079 - Der Körperdieb
ihren Namen, immer verzweifelter klang seine Stimme. Manchmal hörte es sich wie ein Schluchzen an.
Cruv lief an den herrlich duftenden Blumen vorbei, ohne sie zu beachten.
Schließlich langte er dort an, wo Kanutto gestanden hatte.
Er sah weder Tony Ballard noch Roxane, noch Mr. Silver.
Auch Kanutto entdeckte er nirgendwo.
Da waren Büsche, hoch und breit. Sie verdeckten die Gartengerätehütte, damit sie vom Haus her nicht zu sehen war.
Das wußte Cruv, und er wetzte um diese Büsche herum.
Die Schiebetüren standen offen, und in der Hütte lag jemand auf dem Boden.
Jemand, der die Größe eines zehnjährigen Kindes hatte…
Tuvvana!
Cruv krampfte es das Herz so stark zusammen, daß er den Schmerz am liebsten laut herausgeschrien hätte.
***
Schwer lag der Colt Diamondback in meiner Hand. Vor einer Minute hatte ich ihn geladen, und nun schlich ich gespannt durch die Dunkelheit.
Dornen kratzten mich. Blätter strichen über meine Wangen, leblos und kalt wie Totenhände. Ich reagierte auf jedes Geräusch sofort, drehte mich mal hierhin, mal dorthin, und der Revolver schwang immer mit.
Geweihtes Silber würde wahrscheinlich nicht ausreichen, um Kanutto zu erledigen. Er war etwas Besonderes, dem man nur mit einer besonderen Waffe den Garaus machen konnte.
Aber zunächst einmal würde ihn das geweihte Silber aus der Fassung bringen – und vielleicht auch ein wenig schwächen.
Und dann würde ich Zeit haben, meinen Dämonendiskus gegen ihn einzusetzen.
Aber zuerst mußte ich das gefährliche Wild aufstöbern.
Überall konnte sich Kanutto versteckt haben. Hinter jedem Strauch, jedem Baum konnte er lauern und mich angreifen, sobald ich ihm den Rücken zukehrte.
Deshalb versuchte ich, meine Augen überall zu haben.
Vermutlich würde er mich mit seiner starken Magie attackieren. Dieser Kraft hatte ich als Mensch nichts entgegenzusetzen. Bei Roxane und Mr. Silver war das etwas anderes.
Die weiße Hexe konnte sich mit einem Abwehrzauber schützen, und dem Ex-Dämon stand die Silbermagie zur Verfügung. Ich hoffte, daß es uns mit vereinten Kräften gelingen würde, Kanutto unschädlich zu machen.
Er hatte ein anderes Aussehen angenommen, das bedeutete, daß ein weiterer Mensch sterben mußte. Zuerst war es ein Polizist gewesen, jetzt ein Penner.
Mir fiel ein, daß uns Cruv den Weg zu Tucker Peckinpahs Schlupfwinkel beschrieben hatte. Hatte es Kanutto gehört?
Wenn ja, war er vielleicht schon auf dem Weg dorthin, während wir ihn hier verbissen suchten.
Die Zweige einer Silbertanne hingen tief herunter. Ich bückte mich und tauchte unter der Nadelpracht durch. Da war mir, als sähe ich den Penner hinter hellen Magnolienblüten verschwinden.
Ich startete, folgte dem Mann. Zehn Schritte von mir entfernt sah ich den Penner dann etwas deutlicher. Aber er war gleich wieder verschwunden.
Doch ich hatte seine Spur, und der folgte ich. Wir bewegten uns im Kreis, höchstwahrscheinlich immer weiter weg von Roxane und Mr. Silver.
Das konnte eine raffinierte Taktik von Kanutto sein.
Vielleicht wollte er mit mir allein sein. Wenn Roxane und Mr. Silver weit genug entfernt waren, würden sie mir nicht beistehen können, wenn ich Hilfe brauchte.
Ich pirschte durch die Finsternis, sah meinen Rover wieder und vermutete den Penner hinter dem Fahrzeug.. Vorsichtig schlich ich näher, ging neben dem Wagen in die Hocke und lauschte mit angehaltenem Atem.
Kanutto verriet sich mit keinem Geräusch.
Ich näherte mich geduckt dem Fahrzeugheck und wollte die andere Seite des Wagens erreichen.
Plötzlich war er da.
Kanutto, der Exekutor der Hölle!
***
»Tuvvana!« Cruv stieß es entsetzt hervor, ließ seinen Stock fallen und sank vor seiner Freundin auf die Knie. Zitternd berührte er sie.
Sie durfte nicht tot sein.
Alles in ihm wehrte sich dagegen. Er streichelte das kleine zarte Wesen, und seine Kehle trocknete aus. Behutsam hob er sie hoch, zog sie an sich und schlang die Arme um sie.
Unglücklich wiegte er sich mit ihr, und sein häßliches Gesicht sah auf einmal sehr alt aus.
Tuvvana, der Sinn seines Lebens, schien Kanutto zum Opfer gefallen zu sein.
Oder lebte sie noch?
Cruv schüttelte sie. Er preßte sein Ohr an ihre Brust, war aber so aufgeregt, daß er das Schlagen ihres Herzens nicht vernahm – wenn es überhaupt noch schlug…
»Tuvvana, du mußt leben!« flehte der Gnom. »Für mich! Für uns! Du weißt, wie sehr ich dich brauche!«
Er suchte nach einer Verletzung, doch Tuvvanas Körper schien
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