0790 - Der Satanskopf
durch John Sinclair und dem eigenen Pech immer wieder in Fälle mit hineingerissen wurde, lehnte sie diese Souvenirs ab.
Ein hellerer Fleck fiel ihr auf.
Sie wunderte sich darüber, suchte auch nach einer Erklärung, die sie sehr bald gefunden hatte. An dieser Stelle der Wand musste ebenfalls eine Maske gehangen haben.
Lady Sarah setzte ihre Brille auf. Sie war an einem Band befestigt und baumelte vor ihrer Brust. Dann schaute sie sich den hellen Fleck genauer an, maß sogar mit ihren Blicken die Umrisse ab und kam zu dem Ergebnis, dass die Maske die Größe eines Kopfes gehabt haben musste. Und noch etwas fiel ihr auf.
Es waren die dunklen Flecken unterhalb der hellen Stelle. Sie verteilten sich in einer dem Fußboden entgegenlaufenden Zitterlinie auf der Wand, und erweckten natürlich die Neugierde der Horror-Oma.
Sie schaute zum Fußboden.
Dort hörte die Linie auf. Sie endete praktisch in Höhe der Fußleiste, aber sie hatte sich verändert, denn sie war zu einem dunklen Fleck oder einer Lache geworden.
»Wieso das?«
Sarrazin sprach noch immer. Sarah hörte ihn sogar bellend lachen und dann zu einem langen Monolog ansetzen.
Rede ruhig noch ein halbe Stunde weiter, dachte sie und kümmerte sich um die Lache.
Dunkel und klebrig. Auf der Oberfläche lag ein dünner Film, den Sarah mit dem leichten Druck ihres Zeigefingers durchbrach.
Etwas klebte an der Fingerspitze.
Sie brachte den Finger dicht vor ihre Augen und schielte durch die Brillengläser auf die dunkle, aber auch rote Farbe.
Sofort wusste sie Bescheid.
Diese dunkle Flüssigkeit war nichts anderes als Blut!
***
Blut auf dem Boden!
Warum? Wieso? Wo kam es her? Hatte etwa die hier sonst hängende Maske geblutet?
Ihr schossen die verrücktesten Ideen durch den Kopf. Keine oder alle konnten stimmen, denn sie hielt sich in einem Haus auf, das von einem sehr rätselhaften Menschen bewohnt wurde, dem sie im Prinzip alles zutraute. Wer konnte denn schon jemandem hinter die Stirn schauen?
Sarah Goldwyn schüttelte langsam den Kopf, als wollte sie sich selbst etwas aus dem Schädel treiben. Bestimmt hatte die Maske nicht geblutet. Sarah Goldwyn wollte so etwas zwar nicht als unmöglich abtun, in diesem Fall hatte sie einfach andere Ideen, zudem dachte sie sofort an Menschen- und nicht an Tierblut.
Eine Frage drängte sich ihr auf, während sie die Fingerspitzen reinigte und das Blut an einem Papiertuch abwischte. Was sollte sie jetzt unternehmen? Warten, bis Sarrazin sein Telefonat beendet hatte, um anschließend mit ihm über den Fall zu reden? Oder sollte sie sich wieder an ihren Platz setzen und so tun, als ob nichts gewesen wäre? Das wäre wohl am Vernünftigsten gewesen, doch die Horror-Oma war auch als eine unvernünftige Frau bekannt, die oft mit dem Kopf durch die Wand wollte und sich den Problemen stellte.
Es gefiel ihr einfach nicht, dass sie in Defensive gedrängt worden war. Gerade die Fragen nach ihrem Freund John Sinclair erschienen jetzt in einem anderen Licht, und sie fragte sich immer stärker, ob dieser Juri Sarrazin etwas bemerkt hatte. Es konnte durchaus sein, dass er ihr etwas vorspielte, sie in Sicherheit wiegen wollte, um dann blitzschnell zuzuschlagen.
Sie musste auf der Hut sein, durfte vor allen Dingen keine Fehler begehen, egal, welchen Weg sie jetzt einschlug. Es war wie kurz vor einem schweren Gewitter. Sarah wusste, dass es kam, aber sie kannte den genauen Zeitpunkt nicht, und so blieb auch ihr eine Frist, um gewisse Vorbereitungen zu treffen.
Wo war die Maske? Warum war sie von der Wand abgenommen worden? Hatte es Sarrazin selbst getan, wenn ja, welchen Grund sollte er dafür gehabt haben?
Lady Sarah wusste keine Antwort. Jedenfalls war sie misstrauisch geworden, ihre anfängliche Freude über das Kennenlernen dieses Mannes aus der Filmbranche hatte sich in Misstrauen und Furcht verwandelt. Die Frau spürte in den Ohren einen dumpfen Druck.
Bei ihr ein Zeichen, dass sie anfing, sich aufzuregen und dass die Zukunft nicht mehr so glatt verlaufen würde, wie sie sich diese vorgestellt hatte.
Sarrazin telefonierte weiter. Er sprach sogar lauter als zuvor, er lachte, seine Worte waren allerdings nicht zu verstehen. Sarah konnte sich vorstellen, dass er sich am Apparat spreizte wie ein Pfau und anderen Menschen regelrecht Stoff gab und durch seine Erklärungen und Antworten klein machten.
Er war ein Beherrscher, ein Tyrann, ein finster aussehender Macho, wenn sie ihn privat beurteilen sollte. Doch er war auch ein
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