079 - Der Körperdieb
dem ich meinen Partner so oft sitzen gesehen hatte.
Viele alte Erinnerungen wurden wach… Wie alles angefangen hatte, damals, als ich Peckinpahs Frau Rosalind zu retten versuchte, es aber nicht schaffte…
Der Gnom betrachtete die aufgereihten Gegenstände. Wir ließen ihm Zeit, gründlich zu überlegen.
»Wieviel Geld hat Peckinpah mitgenommen?« wollte Mr. Silver schließlich wissen.
»Zwanzigtausend Pfund«, sagte Cruv.
»Warum bewahrte er so viel Geld in seinem Safe auf?«
fragte Roxane. »Auf der Bank hätte er dafür Zinsen bekommen.«
»So um die zwanzigtausend hatte er immer hier drinnen«, sagte Cruv. »Warum, weiß ich nicht.«
»Fehlt außer dem Geld noch etwas?« erkundigte sich Mr. Silver.
Der Gnom checkte im Geist seine Liste durch, und plötzlich ging ein Ruck durch seinen kleinen Körper. »Die Schlüssel fehlen! Ja, die Schlüssel sind nicht mehr da!«
»Welche Schlüssel?« fragte ich.
»Die Schlüssel zu seiner Jagdhütte.«
»Dann ist das sein Versteck«, sagte Mr. Silver, und wir waren alle seiner Meinung.
***
Tuvvana goß Whisky, Wermut und Gin in einen silbernen Shaker, es folgten ein paar Tropfen Sherry Brandy und der Saft einer Zitrone. Bevor sie den Shaker schloß, tat sie noch einige Eiswürfel hinein, und dann schüttelte sie das Ganze kräftig durch.
Natürlich probierte sie davon, um zu prüfen, ob der Drink so geworden war, wie sie ihn haben wollte, und sie fand, daß er ihr diesmal besonders gut gelungen war.
Sie schloß den Shaker wieder, füllte die Gläser noch nicht.
Das würde sie erst tun, wenn Cruv mit den Freunden zurückgekehrt war.
Vor den Fenstern bewegte sich jemand durch die Dunkelheit!
Ein Schemen…
Tuvvana schob den Vorhang zur Seite. Sie schirmte die Augen mit den Händen ab und blickte durch das Glas. Hatte sie wirklich jemanden gesehen?
War Tucker Peckinpah zurückgekehrt?
Tuvvana begab sich zur Terrassentür und öffnete sie. Ein kühler Wind wehte das kleine Wesen an, und in den mächtigen alten Baumkronen rauschte es gespenstisch.
Tuvvana zögerte, auf die Terrasse zu treten. Eine innere Stimme sagte ihr, sie solle es nicht tun, aber sie wollte sich Gewißheit verschaffen, und das war nur möglich, wenn sie hinausging.
Unheimliche Schatten lagen auf der Terrasse. Von der herrlichen Farbenpracht des nahen Blumenbeets war jetzt nichts zu sehen. Am Tag war das eine bunte Wohltat für die Augen.
Am Rand des rechteckigen Beets!
Stand da nicht eine Gestalt? Tuvvana kniff die Augen zusammen. Sie war sich nicht sicher, weil sich die Gestalt nicht regte. Doch nun bewegte sich der Mann!
Er kam nicht näher, sondern zog sich zurück.
Peckinpah?
Tuvvana tastete sich zu den Terrassenstufen vor und stieg diese hinunter. Der Mann verschwand hinter Büschen.
Tuvvana folgte ihm, ohne daran zu denken, daß das für sie gefährlich werden konnte.
Hinter den Büschen befand sich eine Gartengerätehütte aus lindengrünem Aluminium. Das kleine Wesen hörte, wie die Türen auseinandergeschoben wurden.
Man konnte das noch so vorsichtig tun, ganz lautlos schaffte man das nicht.
Tuvvana ging um die Büsche herum und bekam gerade noch mit, wie sich die Türen schlossen. Jemand, der sich in der Hütte befand, schob sie behutsam zu.
Der weibliche Gnom überlegte. Sollte sie umkehren und Alarm schlagen? Was würde passieren, wenn sie die Tür jetzt öffnete? Würde der Mann sie angreifen?
Mutig trat sie an die Schiebetüren. Sie schlug mit der Faust dagegen und sprang sofort wieder zurück.
»Ich weiß, daß Sie da drinnen sind! Kommen Sie heraus!«
sagte sie so energisch wie möglich. Sie glaubte nicht, daß ihr etwas passieren konnte.
Ein einziger Hilfeschrei würde genügen, dann waren Tony Ballard, Roxane und Mr. Silver zur Stelle, und natürlich auch Cruv.
»Ich warte!« sagte Tuvvana ungeduldig.
In der Hütte fiel etwas um. Dann war das Schleifen eines Schritts zu hören, und schließlich bewegten sich die Türen auseinander – Zentimeter um Zentimeter, ganz zaghaft…
Tuvvanas kleiner Körper straffte sich. Sie wollte so groß wie möglich aussehen, streckte sich und stemmte die Fäuste in die Seiten.
Eine armselige Gestalt kam zum Vorschein. Tuvvana atmete unmerklich auf. Sie war erleichtert. Vor dieser Jammergestalt brauchte sie keine Angst zu haben.
Sie hatte einen Mann vor sich, dessen Gesicht mit Bartstoppeln übersät war. Eine riesige Nase war sein besonderes Merkmal. Er rieb sie sich jetzt verlegen und trat aus der kleinen Hütte.
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