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0783 - Der Tunnel

0783 - Der Tunnel

Titel: 0783 - Der Tunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihn wissen.
    »Ich heiße auch John,«, sagte ich leise, »und zwar John Sinclair. Ich glaube, dass du auch einen Nachnamen hast…«
    Er nickte.
    Ein Teilerfolg, das war gut. Wenn er ihn mir nicht direkt sagen wollte, musste ich versuchen, auf Umwegen an ihn heranzukommen, und stellte deshalb eine Frage, die gar nicht zum Thema passte. »Du bist anders als ich. Wir beide können uns nicht vergleichen. Wie ist es möglich, dass wir uns trotzdem verstehen?«
    Diesmal bekam ich eine Antwort. Sie klang schon flüssiger als beim ersten Versuch. »Du hast ein Kreuz…«
    Ich war überrascht. »Ja, das habe ich. Kennst du es?«
    »Vielleicht.«
    »Dann musst du sehr alt sein.«
    »Ich weiß nicht mehr, was Zeiten sind. Ich bin ein Verlierer, denn ich habe das Erbe nicht übernehmen können, wie man es mir angetragen hat.«
    »Wer tat es? Und wann?«
    »Vor langer Zeit. Ein sehr gütiger, weiser, mächtiger Mann, der sich aber den König, der Kirche und auch großen Orden zu Feinden gemacht hat. Die anderen Gewalten waren stärker. Sie haben ihn und seine Getreuen verfolgt. Sie waren voller Neid und Hass, und sie haben schließlich durch das Feuer gewonnen.«
    Ich hatte sehr genau zugehört und mir dabei trotzdem meine eigenen Gedanken gemacht. In diesen schlichten Sätzen steckte eine gehörige Portion Brisanz. Ich brauchte nicht mal lange darüber nachzudenken, wen er gemeint hatte. Da passte alles zusammen: die Kirche, der Staat, die anderen Orden.
    Das war zusammengefasst der letzte Teil der offiziellen Templergeschichte.
    Und der Mann im Feuer?
    Ich dachte nicht mehr weiter, sondern fasste meine Gedanken in Worten. »War es Jakob von Molay oder Jacques de Molay, von dem du vorhin gesprochen hast?«
    Für einen Moment sah es so aus, als wollte er sich aufrichten. Ich hatte ins Ziel getroffen, denn wiederum nickte er. Leider fügte er keine Erklärung hinzu. Möglicherweise war ihm mein Wissen auch unheimlich geworden.
    Und so fragte ich ihn weiter. »Wenn du so gut über Jacques de Molay Bescheid weißt, über den letzten Führer der Templer also, wer bist du dann?«
    »Ein Nichts«, flüsterte er abgehackt.
    »Das glaube ich dir nicht. Wer bist du?«
    »Ein Versager.«
    »Wer bist du wirklich?« Ich blieb mit meinen einfachen Fragen beim Thema. Es war wichtig für mich, denn ich spürte, dass ich dicht davorstand, ein Geheimnis der Templer aufzudecken, von dem wahrscheinlich nicht mal der Abbé Bloch etwas wusste.
    »Ich habe es dir schon gesagt.«
    »Nur halb, denn auch Versager haben Namen. Du erinnerst dich aber an den März des Jahres 1314…?«
    »Es war ein schlimmer Tag.«
    »Das weiß ich ebenfalls. Damals wurde Jacques de Molay zusammen mit seinen Getreuen auf der Isle de Cité hingerichtet. Sie wurden dem Feuer übergeben, so dass sich Kirche und Staat die Hände reiben konnten. Sie waren davon überzeugt, den Orden zerschlagen zu haben, doch da haben sie sich geirrt, wie ich jetzt weiß. Die Geschichte hat geforscht, und man weiß heute viel. Deshalb möchte ich dich noch einmal fragen, was du damit zu tun hast.«
    »Viel…«
    »Das ist mir nicht genug. Wir haben Zeit, mein Freund. Wir können vorn beginnen, am besten ist, wenn du anfängst und mir deinen vollen Namen sagst. Dann könnte ich eventuell Verbindungen ziehen, denn auch ich bin mit den Templern verwandt.«
    Er stimmte mir durch ein Nicken zu.
    Noch bewegte ich mich an der Peripherie des Kreises. Es musste mir gelingen, in das Zentrum zu gelangen, und dazu brauchte ich die Aussagen dieses Zeitzeugen.
    Ich schien ihn bereits überzeugt zu haben, denn er hatte seine Haltung verändert. Er war mir mehr zugetan, und als er mir die erste wichtige Antwort gab, da bewegte er sogar seinen Oberkörper nach vorn. »Ich heiße John Mark Lomenius…«
    Da war es heraus. Ich hatte ihn auch richtig verstanden. Im ersten Augenblick spürte ich die Enttäuschung wie einen Schlag in die Magengrube.
    Himmel, was hatte ich mir nicht für Namen vorgestellt, aber dieser war mir auf keinen Fall geläufig. Den hatte ich beim besten Willen noch nicht gehört, und ich hob auch mit einer entsprechenden Geste beide Schultern.
    »Nein, du kennst mich nicht.«
    »Das ist richtig.«
    »Du hast auch nie von mir gehört?«
    »Sicherlich nicht. Ich hätte es dir schon gesagt und würde dich nicht belügen.«
    »Und doch kennst du dich bei den Templern aus. Du besitzt auch das Kreuz, ich habe es gespürt und gesehen, denn diese Dunkelheit ist nicht gleichzusetzen mit der

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