079 - Der Körperdieb
Tucker Peckinpah.«
»Genau. Wo ist er?«
»Ich weiß es nicht.«
»War er hier?«
»Ja.«
»Wann?«
Tuvvana sagte es ihm.
»Weshalb war er hier?« wollte Kanutto wissen.
»Er holte sich Geld aus seinem Safe und verließ das Haus gleich wieder.«
»Ohne euch zu verraten, wo er sich verstecken wird? Das glaube ich dir nicht, Tuvvana.«
Sofort war wieder der Druck der unsichtbaren Hände da.
»Es ist aber die Wahrheit«, stöhnte der weibliche Gnom.
»Peckinpah will sich wahrscheinlich erst in ein paar Tagen mit Tony Ballard in Verbindung setzen.«
»Er rechnet damit, daß ich seine Spur verliere, aber ich kriege ihn. Er ist jetzt schon so gut wie tot, und jeder, der versucht, mich aufzuhalten, ist es auch.«
***
Ich war noch nie dagewesen, aber ich wußte, daß sich Tucker Peckinpahs Jagdhütte in der Nähe von Ashford befand, knapp sechzig Kilometer östlich von London.
Dorthin mußten wir so schnell wie möglich, um Tucker Peckinpah beizustehen. Es traf mich schmerzlich, daß er zu uns auf einmal so wenig Vertrauen hatte. Waren wir nicht immer für ihn dagewesen? An unserer Einstellung zu ihm hatte sich nichts geändert. Für einen Freund gingen wir nach wie vor durchs Feuer, und wir hofften, daß wir in dem Industriellen noch unseren Freund sehen durften.
Für Tuvvanas Drink hatten wir keine Zeit. Wir eilten aus dem Haus und verabschiedeten uns von Cruv. Ihn hatte Peckinpah einmal in die Jagdhütte mitgenommen, und er beschrieb uns noch schnell den günstigsten Weg dorthin.
Dann stiegen wir ein. Cruv trat zurück, und ich startete den Motor. Als ich die Scheinwerfer einschaltete, erfaßten sie eine Jammergestalt.
Ein Penner auf Tucker Peckinpahs Grundstück!
Für mich stand fest, daß dies kein Zufall war. Kanutto mußte sich in diesem Mann befinden.
Kaum hatte ich das gedacht, da schrie Mr. Silver:
»Kanutto!«
Ich schob blitzschnell den Schalthebel nach vorn und gab Vollgas. Mein Rover raste auf Kanutto zu. Ich hatte die Absicht, den getarnten Exekutor zu rammen. Mal sehen, wie ihm das bekam. Auf meinen Wagen nahm ich in diesem Augenblick keine Rücksicht.
Kanutto rührte sich nicht vom Fleck.
Er schien davon überzeugt zu sein, daß ihm nichts geschehen konnte. Ich umklammerte das Lenkrad mit beiden Händen und hielt verbissen auf ihn zu.
Immer deutlicher war der Mann zu erkennen, und ich sah das böse Grinsen in seinem Gesicht. Für mich war das ein untrüglicher Beweis dafür, daß wir Kanutto vor uns hatten.
Ein Mensch hätte in dieser Situation nicht gegrinst. Er hätte verstört versucht, sich in Sicherheit zu bringen. Einen Menschen hätte ich auch nicht über den Haufen gefahren. Ein kurzer Ruck am Volant hätte genügt, und ich wäre an dem Mann vorbeigesaust.
Endlich bewegte sich Kanutto.
Es sah aus, als würde er mit der Hand vor sich etwas auf den Boden streuen, und sofort schossen grelle Stichflammen hoch.
Der Mann verschwand hinter diesem Feuer, und mir schien es nicht ratsam zu sein, die Flammen zu durchqueren.
Blitzartig korrigierte ich den Kurs. Gleichzeitig nahm ich den Fuß vom Gaspedal und bremste. Der Rover drehte sich nach rechts. Das Fahrzeugheck kam nach vorn, und als der Wagen stand, fiel das Feuer in sich zusammen.
Und Kanutto war verschwunden!
Aber so schnell warfen wir die Flinte nicht ins Korn.
Roxane, Mr. Silver und ich federten aus dem Rover, und jeder versuchte für sich, Kanutto zu stellen.
***
Cruv hatte alles genau mitbekommen. Nun stürmte er ins Haus, um sich seinen Stock zu holen. Er wollte seine Freunde unterstützen. Kaum war er im Haus, da vermißte er Tuvvana.
Er schnappte sich seinen Stock und rief den Namen seiner Freundin, doch sie antwortete nicht.
Sofort war der Gnom in großer Sorge. Auf dem Grundstück war Kanutto aufgetaucht, und Tuvvana war verschwunden!
Darauf konnte sich Cruv nur einen Reim machen, und der entsetzte ihn. Ihm war plötzlich heiß und kalt zugleich, als hätte er Wechselfieber.
»Tuvvana!« stieß er verstört hervor.
Wirrnisse auf Coor hatten sie auseinandergebracht, und lange Zeit hatte einer vom anderen geglaubt, er würde nicht mehr leben. Das Schicksal hatte jedoch Erbarmen mit ihnen gehabt und sie wieder zusammengeführt.
Cruv wollte seine Tuvvana nicht schon wieder verlieren. Er brauchte sie. Ohne Tuvvana war sein Leben freudlos und leer.
Nur mit ihr war er glücklich.
Er rannte mit seinen kurzen Beinen auf die Terrasse hinaus und sprang die Stufen hinunter.
»Tuvvana!« Immer wieder rief er
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