0782 - Zamorra - Fürst der Finsternis
atmend, der von den Höllengeschöpfen ausging. Sie stanken, als wären sie soeben einem frischen Jauchebad entstiegen.
Auch die anderen Wächter waren bewaffnet. Aurelian musterte sie der Reihe nach, aber nicht ein bekannter Dämon war unter ihnen. Sie alle waren einfache Diener der untersten Kategorie, aber davon ließ er sich nicht täuschen. Denn das konnte bedeuten, dass sie umso angriffslustiger waren, weil ihnen daran lag, sich in der Höllenhierarchie einen Namen zu machen.
Neben den beiden, die ihn aus seiner Zelle getrieben hatten, zählte er acht, die mit unterschiedlichen archaischen Waffen ausgestattet waren. Sie zischten und fauchten und drangen damit auf ihn ein, wagten aber nicht, ihn zu verletzen.
Wahrscheinlich hatten sie nur den Auftrag, ihn an einen anderen Ort zu bringen.
»Wohin führt uns unser kleiner Ausflug?«, fragte er.
»Zu deiner Bestimmung, Priester. Es dauert nicht mehr lange.« Gehässiges Lachen begleitete die Antwort. Es hallte als tausendfaches Echo von den Wänden zurück.
»Geht es in die Arena, von der Zamorra gesprochen hat?«
»Neugierde hat schon manch einen umgebracht, Priester, und du bist sehr neugierig. Wenn du also weniger dumme Fragen stellst, kann es sogar passieren, dass du dein Ziel erreichst.«
»Du kannst ruhig sagen, wenn du keine Antwort hast, Kriecher.« Vielleicht konnte er seine Bewacher provozieren. »Für nutzlose Wichte wie euch ist das doch keine Schande.«
Die Hilfsdämonen brüllten auf und beschimpften ihn. Er erwartete, dass sie sich auf ihn stürzen würden, aber sie hatten sich besser unter Kontrolle als erwartet.
»Achte auf deine Worte, Priester, ehe du daran erstickst. Denk nur nicht, dass wir dich in einem Stück abliefern müssen.«
Dass sie außer verbalen Attacken nichts unternahmen, sprach allerdings eine andere Sprache.
Obwohl sie bis auf ihre Beschimpfungen nicht sehr gesprächig waren, zweifelte Aurelian nicht daran, dass die von Zamorra angedrohte Arena sein Ziel war. Sicher hatte der Dämonenjäger der Spiegelwelt sich etwas ganz Besonderes für seine prominenten Gefangenen ausgedacht.
Etwas, das zwangsläufig mit ihrem Tod enden musste.
Aurelian fürchtete den Tod nicht, weil er nicht endgültig war. Er bedeutete lediglich den Eintritt in eine andere Welt und die Pforte zum wahren Leben. Trotzdem war er nicht bereit, sich ohne Kampf in sein Schicksal zu fügen.
Schließlich konnte man auch dem Leben vor dem Tod seine angenehmen Seiten nicht absprechen.
Düsteres Zwielicht herrschte in dem unüberschaubaren Labyrinth aus Gängen, durch das ihn seine Bewacher trieben. Es stammte nicht von Lampen, wie er sie kannte, sondern von dämonischen Kräften, die Licht und Dunkelheit gleichermaßen schufen.
Dämonen-Schnickschnack, dachte er. Doch damit konnten sie ihn weder beeindrucken noch einschüchtern.
Seine Eskorte hatte sich um ihn verteilt, die Waffen ständig erhoben. Anscheinend war ihr Respekt vor ihm gewaltig. Zu gern hätte er ihnen eine Kostprobe seiner Fähigkeiten geliefert, aber der Pater hielt sich zurück.
Unwillkürlich tastete er nach seiner Brust, wo er schmerzlich den Brustschild von Saro-esh-dhyn vermisste. Auch wenn er sich zutraute, sich ohne seine magische Waffe verteidigen zu können, wünschte er sie doch herbei.
Ihm wäre wohler gewesen, wenn er gewusst hätte, was der Zamorra der Spiegelwelt damit anstellte.
In regelmäßigen Abständen waren weitere Zellentüren in die Wände eingelassen. Leider war kein Blick in die dahinter liegenden Verliese möglich. Wahrscheinlich waren die anderen Ritter der Tafelrunde ganz in der Nähe eingekerkert, aber als er im Vorbeigehen nach ihnen rief, erhielt er keine Antwort.
Oder hatte man sie auch schon abgeholt? Hatte es womöglich bereits Opfer in der Arena gegeben?
»Hat es dir die Sprache verschlagen, Priester? Hast du endlich begriffen, dass dein letztes Stündlein geschlagen hat?«
Aurelian sparte sich eine Antwort. Die Widerlinge begriffen nicht, dass sie ihm keine Angst einjagen konnten, weder mit Worten noch mit Taten. Wie sollte das auch bei einem Mann gelingen, der aufgrund seines Glaubens keine Furcht vor dem Tod kannte?
Mit stoischer Ruhe schritt er durch die Finsternis. Der Weg war ihm nicht so lang vorgekommen, als man ihn in sein Verlies gebracht hatte, aber das konnte an den ständigen räumlichen Veränderungen liegen, denen die Hölle unterworfen war.
Ohne eine Miene zu verziehen, faltete er die Hände. Sein Blick richtete sich in
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