0789 - Der Spieler und die Fremden
ich die beiden Schlangen erfolgreich abwehren würde. Ich sah sie kaum, denn ich blickte auf meinen Daumen, der sich grün verfärbt hatte.
Von ihm gingen schier unerträgliche Schmerzen aus, die sich bis zur Schulter hochzogen.
Um das Gift machte ich mir keine großen Sorgen. Der Daumen bestand aus einem halbsynthetischen Material, das zwar mit meinem Blutkreislauf verbunden war, jedoch über Filter verfügte, die alle Schadstoffe von meinem Kreislauf abhielten. Störend waren die Schmerzen, die sich auch in meinem Hinterteil bemerkbar machten.
„Und was sollte das alles nun?" fragte ich.
Das Mädchen schüttelte den Kopf. Sie lächelte verlegen und versuchte, ihre Blößen mit den Händen zu bedecken.
„Du bist ein beachtenswerter Mann, Galto", sagte sie, ließ sich auf den Diwan sinken und verkroch sich unter die Schleier. „Die Schlangen werden dich in Ruhe lassen. Bestimmt. Ich schwöre es dir. Komm zu mir."
Ich tastete mein Hinterteil ab und beglückwünschte mich insgeheim, weil ich die Schlangenbisse in Körperteile hatte hinnehmen müssen, in denen das Gift nicht wirken konnte.
„Ein andermal, Mädchen", erwiderte ich. „Für heute reicht es mir. Für derartige Formen des Flirts habe ich wenig Verständnis."
Ich wandte mich um, schob den schleierartigen Vorhang zur Seite und ging. Sie schrie mir unflätige Schimpf worte nach.
Befremdet drehte ich mich um und blickte zurück.
Der Schock brachte mich fast um.
Auf dem Diwan kauerte ein uraltes Weib. Es war bis auf die Knochen abgemagert und so häßlich, daß mir übel wurde.
Ich wollte fliehen, aber die Beine versagten mir den Dienst. Ich konnte mich nicht von der Stelle bewegen. Das Weib kroch vom Diwan herunter und kam auf mich zu. Es setzte langsam Fuß vor Fuß, und mit jedem winzigen Schritt, den sie tat, wurde ich kleiner.
4.
Mittelspiel Das GRAVIHOLL schwelgte in Begeisterung.
Die Voraussetzungen für das große Wagnisspiel waren weitaus besser, als es je zu hoffen gewagt hatte.
Alles konzentrierte sich auf die Materiewolke. Damit war ein Raum abgesteckt worden, der übersichtlich blieb, und in dem sich die Figuren reizvoll versetzen ließen.
Die kosmophysikalischen Voraussetzungen waren geradezu ideal. Sie übertrafen die Gegebenheiten, die auf dem zerstörten Planeten vor der Katastrophe vorhanden gewesen waren, deutlich.
Die Forscher, die das MODUL verlassen hatten, die Hulkoos und die Fremden in dem Kugelraumschiff hatten es gleich schwer.
Sie mußten sich im Normalkontinuum mit weniger als der Hälfte der Lichtgeschwindigkeit bewegen. Die Ortung war außerordentlich erschwert. Faktisch flogen alle drei im Blindflug.
Jeder von ihnen hatte die Möglichkeit, sich auch mit Überlichtgeschwindigkeit durch ein anderes übergeordnetes Kontinuum zu bewegen, in dem es keine kosmische Materiewolke gab, aber nach der Rückkehr in das Normalkontinuum war die Orientierung um so schwerer.
Eine einzige, aussagekräftige Orientierungsmöglichkeit hatten alle drei Parteien.
Zum MODUL hin wurde die Materiewolke immer dichter. Wenn die Kommandanten der Raumschiffe sich nach dem Grad der Dichte richteten, so konnten sie das MODUL finden und umgekehrt die Materiewolke wieder verlassen, ohne sich zu verirren.
Das GRAVIHOLL triumphierte. Über allen Schwierigkeiten stand das Gebot der Zeit! Die Kommandanten, die es vorzogen, sich mit der halben Lichtgeschwindigkeit zu bewegen, würden Jahre unterwegs sein, bis sie ihr Ziel erreicht hatten.
Nur die Befehlshaber, die das Risiko des Überlichtflugs eingingen, hatten höhere Chancen.
Die an dem Spiel beteiligten Figuren waren so unterschiedlich in ihrem Charakter, ihrem Leistungswillen und ihrer Leistungsfähigkeit, daß sorgfältig abgewogen werden mußte, wie sie gegeneinander gestellt werden sollten.
Die ersten Spielzüge waren getan.
Nun galt es, die nächsten einzuleiten.
Das GRAVIHOLL legte eine Denkpause ein. Es wußte, daß es vorsichtig sein mußte, denn schon ein einziger Zug konnte das Spiel verderben. Das GRAVIHOLL kam zu dem Schluß, daß es besser war, noch ein Figurenpaar ins Spiel zu bringen.
*
Poser und Kaveer: Die beiden Forscher hatten nacheinander die Antigravwabenröhre benutzt. Jetzt fühlten sie sich gestärkt und erholt. Voller Tatendrang machten sie sich an eine erneute, eingehende Untersuchung ihres keulenförmigen Raumschiffs.
„Schlecht sieht es aus", sagte Ranc Poser.
„Solange die Wabenröhre noch funktioniert, ist nichts verloren",
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