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0791 - Blutzwang

0791 - Blutzwang

Titel: 0791 - Blutzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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lachte hell auf. Die Fronten schienen geklärt. Nun lag es an ihr, den Amerikaner zu überzeugen, dass sie eine wichtige und wertvolle Ergänzung im Team von Tendyke Industries sein konnte.
    »Ich bin ein wenig verschnupft. Es wird also schon irgendwie gehen.« Sie grinsten einander an. 1:1 - der Zwischenstand der Sticheleien ließ für die Zukunft noch einiges erwarten. Jetzt jedoch war eine Auszeit angesagt. Khira schob den erst halb geleerten Teller zur Seite.
    »Wie Sie sicher wissen, wurde ich vor dreiunddreißig Jahren in Finnland geboren. Aber nicht in einer der Städte, sondern auf einem abgelegenen Bauernhof. Auf einem sehr abgelegenen sogar. Bis heute hat sich dorthin wohl kein Tourist verlaufen.« Ihre Stimme wurde leiser. »Besser so, denn dort ist alles böse und schlecht. Nur Tod und Fäulnis.«
    Sie trank einen Schluck von dem leichten Weißwein, den sie bestellt hatte. Artimus van Zant konnte der Frau die Qualen ansehen, die ihr das Erzählen zu bereiten schien. Was für eine Art Geschichte wartete wohl auf ihn?
    Hier und jetzt würde Artimus dies jedoch nicht erfahren, denn nur eine Sekunde später war alles anders!
    Das Gesicht der Biologin wurde zu einer starren Maske. Das Glas glitt ihr aus der Hand und rollte über den Tischrand. Klirrend zersplitterte es auf dem Fliesenboden.
    Entsetzt sprang van Zant hoch, als er sah, wie Khiras Augen wegdrehten -nur noch das Weiß ihrer Augäpfel war sichtbar. Dann sank sie auf ihrem Stuhl nach vorne. Mit zwei raschen Schritten war der Physiker um den Tisch herum und verhinderte nur knapp, dass die Kleinwüchsige von dem für sie viel zu hohen Stuhl stürzte.
    Epilepsie? Der Gedanke drängte sich auf. Sanft ließ er die Frau zu Boden sinken.
    Wie hingezaubert stand der Inhaber des Restaurants mitsamt einem halben Dutzend Kellnern neben ihm. Giuseppe war tief betrübt, schien jedoch nicht sonderlich überrascht.
    »Es wird ihr gleich besser gehen. Keine Sorge - ich kenne das bereits von Khira. Es geschieht nicht oft, aber zwei-oder dreimal haben wir so etwas hier mit ihr schon erlebt.« Vorsichtig schob er ein Kissen unter den Kopf der Biologin.
    Artimus ging aus der Hocke hoch und griff nach einer Serviette, die auf dem Tisch lag. Seine rechte Hand war nass. Wahrscheinlich war er mit dem verschütteten Wein in Berührung gekommen. Entsetzt starrte er auf das Papiertuch, das sich blutrot färbte. Blut? Hatte Khira sich doch an den Scherben geschnitten?
    »Artimus…« Die Stimme der Biologin war nur schwach und leise zu vernehmen.
    Van Zant kniete sich direkt neben sie. Und dann sah er, woher das Blut an seinen Händen gekommen war.
    Dicke Bluttropfen flossen aus den Augen der jungen Frau!
    »Keine Panik, Fleischfresser, das ist gleich wieder vorbei. Ich bin nicht verletzt. Aber für lange Erklärungen haben wir jetzt keine Zeit. Er ist ganz nahe! Diese Chance darf ich mir nicht entgehen lassen. Vielleicht ist er schon bald so stark, dass ihn niemand mehr bekämpfen kann. Artimus - Zamorra muss hierher kommen. Schnell, keine Fragen jetzt. Nehmen Sie Kontakt zu dem Professor auf.«
    Artimus van Zant war viel zu verblüfft um zu fragen, woher die Kleinwüchsige auch noch den Namen des Parapsychologen kannte. Was auch immer hier im Gange war… er musste Zamorra herbeischaffen.
    Und er hatte da auch schon eine Idee, wie er ihn zumindest schnell ausfindig machen konnte.
    ***
    Unwillig nahm Professor Zamorra das Gespräch auf dem Handy an.
    Es war noch nicht sehr lange her, dass ihm Robert Tendyke das von Satronics, einer Tochterfirma der Tendyke Industries in Atlanta, hergestellte Supergerät in die Hand gedrückt hatte. Und noch immer hatte der Parapsychologe sich längst nicht mit allen Spielereien beschäftigt, die ihm dieses Gerät zu bieten hatte. Irgendwie akzeptierte er es als lästiges Übel - mehr nicht. Jahrelang hatte er sich gegen diese Geräte gewehrt und darauf verwiesen, dass früher auch ohne Mobiltelefone alles funktioniert hatte. »Angesichts dessen, dass heute Hinz und Kunz mit den Dingern herumlaufen, um sogar auf der Toilette erreichbar zu sein, frage ich mich ernsthaft, wie die Menschheit so lange überleben und sich weiter entwickeln konnte, ehe es die Dinger gab.«
    »Auf die gleiche Weise, wie Katzen und Hunde vor Erfindung des Dosenfutters existieren konnten«, hatte Nicole dazu gesagt.
    Aber so wie die Pelzträger ihre Menschen als zweibeinige Dosenöffner brauchten, hatten sich die mit der modernsten Technik ausgestatteten

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