079 - Der Körperdieb
Peckinpah verschwunden. Endlich kommt er wieder zum Vorschein, und du läßt ihn seiner Wege gehen.«
Cruv berichtete, wie sich das Wiedersehen zugetragen hatte.
Ich sparte mir weitere Vorwürfe, berichtete ihm dafür, was Kanutto inzwischen schon alles verbrochen hatte.
Anschließend sagte ich dem Kleinen, daß wir zu ihm kommen würden.
Zwanzig Minuten nach Cruvs Anruf erreichten wir Peckinpahs Anwesen. Cruv und Tuvvana empfingen uns.
Beide waren nervös.
»Hat sich inzwischen irgend etwas Neues ereignet?« fragte ich.
Der Gnom schüttelte den Kopf.
»Kanutto war bei Dean McLaglen. Es wäre denkbar, daß er auch hierher kommt«, sagte ich. »McLaglen soll Peckinpah helfen, wenn dieser ihn um Hilfe bittet, und anschließend soll er ihn an Kanutto verraten.«
»Weiß der Anwalt denn, wie er mit dem Exekutor der Hölle Kontakt aufnehmen kann?« fragte Cruv.
»Kanutto kündigte an, wiederzukommen.«
»Ich war wie vor den Kopf geschlagen, als ich Mr. Peckinpah wiedersah«, sagte der Gnom.
»Das kann ich mir vorstellen«, erwiderte ich. »Welchen Eindruck machte Peckinpah auf dich?«
»Er sah aus wie immer, wirkte gesund, aber… gehetzt.«
»Das ist klar. Steht er auf unserer Seite?«
»Das nehme ich an«, sagte Cruv. »Wenn es nicht so wäre, hätte er mich bestimmt angegriffen. Befürchtest du einen Trick der Hölle, Tony?«
»Wäre das nicht denkbar?«
»Aber er hat Kanutto auf den Fersen.«
»Das könnte mit zum Trick gehören«, sagte ich.
»Was hat er alles aus seinem Safe geholt?« fragte Mr. Silver. »Nur Geld?«
»Ich glaube ja«, antwortete der häßliche Gnom.
»Du weißt es nicht?« fragte der Ex-Dämon überrascht.
»Hast du noch nicht nachgesehen?«
»Ich mußte mich um Tuvvana kümmern. Sie ist ziemlich durcheinander.«
Ich sah das hübsche kleine Wesen an. »Hast du dich inzwischen wieder gefangen?«
Tuvvana nickte. »Einigermaßen.«
»Ist dir bekannt, was sich alles im Safe befand?« wollte Roxane von Cruv wissen.
»Mr. Peckinpah ließ mich den Inhalt sehen, und er hatte so viel Vertrauen zu mir, daß er mir auch die Zahlenkombination nannte. Es hätte ja sein können, daß er mal ganz dringend etwas aus dem Tresor benötigte, es sich aber nicht selbst holen konnte.«
»Ich schlage vor, wir gehen in Peckinpahs Arbeitszimmer, und du prüfst den Safeinhalt in unserem Beisein«, sagte ich.
Der Gnom war damit einverstanden. Er wandte sich an Tuvvana: »Kommst du mit?«
Die Kleine schüttelte den Kopf. »Ich bleibe hier. Ich mixe inzwischen ein paar Drinks.«
Auf Coor hatte sie von diesen Dingen keine Ahnung gehabt.
Vicky Bonney hatte es ihr beigebracht, und Tuvvana hatte die besten Rezepte behalten und mit Cruv ausprobiert.
Ich erinnerte mich an einen Anruf des Gnoms.
Sternhagelvoll war der Knirps gewesen, und mit schwerer Zunge hatte er sich für die köstlichen Rezepte bedankt.
Anschließend hatte ich ein dumpfes Poltern vernommen. Die Drinks hatten den ulkigen Gnom umgehauen. Seither war er damit etwas vorsichtiger.
Wir verließen den Anbau und wechselten in den Haupttrakt hinüber. Cruv machte ein kummervolles Gesicht.
»Rechnest du wirklich damit, daß Kanutto auch hierher kommt, Tony?«
»Einen Gegner wie Kanutto kann man nicht ausrechnen. Bei ihm weiß man nie, was er als nächstes tut«, sagte Mr. Silver.
»Er ist immer gut für unliebsame Überraschungen.«
»Vielleicht hättest du deine Befürchtung nicht in Tuvvanas Gegenwart aussprechen sollen«, sagte Cruv zu mir. »Du weißt, wie zartbesaitet sie ist.«
»Du kannst sie nicht unter einen Glassturz stellen«, erwiderte Mr. Silver. »Und es hat keinen Sinn, ihr eine heile Welt vorzugaukeln. Rücksichtnahme, okay. Aber du solltest es nicht übertreiben. Im übrigen halte ich Tuvvana für viel widerstandsfähiger als du.«
»Du kennst sie nicht so gut wie ich«, sagte Cruv.
»Aber mein Blick ist nicht von Liebe getrübt wie der deine.«
»Ist es verkehrt, wenn ich alles Unangenehme von Tuvvana fernhalten möchte? Sie hat auf Coor viel mitgemacht. Ich will, daß sie all das Schreckliche vergißt.«
»Sie wird vergessen«, sagte ich. »Laß ihr Zeit, Cruv.«
Wir erreichten die Tür, die in Tucker Peckinpahs Arbeitszimmer führte. Cruv trat vor uns ein. Wir folgten ihm und begaben uns sofort zum Safe.
Der Gnom holte alles heraus, was sich im Wandtresor befand.
Sorgfältig legte er Schmuck, Wertpapiere, Geschäftsverträge, eine alte Pistole und noch einiges mehr auf den großformatigen Schreibtisch, an
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