0786 - Rebell gegen die Kaiserin
verschwunden, ohne Gelegenheit gehabt zu haben, selbst die Maschine und die Scheinwerfer seines Fahrzeugs abzuschalten.
*
Regelerschaffer Qartane hob die Hand, um das aufgeregte Murmeln und die vielen kleinen Unterhaltungen anzuhalten.
„Freunde", sagte er, „nehmen wir an, daß Tehlarbloe von den politischen Gegnern entführt, aber nicht getötet worden ist. Mit Mord ist keine Lösung herbeizuführen. Finden wir uns mit dem Verlust ab - er hätte gewünscht, daß wir in seinem Sinn weiterhandeln."
„Einverstanden", entgegnete der Sprecher der über hundert Kommandanten. „Handeln wir also weiter. Wie, wenn ich fragen darf? Rebellion ist nicht gerade mein Fachgebiet."
„Unser Projekt ist fast bis zum Ende gediehen. Wir haben die Verbindungselemente eines großen, ausgesuchten Gebietes neutralisiert. Die Kaiserin von Therm wird nicht merken, daß sich auf dem Raumhafen von Mahavdoorn Eins bereits jetzt mehr als einhundert Schiffe befinden."
„Wann sollen wir starten? Wohin? Mit welchem Auftrag?" fragte der Kommandant.
„Halt. Noch nicht. Wie weit seid ihr mit der Arbeit an der Meinung der Besatzungen?"
„Das ist das kleinste aller unserer Probleme. Wenn wir Befehle im Namen der Kaiserin erteilen, gehorcht jeder. Ungehorsam ist seit Jahrtausenden außer Mode, Feinsprecher!"
Die Besatzungen von Raumschiffen waren, was Eigenständigkeit betraf, weniger in Regeln gezwängt als die Feinsprecher oder Regelerschaffer. Zwar galt diese Unterscheidung nur graduell, aber sie war vorhanden.
Trotzdem war keinem der Kapitäne die Revolution gegen die Kaiserin besonders sympathisch: Jedoch sahen sie ein, daß sie den Fremden vertreiben mußten. Sie waren zur Jagd und zum Kampf entschlossen. Ohne Ausnahme, denn die Alternative bedeutete für sie, daß sie zu Frachterkommandanten degradiert wurden.
„Ausgezeichnet. Wir alle wissen, daß auf der Heimatwelt aller Feyerdaler gewisse Tugenden noch existieren. Wir werden also das fremde Raumschiff suchen, jagen und verjagen."
Qartane unterstrich, was er sagte, durch seinen ernsten Gesichtsausdruck.
„Wir kämpfen um unsere Privilegien, um unsere alten Rechte und um bestimmte neue Impulse, die uns davor bewahren sollen, unsere letzte Chance zu verschlafen. Ich mache einen Vorschlag und bitte abzustimmen."
Nur wer sich vergegenwärtigte, daß demokratische Regeln spätestens seit Beginn des weitestgehend einseitigen Paktes mit der Kaiserin nur noch bezüglich alltäglicher Dinge praktiziert wurden, konnte ermessen, welcher neuartiger Gedankenreichtum den Regierungssekretär zu erfüllen schien.
„Welcher Vorschlag?"
Der Sprecher der Kapitäne war elf planetare Jahre älter als Qartane und ebenfalls auf Moeckdöhne geboren. Seine Welt war die Galaxis; er rühmte sich, jede zweite Sonne mindestens einmal umkreist zu haben, was zweifellos hoch übertrieben war.
Trotzdem wußte fast jeder in dieser kleinen Versammlung, daß dieser Moeckdöhner einer der erfahrensten Raumfahrer war, die der Planet seit Jahrzehnten hervorgebracht hatte. Nicht umsonst war er der Sprecher nicht nur für diese Gruppe der Kommandanten und Kapitäne.
„Jeder Kommandant, der glaubt, seine Mannschaft würde ihm gehorchen, soll das Schiff ausrüsten und starten."
„Wohin?"
„In eine Position nahe der Sonne Kemoffrika. Dort versammeln sich die Schiffe. Ein Massenstart würde nicht nur bei den Bewohnern, sondern auch in den Geräten der Kaiserin einige Verwirrung hervorrufen. Wer einverstanden ist, hebt die Hand."
Der Beschluß wurde einstimmig angenommen. Aber Ariadace stand auf und rief: „Ohne Tehlarbloe? Wie finden wir heraus, was ihm wirklich geschehen ist?"
„Der Start von mehr als hundert Schiffen wird drei oder vier Tage dauern, zumal sie noch nicht völlig für diesen Einsatz ausgerüstet und eingerichtet sind. In drei Tagen kann sehr viel geschehen. Wir lassen nicht nach, Tehlarbloe zu suchen. Uns liegt sehr viel daran, daß er im Flaggschiff mitfliegt."
Qartane versuchte, Anadace zu beruhigen. Alle diese Versammlungen geschahen möglichst geheim, die Gespräche wurden nirgendwo aufgezeichnet. Die Gruppe der Verantwortlichen war in den vergangenen Tagen nicht kleiner geworden. Aber sie alle erfüllte die brennende Sorge, was wirklich mit Tehlarbloe geschehen war.
„Danke. Ich hatte erwartet, daß du uns diese Gewißheit gibst, Sekretär Qartane", erklärte die Gefährtin des Physikers, der immer mehr zur zentralen Figur geworden war. „Wir alle hoffen, daß er noch
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