0784 - Avalons Geistergräber
nickte.
»Führe uns hin!«
Ich war enttäuscht, als ich ihr Kopfschütteln sah und auch ihre Antwort hörte. »Nein, John, das werde ich nicht, denn es ist nicht so einfach. Ich bin nur ein Teil dieser Welt, ich gehöre auch nicht zu den Herrschern von Avalon, das sind andere, das ist ganz besonders eine bestimmte Person, der große und mächtige Zauberer Merlin, denn ihm haben sich alle unterzuordnen. Er regiert dieses Reich, er ist der wahre König der Nebelinsel, und was er will, das geschieht.«
Es war keine negative Erklärung im eigentlichen Sinne, trotzdem glaubte ich daran, dass sich etwas anbahnte. Mir kam es auch vor, als wäre der Dunkle Gral in meinen Händen schwer geworden. Ich bückte mich und stellte ihn ab. Hinter meinen Schläfen tuckerte das Blut, ich wartete auf eine weitere Erklärung der Nadine Berger, die nicht mehr so stark auf unserer Seite stand.
Als ich hochkam, sprach sie wieder. »Du hast es gehört, hier regiert Merlin.«
»Ja, ich habe ihn schon einmal gesehen. Dann weiß er auch, wo sich Suko und der Abbé befinden.«
»Das stimmt. Er hat sie zu sich geholt, und sie haben erlebt, wie ein letzter Ritter in den Kreis der Ehrbaren aufgenommen wurde, einer, den auch du kennst.«
Erst wollte ich lachen, dann aber riss ich mich zusammen. »Moment mal, ich soll ihn kennen?«
»So ist es.«
»Dann sag den Namen!«
»John Mark Lomenius!«
Ich schluckte. Dann brach es aus mir hervor. »Verdammt, der Tunnel, ja, zum Henker, da habe ich…«
»Nicht fluchen, John. Ich weiß, dass du ihm dort den Kopf abgeschlagen hast.«
»Stimmt.«
»Es war auch gut so, du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen, denn damit hast du ihn erlöst. Er ist in die Runde hineingekommen, er wurde aufgenommen, und deine beiden Freunde haben es als Zeugen miterlebt. Sie nahmen Anteil an diesem sagenumwobenen Ereignis, und sie haben sich, das kannst du mir glauben, auch in Avalon zurechtgefunden, obwohl sie nicht für immer hier bleiben möchten. Da unterscheiden sie sich einfach von mir, John.«
»Ja, das glaube ich.«
Nadine wiegte den Kopf. »Doch es gibt da einige Probleme.«
»Welcher Art?«
»Moment.« Sie lachte plötzlich. »Zunächst muss ich euch noch etwas Wunderbares erzählen. Ihr kennt den Abbé als Blinden, aber das ist vorbei. Avalon hat ihn geheilt.«
Bill und ich schauten uns an. »Wie bitte?«, flüsterte ich. »Was hast du gesagt?«
»Avalons Kräfte haben ihn geheilt.«
Bill wollte es noch genauer wissen. »Er ist also nicht mehr blind? Der Abbé kann wieder sehen?«
»Das ist eine Tatsache.«
Der Reporter schloss die Augen. Ich schluckte und schaute zu Boden. Natürlich türmten sich zahlreiche Fragen auf. Wir konnten sie nicht stellen, denn Nadine kam uns mit ihren Antworten zuvor.
»Das Land hat ihn geheilt, zudem die Kraft und die Magie des großen Merlin. Ihm muss er dankbar sein.«
»Ja«, murmelte ich, »wenn du das sagst, dann muss es wohl stimmen.« Ich räusperte mich. »Warum hat er das getan? Welch einen Nutzen sollte Merlin davon haben? Er steht doch nicht auf der Seite der Templer. Wie ich ihn einschätze, steht er auf keiner Seite.«
»Er ist Avalon, John.«
»Der Herrscher?«
»Ja.« Sie nickte mir zu. »Nichts geht ohne ihn. Er ist in der Lage, Schicksal zu spielen und Menschen wie Figuren an der langen Leine laufen zu lassen.«
Die Bemerkung gefiel mir nicht, deshalb sagte ich: »Wenn ich ehrlich sein soll, möchte ich nicht eine Figur des Zauberers sein. Ich will für mich entscheiden können.«
»Das kannst du auch, doch bei anderen ist es eben anders. Wie bei dem Abbé und auch bei Suko.«
»Was genau ist dort anders?«
»Er hat sie in dieses Land geholt. Alles, was zuvor abgelaufen war, geschah auf seine Regie hin.«
Zuvor abgelaufen war…
Zum Glück ließ mir Nadine Zeit, um nachzudenken, und ich erinnerte mich auch wieder. Vielleicht hatte es schon mit dem Kauf des Knochen-Sessels begonnen, dem war dann die schwarze Flut gefolgt, die ich bis nach Südfrankreich zu den Templern verfolgt hatte, wo ich Suko nicht mehr fand, weil er längst die Reise nach Avalon angetreten hatte, um sich vor der Flut in Sicherheit zu bringen, ebenso wie Bloch. Der Sessel hatte sie nach Avalon gebracht, ich wusste mittlerweile, dass er aus dem Körper des letzten Großmeisters der Templers, Jacques de Moley, geschaffen worden war, aber dass dies alles ein Spiel des Zauberers Merlin war, das wollte ich nicht akzeptieren, Bill Conolly erging es ähnlich, denn er sagte:
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