Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0783 - Der Tunnel

0783 - Der Tunnel

Titel: 0783 - Der Tunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Jake.«
    »Willst du zurück?«
    Halloran geriet ins Grübeln. Eine gute Frage war das gewesen. Er überlegte, ob es nicht für ihn am besten war, wenn er sich auf den Rückweg machte. Noch hatte er Zeit, die Dunkelheit würde ihn sicherlich nicht einholen können, wenn er sich beeilte. Auf der anderen Seite aber konnte er sich leicht lächerlich machen, und das wiederum wollte er auch nicht riskieren.
    »Ich bleibe, Jake.«
    »Gut, kannst du das zeitlich eingrenzen?«
    »Nein.«
    »Wie weit bist du denn?«
    »Ich stehe kurz vor dem Durchbruch.«
    Aus dem Lautsprecher klang Braddocks zufriedenes Grunzen.
    »Das ist immerhin etwas. Kannst du bereits erkennen, was sich dahinter befindet. Muss ja ein Loch sein oder eine Höhle…«
    »Kann ich noch nicht. Ich habe hineingeleuchtet, aber«, er musste sich räuspern, »da hat es dann die großen Probleme gegeben. Ich kann einfach nichts sehen.«
    »Dann ist deine Lampe zu schwach?«
    »Die reicht. Für mich ist die Dunkelheit zu dick, Jake. Das Licht schafft sie einfach nicht.«
    »Was sagst du da?«
    »Ja, ich komme nicht durch. Es ist zum Verrücktwerden. Das Licht packt die Finsternis nicht. Ich habe das Gefühl, als bestünde sie aus dunklem Schlamm, der sogar weiterwandert, direkt auf mich zu, verstehst du, Jake?«
    »Nein«, sagte Braddock. »Das verstehe ich nicht. Das will nicht in meinen Kopf.«
    »In meinen auch nicht, Jake.«
    »Und was ist da wirklich?«
    Halloran verdrehte die Augen. »Ich kann es dir nicht sagen, Jake. Das kann ich wirklich nicht. Du musst mir glauben. Es ist alles nicht so, wie es hätte sein sollen.«
    »Ja, das höre ich.«
    Halloran konnte Jake verstehen. Er hätte an seiner Stelle nicht anders reagiert. Deshalb sagte er: »Ich werde weitergehen und dir dann Bescheid geben – okay?«
    »Gut. Aber gib Acht.«
    »Klar, mach ich doch immer.« Halloran ließ das Gerät wieder in seiner Tasche verschwinden. Er wollte seinen Job weitermachen. Allerdings nicht bis zum bitteren Ende. Einige Yards wollte er noch vorgehen. Vielleicht bekam er etwas mehr heraus, auch deshalb, weil er zwei Lampen brennen ließ.
    Nach dem Geräusch empfand er die Stille als doppelt schlimm. Es war jede Verbindung zur Außenwelt abgebrochen, er fühlte sich so allein und verlassen, die Stille bedrückte ihn, sie war wie ein Eisblock, in dessen Mitte er sich befand.
    Halloran leuchtete die Wände ab. Sie standen sehr eng zusammen, waren gut zu sehen, und Halloran empfand dies als normal, weil er es von zahlreichen Arbeitsstunden her kannte. Was ihm nicht passte, war die andere Dunkelheit jenseits des Ganges, die unnatürliche, diese lichtlose Schwärze.
    Er blies den Atem aus. Alles schmeckte nach Staub und Gestein.
    Das Zeug lag überall. Auf seiner Zunge ebenso wie in den Nasenlöchern oder den Ohren. Es klebte als graue Bemalung in seinem Gesicht und war zum Glück nicht in die Augen gedrungen, weil er bei Expeditionen dieser Art stets eine Schutzbrille trug.
    Die Lampe an seinem Helm brannte, die Stableuchte hatte er auch nicht ausgeschaltet, als er sich wieder auf den Weg machte. Es war so finster, dass er die Entfernung nicht abschätzen konnte, und so zählte er seine Schritte.
    Bei der Zahl zehn hatte er den schmalen Gang hinter sich gelassen.
    Jetzt war er vor der Stelle, die der Bohrer durchbrochen hatte. Zu seinen Füßen stapelte sich der Geröllhaufen, es war die Trennung zu dieser Welt gewesen.
    Normalerweise spürte Ed Halloran es, wenn er aus der Enge in eine Weite hineintrat. Hier überkam ihn dieses Gefühl nicht, denn hier war alles so bedrückend, und er kam sich vor, als hätte er die Enge gar nicht verlassen.
    Dennoch leuchtete er.
    Nichts zu sehen.
    Das absolute Dunkel. Es war wie eine Mauer, wie festgebackener Schlamm, den kein Lichtstrahl durchbrechen konnte. Halloran stand vor einer Wand, obwohl es keine gab.
    Auch die Luft war anders. Ed empfand sie sogar als besser, als er sie tief einatmete. Aber sie war nicht klarer, er konnte sie nicht beschreiben, sie hatte nur einen ungewöhnlichen Geschmack.
    Schmeckte sie verbrannt? Oder modrig?
    Er konnte es nicht sagen, sie war jedenfalls anders und auch dicker. Sie wehte ihm entgegen, und sie kam ihm beinahe vor wie Watte.
    Er fasste mit der freien Linken nach vorn, er wollte in die Luft hineingreifen. Bei ihm hatte sich der irre Gedanke festgesetzt, sie sogar spüren zu können, was natürlich Unsinn war, doch er wollte endlich so etwas wie Klarheit haben, und deshalb leuchtete er auch mit der

Weitere Kostenlose Bücher