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079 - Die Abenteuerin

079 - Die Abenteuerin

Titel: 079 - Die Abenteuerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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stattfinden, morgen erhältst du ein großes Vermögen und wirst unendlich reich, aber du machst so ein trauriges Gesicht, daß man annehmen könnte, es ginge mit dir zu Ende.«
    In diesem Augenblick kam das Dienstmädchen.
    »Lord Claythorpe und der junge Mr. Claythorpe«, meldete es.
    Mrs. Wilberforce erhob sich mit einem strahlenden Lächeln.
    Der junge Mann, der dem Lord ins Zimmer folgte, war groß und schlank. Aber er hatte einen etwas kleinen Kopf, und seine Gesichtszüge verrieten eine gewisse Charakterschwäche. Er sah auch nicht besonders vorteilhaft aus. Und wenn Joyce schon kein vergnügtes Gesicht machte, so freute sich Mr. Claythorpe noch weniger auf seine morgige Hochzeit.
    Er reichte Mrs. Wilberforce lahm die Hand und ging dann zu Joyce hinüber.
    »Es ist wirklich Pech«, begann er mit seiner hohen Stimme, »daß die Perlen gestohlen wurden. Was sagst du dazu?«
    Joyce sah ihn nachdenklich an, ging aber nicht auf seine Frage ein.
    »Nun, wie fühlst du dich, wenn du daran denkst, daß wir morgen heiraten werden, Francis?« fragte sie statt dessen zurück.
    Er zuckte die Achseln. »Ach, ich weiß nicht recht«, erwiderte er unbestimmt, »Für mich bedeutet es keinen großen Unterschied. Natürlich muß ich vielen Leuten erklären, warum ich das getan habe, und es wird viele gebrochene Herzen und auch enttäuschte Hoffnungen geben.«
    Sie hätte laut auflachen mögen, aber sie blieb äußerlich vollkommen ernst und ruhig.
    »Natürlich«, erwiderte sie. »Ich glaube auch, daß viele hübsche junge Damen neidisch waren, als ich mich mit dir verlobte. Aber es können ja nicht alle eine so gute Partie machen.« »Du hast mich vollkommen verstanden«, entgegnete Mr. Claythorpe, dann lachte er kindisch und faßte nach seiner Brieftasche.
    Er hatte keine geringe Meinung vom Wert seiner Persönlichkeit und hielt sich für einen Don Juan.
    »Am interessantesten ist die Tatsache, daß nicht nur junge Damen, die ich kenne, mit meiner Verheiratung unzufrieden sind, sondern auch Mädchen, die ich längst vergessen habe. - Du erlaubst doch, daß ich dir einmal einen Brief zeige?« fragte er geheimnisvoll.
    Sie nickte. Er zog einen stark parfümierten Brief aus seiner Brieftasche, entfaltete das dicke Büttenpapier und las leise vor:
    »Soeben habe ich die furchtbare Nachricht in der Zeitung gelesen, daß Du morgen heiraten wirst. Willst Du mich nicht noch einmal, ein einziges Mal, wiedersehen in Erinnerung an den schönen Tag, der längst vergangen ist? Ich muß Dich sehen, bevor Du heiratest, ich muß persönlich von Dir Abschied nehmen. Glaube mir, ich werde Dich ganz bestimmt nie wieder belästigen.
    Damals hast Du mir gesagt, wie schön ich sei. Willst Du mich nicht noch ein letztes Mal sehen? Wenn Du dazu bereit bist, dann setze eine entsprechende Anzeige unter der Rubrik Persönliches in die Times. Ich treffe Dich dann morgen abend um neun am Albert Gate im Regents Park.«
    »Das wäre also heute«, erklärte Claythorpe stolz.
    »Wer hat denn den Brief geschrieben?« fragte Joyce.
    »Das mag der Himmel wissen.« Mr. Claythorpe grinste vergnügt. »Natürlich, mein Liebling, muß ich sie sehen. Ich habe die Anzeige in die Times einrücken lassen. Du hast doch nichts dagegen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich habe es meinem Vater nicht gesagt«, fuhr der junge Mann fort, »und ich möchte auch nicht, daß du ihm etwas darüber mitteilst. Er ist in diesen Dingen ein wenig altmodisch und nicht so großzügig wie du, Joyce. Erwähne um Himmels willen auch Maggerley gegenüber nichts. Du weißt ja, was für ein Stockfisch er ist!«
    »Ach ja, ich weiß. Wir werden heute mittag ja mit ihm speisen.«
    »Ich persönlich halte es nicht für richtig, daß Bräutigam und Braut mit dem Mann, der sie trauen soll, am Tag vorher speisen, aber mein Vater ist sehr darauf aus, mit dem Pastor gut zu stehen, und hat ihn auch für heute abend zu uns gebeten. Hoffentlich nimmt Maggerley mich dann nicht beiseite und gibt mir gute Lehren. Das würde ich nicht ertragen!«
    Er richtete sich auf und warf sich in die Brust. Joyce biß sich auf die Lippen, um nicht lachen zu müssen.
    Kurz darauf ging sie auf ihr Zimmer und kam nicht wieder zum Vorschein, bis das Auto vor der Tür hielt, das sie zum Ciro bringen sollte.
    Pastor Maggerley war bereits da, er war ein großer, stattlicher Mann, und man sagte von ihm, daß er die Pflichten seines Amtes außerordentlich ernst nehme.
    Bei Tisch kam die Unterhaltung wie von ungefähr auf die

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