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079 - Die Abenteuerin

079 - Die Abenteuerin

Titel: 079 - Die Abenteuerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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bist ein lieber Kerl, aber ich hoffe, daß du dein Geld niemals auf dieselbe Weise verdienen wirst wie Lennox.«
    Er protestierte, aber sie schüttelte den Kopf. »Wir machen seltsame Erfahrungen und hören die merkwürdigsten Dinge, wenn wir die grauen Haare der Damen wieder frisch auffärben müssen. Und Lennox ist in ganz London bekannt als ein Mann, der nur von seinen Spekulationen lebt.«
    »Aber sein Onkel -«
    »Sein Onkel ist sehr reich und haßt ihn. Alle Leute wissen das.«
    »Aber darin irrst du dich«, erklärte John triumphierend. »Sie haben sich zwar lange Zeit nicht verstanden, aber jetzt vertragen sie sich wieder und haben sich ausgesöhnt. Gestern abend habe ich mit Lennox gegessen, als du in deinem Luxusauto umherfuhrst - ich will dir ja gar keinen Vorwurf daraus machen, Liebling. Also, ich aß mit ihm zu Abend, und er sagte mir, daß der alte Herr jetzt sehr freundlich sei. Und was noch mehr ist«, fügte er mit leiser Stimme hinzu, »er wird mir einen guten Tip geben, durch den ich bald zu Geld kommen kann.«
    »Das sollte Lennox tun?« fragte sie ungläubig und schüttelte den Kopf. »Ich kann mir wohl vorstellen, daß Lennox selbst durch Spekulationen ein Vermögen verdient und daß er jungen, unerfahrenen Mädchen eine goldene Zukunft vorgaukelt, aber daß er dir helfen will, glaube ich nie und nimmer.«
    »Hat er einmal versucht, dir goldene Hoffnungen zu machen?« fragte er scherzend.
    Sie antwortete nicht darauf.
    Im Hause einer gemeinsamen Bekannten war ihr Lennox eines Tages vorgestellt worden. Später war sie ihm im Hyde Park begegnet, und er hatte ihr einen bestimmten Vorschlag gemacht, der sicher von pekuniärem Vorteil für sie gewesen wäre. Aber sie hatte ihn trotzdem abgelehnt. Einige Zeit darauffuhren sie in einem Boot auf der Themse und trafen dabei John Trevor. Und seitdem kümmerte sie sich nicht mehr um Lennox.
    Nach dem Essen gingen die beiden wieder in den Hyde Park. Als sie durch den Marble Arch gingen, kam ein nicht sehr sauber gekleideter junger Mann an ihnen vorüber, der John grüßte und ihn vertraulich angrinste.
    »Das ist Willie Jeans«, erklärte John lächelnd. »Sein Vater war bei uns Stallknecht, als wir noch den Landsitz Royston hatten. Ich möchte nur wissen, was der hier in London treibt.«
    »Welchen Beruf hat er denn?« fragte sie neugierig.
    »Das ist schwer zu erklären. Hauptsächlich spioniert er in den Rennställen.«
    »Zu welchem Zweck?«
    »Er beobachtet die Rennpferde bei ihrem Morgengalopp, und er versteht sehr viel von der Sache. Nachher verkauft er seine Informationen an die Sportpresse, und ich glaube, er verdient ganz anständig dabei.«
    »Es gibt doch merkwürdige Existenzen«, meinte sie und lachte.
    »Worüber freust du dich denn so?« fragte er erstaunt, aber sie sagte es ihm nicht.

2
    Der kleine Willie Jeans lag um sieben Uhr oben auf einer Mauer. In seinem abgetragenen grünen Jackett und der schmutzigbraunen Hose war er wie ein Chamäleon unauffällig seiner Umgebung angepaßt. Jedenfalls war er von der alten, halbverfallenen Mauer und den Bäumen in der Nähe kaum zu unterscheiden, und kaum jemand hätte ihn doch bemerkt, aber glücklicherweise kamen hier keine Spaziergänger vorüber.
    Er stützte die Ellenbogen auf die Mauer, er hielt einen Feld-Stecher in der Hand und beobachtete mit gespannter Aufmerksamkeit.
    Zwanzig Minuten lang blieb er in dieser Haltung, dann hörte der korpulente Mann am Steuer des alten Autos, das in einiger Entfernung parkte, daß Jeans von der Mauer herunterkletterte.
    Er sah sich um und fragte: »Nun, bist du fertig?«
    »Ja«, entgegnete Willie kurz und stieg ein.
    Der Dicke seufzte, ließ den Motor an und fuhr den etwas geräuschvollen Wagen zum nahen Dorf. Erst als sie an den ersten Häusern von Baldock angekommen waren, fand Willie Jeans seine Sprache wieder.
    »Yamen ist lahm.«
    Der dicke Mann am Steuer geriet in Aufregung und hätte beinahe das Auto auf den Bürgersteig gefahren.
    »Lahm?« wiederholte er ungläubig.
    Willie nickte. »In der zweiten Hälfte des Galopps begann er zu lahmen. Der gewinnt das Derby nicht.«
    Der Chauffeur atmete schwer.
    Die beiden waren Brüder: Willie der jüngere, Paul der ältere. Familienähnlichkeit existierte zwischen ihnen allerdings ebensowenig wie zwischen einer Ratte und einem Kaninchen.
    Der Wagen hielt vor dem Postgebäude von Baldock, und Willie stieg nachdenklich aus. Eine Weile blieb er auf dem breiten Bürgersteig stehen und strich sich mit der Hand

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