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0788 - Herr der Insekten

0788 - Herr der Insekten

Titel: 0788 - Herr der Insekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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Kontrollposten aufgehalten. Ihre Behauptung, sie gehöre zu Yol, zog nicht. Schulterzuckend wandte sie sich wieder ab und ging zum Wagen zurück. Dabei spielte sie die beleidigte Geliebte, die sich aufs Abstellgleis geschoben fühlte, so perfekt, dass keiner von den Wachleuten Verdacht schöpfte.
    Vom Auto aus sah sie, wie ein kleines Flugzeug startete, und verfolgte den Lichtpunkt am Himmel, bis er zwischen den Sternen verschwand.
    Dann rief sie wieder Zamorra an.
    ***
    Van Yol sorgte dafür, dass er wieder wie ein Mensch aussah, und legte Hemd und Hose an. Dann ging er langsam nach unten.
    Die Insekten umschwirrten ihn. Er wies sie mit einem Gedankenbefehl an, etwas auf Abstand zu gehen. Dann trat er hinaus und sah nur wenige Meter entfernt zwischen den Sträuchern den Mann, der als Professor für Parapsychologie bezeichnet worden war und den Chefinspektor unterstützte.
    Der Professor telefonierte.
    Van ging langsam auf ihn zu und wirkte gar nicht wie ein sechzehnjähriger Junge. Er war erwachsener, als er aussah, gereift auch durch die Ereignisse der letzten Stunden.
    »Was treibt Sie mitten in der Nacht hierher?«, fragte er. »Das ist Hausfriedensbruch! Ich mache Sie darauf aufmerksam«
    »Was treibt Ihr Vater mitten in der Nacht im Luftraum über Lyon?«, unterbrach ihn der Professor barsch. »Sie sind doch Yol junior, oder?«
    »Van Yol bin ich, ja. Was ist mit meinem Vater?«
    »Wissen Sie nicht, dass er soeben mit einem Kleinflugzeug gestartet ist?«
    »Er ist mir keine Rechenschaft schuldig«, sagte Van, in dessen Augen es aufblitzte. Sekundenlang sah er Zamorra in Tausende winziger Miniaturbilder zersplittert, und im gleichen Moment wollte sein Sehvermögen wieder umschalten, aber er zwang sich, Mensch zu bleiben und das wenige Licht der Nacht zu verwerten.
    »Gehen Sie«, sagte er. »Verlassen Sie das Grundstück sofort. Wenn Sie morgen bei Tag wiederkommen, können wir vielleicht miteinander reden.«
    »Warum wollen Sie nicht jetzt mit mir reden?«
    »Weil ich Ihnen nichts zu sagen habe«, erwiderte Van kalt. »Sie sind mir ein bisschen zu hartnäckig.«
    Er gab den Insekten einen Befehl. Der Schwarm verdichtete sich und bedrängte Zamorra. Unwillkürlich trat der Meister des Übersinnlichen ein paar Schritte zurück und schlug nach den fliegenden Biestern.
    »Es wäre einfacher, das Grundstück zu verlassen«, sagte Yol. »Dann hätten Sie Ihre Ruhe.«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. Dann ging er.
    Der Insektenschwarm schien ihn wahrhaftig abdrängen zu wollen. Allmählich begann Zamorra zu begreifen, womit er es zu tun hatte…
    ***
    Daro Yol drehte eine Runde über der Landschaft und lenkte die Maschine dann in Richtung Lyon zurück.
    Über die Stadt fliegen - war es Traum oder Wirklichkeit?
    Als die ersten Häuser auftauchten, erhob er sich vom Pilotensitz und öffnete die Luke im Rumpf hinter dem Cockpit. Eiskalt heulte der Wind herein und zerrte an seiner Kleidung.
    Daro Yol lächelte.
    Jetzt!
    Er breitete die Flügel aus, während er sich abstieß, und schlug mit ihnen, sobald er aus dem Luftsog des Flugzeugs heraus war. Er versuchte seinen Flug zu stabilisieren und langsam nach unten zu gleiten.
    Nur hatte er keine Flügel, sondern ganz normale Arme.
    Wie ein Stein stürzte er in die Tiefe.
    Sein Traum vom Fliegen ließ ihn bis zuletzt nicht mehr los.
    ***
    Van Yol wartete ab, bis Zamorra das Grundstück verlassen hatte. Dann kehrte er ins Haus zurück.
    In der Luft hörte er Flugzeugmotoren. Könnte das sein Vater sein?
    Er sah nach oben.
    Und vernahm wieder die Gedanken der Fliege: Leben gegen Leben.
    Es war vollbracht.
    Er wusste es. Er verspürte ein wenig Unglauben, wollte noch auf die letzte Bestätigung warten, die er erst am kommenden Tag erhalten konnte. Aber er wusste, dass er seinen Vater nur noch einmal Wiedersehen würde.
    Und er wusste jetzt, über welche Macht er verfügte.
    Er war Herr über Leben und Tod, so wie es ihm die Insekten gesagt hat ten. Seine willigen Diener und Helfer… Aber er konnte ihnen nicht dankbar sein!
    ***
    Das zweite Telefonat war unterbrochen worden. Nicole überlegte. Sie glaubte für einen Moment noch eine weitere Stimme gehört zu haben. Hatte man Zamorra entdeckt?
    Was sollte sie tun?
    Sie überlegte noch, als sie in einiger Entfernung das Brummen der Flugzeugmotoren hörte. Kam die Maschine mit Daro Yol zurück?
    Sie war es; Nicole erkannt es an der Kennung. Die Beachcraft flog über die Stadt hinweg und sank dabei immer tiefer.
    Bis Nicole über

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