsternis verfügte.
Zamorra kostete jeden Moment aus, bis er endlich seinen eigenen bevorzugten Platz erreichte. Er war so gelegen, dass er von jeder Stelle der Arena aus zu sehen war. Umgekehrt hatte Zamorra eine perfekte Übersicht, was vor sich
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