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0788 - Herr der Insekten

0788 - Herr der Insekten

Titel: 0788 - Herr der Insekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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stoppte.
    Daro Yol fuhr ungerührt weiter. Er hatte ein klares Ziel vor Augen. Er musste fliegen. Noch in dieser Nacht.
    Er wusste plötzlich, dass er es konnte. Deshalb setzte er seinen Weg fort.
    ***
    »Ist der bescheuert?«, knurrte Zamorra. »Die ganze Straße ist frei, und dieser Hirnik fährt genau in der Mitte!«
    Der Rolls-Royce Silver Shadow hatte sie knapp verfehlt. Eine Kollision hätte Zamorra gleich als doppelte Tragödie empfunden. Zum einen mochte er seine Limousine, zum anderen war für ihn der kantige Silver Shadow der schönste Rolls, der jemals gebaut worden war. Sein Freund, der Starreporter Ted Ewigk, hatte einmal einen solchen Wagen gefahren.
    »Stopp mal!«, verlangte Nicole in seinen Gedankenfluss hinein. »Sofort!«
    Augenblicklich trat er auf die Bremse. Der BMW kam zum Stehen.
    »Das war doch der Wagen des Villenbesitzers, dieses - wie heißt er noch…?«
    »Yol!«
    »Genau der«, behauptete Nicole. Sie war absolut sicher. Außerdem gab es nicht wahrscheinlich nicht viele Silver Shadows in Lyon.
    »Wohin wollen die Yols denn noch nach Mitternacht?«, wunderte sich Zamorra.
    »Sah so aus, als säße nur ein Mann im Wagen. Vermutlich der alte Yol.«
    Zamorra stieg bereits aus.
    »Bis zur Villa sind’s noch fünfhundert oder sechshundert Meter. Die laufe ich. Fahr du hinter dem Rolls her und verlier ihn nicht aus den Augen. Yol hat irgendwas vor.«
    Er griff nach seinem Satronics-Handy und stellte die Anrufbereitschaft her. »Wenn du etwas herausfindest, ruf an.«
    Schon verfiel er in leichten Trab und lief der Villa entgegen.
    Nicole war von seiner spontanen Entscheidung überrascht. Aber dann wechselte sie auf den Fahrersitz, wendete und jagte dem Wagen hinter dem Rolls-Royce her, von dem auf der schnurgeraden Straße die kleinen Rückleuchten nur noch als kleiner schwacher Fleck zu sehen waren.
    Die Geschwindigkeitsbegrenzung interessierte sie nicht mehr. Sie wollte den Rolls einholen.
    Und sie fragte sich, was Zamorra derweil an der Villa unternahm.
    ***
    Van Yol wusste nicht, dass sein Vater das Haus verlassen hatte. Während er weiter versuchte, das Geheimnis zu ergründen, das sich in ihm verbarg und verantwortlich war für die Veränderungen, die mit ihm vorgingen, hatte er gar nicht mitbekommen, dass Daro wegfuhr.
    Weiter unterhielt er sich mit den Insekten. Das Puzzle wurde immer erkennbarer, je mehr Steinchen er zusammensetzte. Er musste tatsächlich eine Art Mutation sein. Aber warum zeigte sich der genetische Defekt, für den er es hielt, erst jetzt? Warum war er nicht von Anfang an ein Insektenmensch gewesen?
    Und dass er sich jetzt so intensiv verwandelte, ließ sich mit einer Genveränderung allein auch nicht erklären. Dahinter steckte mehr. Keine Mutation konnte sich hin- und zurückverwandeln !
    Vielleicht ging er ja von völlig falschen Voraussetzungen aus! Vielleicht war es nicht sein Körper, der der Mutation unterlag, sondern es war etwas mit seinem Gehirn geschehen! Was sich als körperliche Veränderung zeigte, war möglicherweise eine Halluzination, ein Trugbild. Menschen sehen nur das, was sie sehen wollen, und wenn es nicht in ihr Gedankenschema passt, formen sie es in ihrer Vorstellung entsprechend um.
    So wie er in der Lage war, Gedankenaustausch mit seinem Vater und mit den Insekten zu betreiben, so war er vielleicht in der Lage, sich anderen in einer veränderten Erscheinungsform zu zeigen. Sie sahen nur das, was sie zu sehen glaubten, und er selbst unterlag diesem Effekt ebenfalls, wenn er in den Spiegel sah.
    Daran änderte auch nichts, dass er seine zusätzlichen Gliedmaßen ertasten und sogar bewegen konnte! Das gehörte mit zu der Illusion, wie auch der so genannte Phantomschmerz zu amputierten Gliedmaßen gehört.
    »Ist es das?«, fragte sich Van Yol. »Ist das die Lösung meines Rätsels? Ist alles nur Illusion?«
    Ja, wenn du glaubst, dass es so ist, nein, wenn du eine andere Lösung findest. Die Wahrheit ist immer im Verstand des Fragenden.
    »Na Klasse«, murmelte er. »Eine philosophische Fliege. Echt krass.«
    Jemand kommt. Auch er sucht die Wahrheit, teilten ihm die Insekten mit.
    ***
    Zamorra hatte das Gefühl, beobachtet zu werden, als er das Yol-Grundstück erreichte. Tatsächlich brannte in der oberen Etage Licht, wie er selbst von der Straße aus sehen konnte, aber hinter dem erleuchteten Fenster war niemand zu entdecken, der nach ihm Ausschau hielt.
    So wie am Tage, machte sich sein Amulett auch jetzt nicht bemerkbar. Demzufolge schien es

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