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0784 - Avalons Geistergräber

0784 - Avalons Geistergräber

Titel: 0784 - Avalons Geistergräber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eine Spur fand.
    Es sah ganz so aus, denn Bloch beschleunigte seine Schritte. Er lief über den dichten Grasteppich wie ein junger Mann, und seine Kutte wehte plötzlich hinter ihm her. Suko schaute ihm kopfschüttelnd nach. Bloch schien seine Blindheit verloren zu haben, denn er stolperte nicht ein einziges Mal. »Komm, Suko, komm!«, rief er und winkte mit beiden Händen. Er glich einem Jungen, der endlich an das ersehnte Ziel seiner Wünsche gelangt war.
    Es gab den Eingang, und der blinde Abbé hatte ihn tatsächlich gefunden. Ein schmales Tor im Außenrand der Steine. Ein Durchschlupf, nicht mehr, doch ziemlich hoch, so dass ihn auch ein auf dem Pferd sitzender Reiter passieren konnte.
    »Das ist der Weg ins Zentrum!«, erklärte der Abbé. »Ich spüre es. Ich merke es genau, ohne dass ich es zu sehen brauche. Es sind die Strömungen, die mir entgegenwehen, es ist für mich das Wunderbare. Ich habe den Eindruck, vor dem Allerheiligsten der Insel zu stehen. Hier trifft mich die Vergangenheit wie ein kräftiger Hieb, vor dem ich mich nicht ducken werde. Ich nehme ihn einfach an, denn ich bin bereit für ihn. Ich möchte in die Vergangenheit hinein vorgehen.« Er fasste nach Sukos Arm. »Tu mir einen Gefallen, bitte. Sag mir, was du siehst, wenn du in das Innere hineinschaust. Was kannst du erkennen?«
    »Warte noch«, murmelte Suko, bevor er sich an dem Abbé vorbeischob und durch das Tor schaute.
    Es gab ein Inneres, das war genau zu sehen. Man konnte es als Kreis ansehen, diesmal eine exakt runde Fläche, bewachsen von einem dichten Teppich aus Gras.
    Mehr sah Suko nicht, und er war auch enttäuscht, weil er eigentlich damit gerechnet hatte, eine Fortführung des Wegs zu finden, wohin auch immer.
    Er sah die Mauern ohne Lücken und Fenster, dieser Ort kam ihm vor allem verlassen vor, doch auch hier gab es eine Ausnahme, denn im Innern dieses Steinbaus hatte sich der Nebel verdichtet.
    Er war schwer zu beschreiben, er hing an den Innenseiten der Steinmauern fest, und er bildete einen Vorhang, der sich nach oben hin verengte, um sich in einer bestimmten Höhe zu treffen, wo er das Dach einer Kuppel bildete.
    Suko entging auch nicht die Kühle, die ihm entgegenströmte. Eine Erklärung hatte er dafür nicht, es war auch nicht zu erkennen, wo es weiterging, bestimmt war der Abbé enttäuscht, wenn er ihm davon berichtete. Dessen Frage kam natürlich. Er wollte wissen, was Suko sah, und der Inspektor erklärte es ihm.
    »Mehr ist es nicht«, sagte er zum Schluss, als Bloch den schmalen Eingang durchschritt. »Ich weiß nicht, was du dir vorgestellt hast, aber ich spüre hier nichts.«
    »Das kann ich mir denken. Du bist nicht ich, und du bist auch nicht bereit. Du hast dich ihm gegenüber nicht geöffnet, das hättest du aber tun müssen.«
    »Wie denn?«
    »Einfach nur spüren und glauben, mein Freund.« Bloch ging weiter, er ließ Suko stehen. Der schaute auf den Rücken des Templers und sah, wie sich der Blinde immer mehr dem Zentrum näherte und dabei in den dichteren Dunst hineintrat.
    Bloch hatte die Arme ausgebreitet. Er sah dabei aus wie jemand, der beten wollte. Er blieb genau dort stehen, wo sich tatsächlich das Zentrum befinden musste.
    Suko wusste instinktiv, dass er den Blinden jetzt in Ruhe lassen musste. Es war seltsam für ihn, aber er spürte auf seinem Rücken einen Schauer. Suko hatte einfach das Gefühl, dass eine Änderung dicht bevorstand, eben ausgelöst durch den Templer.
    Weder Bloch noch Suko sprachen. Beide brauchten die Ruhe, um sich konzentrieren zu können, besonders der Abbé, der den Eindruck hinterließ, als würde er in sich hineinhorchen.
    Er reagierte nicht.
    Stille – sanft und bedrückend. Auch anders als in Sukos Welt, also als auf der Erde.
    Möglicherweise lag es an dem grauen Nebel über diesem Gebiet.
    Zudem konnte sich Suko leicht vorstellen, von Geistern umgeben zu sein, die nur beobachteten und sich darüber freuten, von den beiden Menschen nicht entdeckt zu werden.
    Alles war hier anders…
    Sogar der Abbé benahm sich so, wie Suko ihn nicht kannte. Auf der Stelle drehte er sich nach rechts. Er vollführte die Drehung nicht um weitere 90 Grad, sondern blieb stehen und bewegte seinen rechten Arm auf seinen Kopf zu.
    Er fasste mit zwei Fingern den Rand seiner dunklen Brille an. Er nahm sie ab. Suko hörte ihn stöhnen, dann schüttelte der Abbé den Kopf. Zugleich drang aus seinem Mund ein schluchzender Laut. Er senkte den Kopf, steckte die Brille weg und presste beide

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