0782 - Zamorra - Fürst der Finsternis
Wächter mit einem wohldosierten Handkantenschlag in den Nacken außer Gefecht gesetzt hatte.
Nicht zum ersten Mal rettete ihn seine Fähigkeit, sich scheinbar unsichtbar zu machen, die er von einem alten tibetanischen Mönch erlernt hatte. Dabei ließ er seine körpereigene Aura nicht aus seinen physischen körperlichen Abmessungen hinaus und konnte von anderen nicht mehr wahrgenommen werden.
Selbst für Nicole, die den Vorgang kannte, war es unheimlich, als Zamorra von einem Moment zum anderen wie aus dem Nichts auftauchte und vor ihr stand. Er nahm dem Bewusstlosen die Waffe aus der Hand.
»Jetzt geht die Jagd auf einen Unsichtbaren los«, spöttelte sie. »Lass uns verschwinden, bevor jemand unseren Kellner vermisst.«
Nebeneinander stürmten sie aus ihrem Gefängnis und liefen einen Gang entlang. Schon nach wenigen Metern kannten sie sich aus; sie befanden sich nämlich tatsächlich in Château Montagne. Da es in der Spiegelwelt genauso aufgebaut war wie daheim, fiel es ihnen nicht schwer, sich zu orientieren. Der einzige wesentliche Unterschied hier waren die Kerkerzellen im Nordflügel, für die Zamorra in der richtigen Welt natürlich keine Verwendung hatte.
»Sollen wir aus dem Château fliehen?«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Zuerst müssen wir nach meinem Doppelgänger suchen. Er ist zwar vermutlich mit der Tafelrunde unterwegs, aber vielleicht finden wir einen Hinweis.«
Von früheren Besuchen wussten sie, dass in der Spiegelwelt weder Butler William, noch Lady Patricia oder Rhett Saris im Schloss lebten, sehr wohl aber Madame Claire und Foolys böses Gegenstück MacFool. Vor allem aber eine Horde von Schlägern und Halsabschneidern in Diensten des Spiegelwelt-Zamorras, und mit denen war nicht gut Kirschen essen.
Eine Weile streiften Zamorra und Nicole durch die Räume des Châteaus, aber von ihren negativen Gegenspielern gab es keine Spur. Gelegentlich mussten sie Deckung suchen oder einen anderen Weg wählen, wenn sie jemanden bemerkten. Ihre Ortskenntnisse halfen ihnen dabei.
Irgendwann ertönten laute Rufe.
»Sie haben unsere Flucht bemerkt!«
»Zum Arbeitszimmer«, entschied Zamorra. »Vielleicht finden wir im Computer einen Hinweis oder irgendwelche Notizen.«
Ein paar Mal mussten sie Haken schlagen, wurden aber nicht entdeckt. Unbehelligt erreichten sie den Nordturm. Das Arbeitszimmer war verlassen.
Entschlossen setzte sich Zamorra vor den hufeisenförmig geschwungenen Arbeitstisch. Dummerweise ließ sich die Computeranlage nicht in Betrieb nehmen. Sie war mit einer speziellen Sicherung gegen Unbefugte versehen. Entweder traute der Spiegelwelt-Zamorra seinen Untergebenen nicht, oder seiner Gefährtin. Wahrscheinlich gab es niemanden, dem er vertraute.
In den Schubladen des Schreibtischs war ebenfalls nichts zu finden, was einen Hinweis geliefert hätte. Zamorra war der Verzweiflung nahe, schließlich konnten sie nicht auf gut Glück loslaufen. Irgendwo mussten sie mit ihrer Suche beginnen.
»Ich habe so eine Ahnung, dass mein Doppelgänger das Unternehmen Höllensturm weiterführt. Ganz anders allerdings, als wir das geplant haben.«
In diesem Moment wurde die Tür aufgestoßen. Ein muskelbepackter Leibwächter stand im Rahmen und übersah die Situation mit einem Blick. Er handelte ohne nachzudenken.
Ein Schuss peitschte und schlug neben Zamorra in die Wand.
***
Die Todgeweihten grüßen dich
Das Quietschen der Scharniere riss Pater Aurelian aus seinem stummen Gebet. Er öffnete die Augen und kam von den Knien auf die Beine.
Zwei grünhäutige, annähernd humanoid gestaltete Dämonen standen in der offenen Zellentür. Sie trugen lange, speerähnliche Stöcke zwischen den drei knöchernen Fingern ihrer Hände, mit denen sie aufgeregt winkten. Mit einem kurzen Blick vergewisserte Aurelian sich, dass im Gang weitere Wächter aufmarschiert waren.
»Eine solche Ehrengarde für einen alten Mann«, sagte er sarkastisch. »Das ist zu viel des Guten.«
Doch auch wenn es sich nur um Dämonendiener handelte, war ihre Anzahl ihre Stärke. Gegen zwei Gegner hätte er die Gelegenheit zu einem Fluchtversuch bedenkenlos ergriffen, doch gegen diese Übermacht war die Aussicht auf Erfolg gering. Solange er nicht wusste, was ihn erwartete, brauchte er kein unnötiges Risiko einzugehen.
»Komm heraus, Priester!«, forderte ihn einer der Speerträger auf. »Bevor wir dir Beine machen!«
Der Geistliche lächelte und nickte ergeben. In aller Seelenruhe verließ er srine Zelle, den fauligen Odem
Weitere Kostenlose Bücher