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0784 - Avalons Geistergräber

0784 - Avalons Geistergräber

Titel: 0784 - Avalons Geistergräber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Zwerg.
    Er schaute mir entgegen. Der Wind zerzauste sein Haar. Er konnte auch ungehindert durch das Tor dringen, und ich sah, wie der Reporter seine Lippen zu einem Lächeln verzogen hatte.
    »Fühlst du dich gut?«
    »Wie ein König, John.«
    »Warum?«
    »Ich genieße den Aus- und Rundblick. Er ist… ja, er ist einfach phantastisch.«
    »Das stimmt. Ich habe beim ersten Besuch hier auch so gedacht.«
    »Damals ist dir Nadine erschienen.«
    »Sicher.«
    »Und heute?«
    Ich schaute durch das Tor auf die andere Seite des Hügels. »Heute können wir nur hoffen, dass sie ebenso denkt.«
    »Finde ich auch.«
    Wir wussten selbst, dass wir Nadine nicht zwingen konnten.
    Wenn sie es für richtig hielt, würde sie erscheinen, wenn nicht, dann mussten wir uns etwas einfallen lassen. Jedenfalls wollte ich nicht ergebnislos nach London zurückkehren. Hinzu kam, dass es uns auch darum ging, Suko und den Abbé zu finden.
    Ich war beim ersten Mal durch das Tor geschritten. Da war mir dann Nadine entgegengekommen, und sie hatte den Dunklen Gral dabeigehabt. Nun trug ich ihn selbst, sicherheitshalber, so dass eigentlich alles gerichtet war.
    Was konnte noch schief gehen?
    Im Prinzip nichts. Wir hatten uns richtig verhalten, und trotzdem war ich nicht so frohen Mutes, weil mich etwas störte, von dem ich nicht wusste, was es nun war.
    Ich hatte sie damals getroffen, als ich durch das Tor geschritten war. Da hatte ich bereits auf der Hälfte der Strecke den Hauch von Avalon gespürt, die warme Luft, den Geruch von Apfelblüten. Ich war in die andere Welt hineingegangen, als wäre es die normalste Sache der Welt gewesen.
    Heute zögerte ich.
    Was meinem Freund Bill gar nicht gefiel. Er drängte mich. »Wenn wir etwas erreichen wollen, dann dürfen wir hier nicht stehen bleiben, nehme ich an.«
    »Stimmt.«
    »Dann komm endlich!«
    »Ja, du hast Recht, wir gehen.«
    Diesmal ließ Bill mir den Vortritt. Schon nach drei Schritten fiel der Schatten des Torbogens über mich und hüllte mich ein wie ein leichter Vorhang.
    Nichts hatte sich verändert, auch nicht nach dem vierten Schritt.
    Wenn ich nach rechts oder links schaute, sah ich das verwitterte Gestein der Innenwände. Es war wie damals, nur dass ich jetzt die Schritte meines Freundes hinter mir hörte.
    Wir schauten uns beide nicht um. Der Wind war hier stärker geworden.
    Er wehte durch eine Lücke, die hier die Funktion eines Kamins übernommen hatte, blies gegen unsere Rücken und trieb uns förmlich weiter.
    Bill, der mich eingeholt hatte und mit mir auf gleicher Höhe blieb, schüttelte den Kopf. »Es gefällt mir nicht, John. Es ist mir einfach zu normal. Ich spüre nichts. Dabei müsste ich doch das andere Land merken, wenn ich das so schlicht sagen darf.«
    »Noch sind wir am Tor.«
    »Und danach ist alles anders.«
    »Es kann anders sein, denn es kommt wirklich auf Nadine Berger an, ob sie uns in Avalon haben will oder nicht.«
    »Sie will, John, davon bin ich fest überzeugt. Da kannst du sagen, was du willst.«
    Wir gingen weiter.
    Die Hälfte der Torlänge hatten wir bereits durchschritten, und keiner von uns drehte sich um. Wir schauten nur nach vorn auf die flache Rasenfläche, über die der Wind strich und mit den starren Halmen spielte. Unsere Schritte knirschten auf dem bräunlichen Lehmboden, wir hörten das Säuseln des Windes an unseren Ohren, der Geruch war gleich geblieben, wir legten die nächsten Schritte zurück – und wir erreichten das Ende des Tors.
    Bill einen halben Schritt vor mir.
    Er wollte etwas sagen, möglicherweise sogar einen bissigen Kommentar abgeben, nur kam er nicht mehr dazu, denn die Worte blieben ihm im Hals stecken.
    Er zwinkerte mit den Augen, er räusperte sich, stieß dann zischend den Atem aus, weil er das gleiche festgestellt hatte wie ich.
    Vor uns öffnete sich eine andere Landschaft. Weiter, blumiger, lieblicher. Wir nahmen den Geruch von Apfelblüten wahr, wir sahen Wiesen mit kleinen Bäumen, wir sahen einen Fluss, einen Hügel und einen wolkenlosen blauen Himmel.
    Das alles trat zurück in den Hintergrund, weil uns eine Person entgegenkam.
    Nadine Berger!
    ***
    Obwohl Merlin wesentlich kleiner war als Suko und der Abbé, hüteten beide sich, ihn zu unterschätzen. In diesem Fall durfte man eine Person wirklich nicht nach ihrer Körpergröße beurteilen, denn von dem Zauberer aus Avalon ging etwas aus, das die beiden Männer nicht so recht beschreiben konnten.
    Es war ein ungewöhnliches Flair, ein Hauch der Macht, dem auch

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