0786 - Angst vor der Hexe
waren keine Ratten hergelaufen, sicherlich auch keine Rehe, denn ihre Eindrücke sahen anders aus.
Das war der Weg der Schakale.
Etwas mulmig wurde mir schon, als ich an die vierbeinigen, struppigen und ausgehungerten Gestalten dachte. Ich hörte auch ihr Heulen nicht mehr, es wäre mir umgekehrt lieber gewesen, so aber musste ich damit rechnen, dass sie urplötzlich erschienen und mich überfielen.
Die Fläche war hell genug, aber nicht die Umgebung zwischen den Bäumen. Dort sammelte sich die Dunkelheit wie ein dichtes Netz, dann erst vom Strahl der Taschenlampe aufgerissen wurde. Nichts war dort zu sehen. Nur der Schnee, die Zweige der Nadelbäume, die beinahe über den Boden hinwegstreiften. Je weiter sich der Strahl vortastete, umso schlimmer wurde das Dunkel. Es war für mich wie eine fremde Welt, eine teuflische Höhle, in der ein Dämon lauerte.
Etwas blitzte – funkelte…
Ich war irritiert und kam im ersten Moment nach der Entdeckung damit nicht zurecht.
Es war kein warmes Leuchten gewesen, eher kalt und abweisend, auch gefährlich.
Ein strahlendes Paar.
Zwei Augen!
Der Schakal!
Für mich gab es keine andere Möglichkeit. Bestimmt schlich keine Katze durch den eiskalten Wald, die Tiere verkrochen sich dort, wo sie Wärme fanden, aber der Schakal hatte meiner Ansicht nach die entsprechenden Befehle erhalten.
Ich stellte fest, dass sich das Augenpaar bewegte, und ich strahlte es jetzt direkt an. Dabei erwischte das Licht die Augen, und ich hatte das Gefühl, dass es von ihnen reflektiert wurde und dabei aufblitzte wie zwei Diamanten.
Es war sehr still, deshalb hörte ich auch die schleifenden Geräusche vor mir. Die Laute drangen aus diesem von der Lampe erhellten Tunnel, und die Augen bewegten sich noch weiter vor. Das Tier musste mich gewittert oder gesehen haben, es kam auf mich zu.
Wenn es die richtige Distanz zu mir hatte, würde es mir an die Kehle wollen, und darauf machte ich mich gefasst.
Auf der Oberfläche des Schnees knirschte die leichte Frostschicht.
Ich trug zum Glück keine Fäustlinge, sondern Fingerhandschuhe und konnte so meine Waffe ziehen.
Die Mündung der Beretta wies nach unten. Ich hatte die Pistole in die rechte Hand genommen und die Taschenlampe in die linke gewechselt. Ihr kalter Lichtarm leuchtete in den Tunnel hinein, er traf das Augenpaar, das durch die Bewegungen des Schakals leicht auf-und niederschwang. Dann hörte ich das Fauchen, denn das Tier hatte sein Maul weit aufgerissen. Sogar die Zunge schlug hervor, und sie war wie ein zitternder Lappen, der nach unten hing.
Noch musste ich warten…
Der Schakal kam näher und trat in das breite Licht hinein. Es war ein struppiges, mageres Tier mit einem verfilzten und schneeverklebten Fell. Vor dem Maul dampfte der Atem wie, eine nie abreißende Wolke. Der Speichel schimmerte gelblich wie dicker Eiter und klebte zwischen den beiden Kiefern fest.
Noch hatte der Schakal die richtige Distanz zu mir nicht erreicht.
Er duckte sich.
Ich hob die Waffe.
Augen starrten mich an.
Böse, kalt und grausam!
Dieses Tier kam mir nicht mehr normal vor. Es musste von einer dämonischen und höllischen Kraft besessen sein, die nichts anderes mehr in seinem Innern zuließ.
Es stemmte sich ab.
Ein Sprung brachte es noch näher an mich heran. Der Schakal prallte auf den Schnee, er gab knisternd und knirschend unter ihm nach, und das Tier musste sich wieder hervorwühlen, was gar nicht so einfach war, da es schon tiefer eingesunken war.
Der nächste Sprung.
Dann der Schuss.
Ich hatte genau im richtigen Augenblick abgedrückt. Die Kugel klatschte unterhalb des Kiefers in den Hals des Tieres. Sie riss dort Fell, Haut und Adern auf, so dass ein Blutstrom aus der Wunde quoll und sprudelnd in den Schnee schoss.
Ein ungewöhnlicher Schrei drang aus dem Maul, der aber wurde vom Echo des Schusses übertönt, denn dieser peitschende Knall hatte die Stille regelrecht zerfetzt, und er rollte wie ein heller Donnerschlag durch den Winterwald.
Ich schaute auf den Schakal nieder, der blutend im Schnee lag und noch einige Male zuckte. Der Lichtkegel erwischte sein offenstehendes Maul, und nun erst erkannte ich die gefährlichen Reißzähne in den beiden Kiefern.
Dann lag das Tier still.
Ich atmete auf.
Bis ich hinter mir das Knirschen hörte. Ich fuhr herum – und sah die Ratten. Sie flitzten über den Schnee hinweg wie lange Aale, aber sie griffen mich nicht an. Sie umrundeten das tote Tier, ich hörte sie schrill fiepen oder
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