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0793 - Als der Engel Trauer trug

0793 - Als der Engel Trauer trug

Titel: 0793 - Als der Engel Trauer trug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht, und wir hatten uns dieser Starre ebenfalls angepasst. Ich konzentrierte mich auf sie, weil ich herausfinden wollte, ob sie irgendwelche negativen Strömungen abgab. Das war nicht der Fall, denn auch mein Kreuz ließ jegliche Reaktion vermissen.
    Wer war diese geheimnisvolle Person?
    Gesetzt den Fall, es war nicht die angesprochene Jenna Wade, in welch eine Richtung mussten wir dann nachdenken? War sie ein Wesen aus einer fremden Dimension oder einfach nur eine Halluzination, der wir alle erlegen waren.
    Drugg fing sich als Erster. Sein scharfer Atem übertönte noch den Gesang. »Das ist eigentlich unmöglich!«, ächzte er, »das kann es nicht geben – oder?«
    Was sollten wir da sagen? Er sah uns möglicherweise als Spezialisten an, aber, doch auch wir wussten uns in diesem Fall keinen Rat mehr. Etwas stimmte überhaupt nicht, denn es lief überhaupt nicht so zusammen, wie wir es uns vorgestellt hatten.
    Da ich näher an Drugg stand als Suko, stieß mich der Sergeant an.
    »Sagen Sie was, Mr. Sinclair, tun Sie mir einen Gefallen und reden Sie! Ich komme da nicht mit.«
    Ich stellte ihm eine Frage. »Ist es Jenna?«
    Er hob die Schultern.
    »Sind Sie unsicher?«
    »Es… es gäbe doch keine andere Möglichkeit, wenn Sie das meinen, Sir. Jenna ist gestorben, sie war hier beschäftigt. Sie ist immer so gut mit den Kindern ausgekommen.«
    »Dann müssten die es wissen oder Jennas Kolleginnen, die beiden Erzieherinnen.«
    »Das könnte sein.«
    Ich hätte hingehen und sie fragen können, aber ich traute mich nicht. Da war ein unsichtbares Hindernis, das mich davon abhielt.
    Ich hörte den leisen Gesang der ›Toten‹, entdeckte wieder die verzückten Gesichter der Kinder und wäre mir wie ein Störenfried vorgekommen, hätte ich diese Atmosphäre gestört.
    Immer und ewig konnte sie auch nicht weitersummen. Sie musste mal aufhören und mir fielen wieder die Aussagen des Vertreters ein, der genau die Person gesehen hatte und von ihr zu Jenna Wades Grab geführt worden war.
    Also doch sie?
    Wie ich es auch drehte und wendete, ich kam zu keinem Ergebnis.
    Dann hörte ich Suko flüstern. »John, ich denke, wir sollten etwas tun. Wir müssen den Kreis durchbrechen.«
    »Okay, und wie?«
    »Sprich sie an! Nimm das Kreuz, sie wird sich davor kaum fürchten! Wenn doch, dann wissen wir ja Bescheid. Es ist unsere einzige Chance.«
    Ich zögerte noch. »Was denkst du über sie? Wer ist diese Person? Glaubst du an Jenna Wade?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Dann denkst du so wie ich.«
    »Und warum sollte es sie nicht sein?«
    »Keine Ahnung.«
    In diesem Augenblick verstummte das Lied. Schlagartig trat eine Stille ein, die mir so weihevoll vorkam, dass ich mich hütete, sie auch nur mit einem Wort zu stören. Meine Aufmerksamkeit galt den Kindern und der seltsamen Frau in Weiß.
    Sie hatte sich nicht bewegt, und trotzdem veränderte sich etwas, denn es waren die Augen, die durch ihre Bewegungen die Starre an ihr auflösten. Die Kinder schauten sie nicht mehr an, ihre Blicke galten allein uns. Da wir dicht beisammen standen, brauchte sie den Kopf nicht einmal zu drehen, um uns im Blickfeld und unter Kontrolle zu halten.
    Ich versuchte natürlich, in ihren Augen zu lesen, was sehr schwer war, da sie ohne Ausdruck waren. Ich entdeckte auch keine Feindschaft darin. Dieses Wesen schien zu spüren, dass wir nicht in feindlicher Absicht gekommen waren. Was wollte es?
    Ich dachte an eine Botschaft, die uns übermittelt werden sollte, aber es sprach nicht. Dafür tat es etwas anderes. Es bewegte seinen freien rechten Arm. Sehr langsam hob es ihn und die Hand. Dann führte sie den Arm in einem Halbbogen, und ihre ausgestreckte Hand unterstrich eine Geste, als würde sie über die Köpfe der vor ihr hockenden Kinder, um nur sie zu beschützen. Ja, Schutz!
    Plötzlich verstand ich die Person. Sie hatte für mich eine Schutzfunktion eingenommen und ich wurde wieder an meinen letzten Fall erinnert, wo man Suko und mich als Leibwächter für eine Kreatur der Finsternis engagiert hatte.
    Hier lief es zwar nicht ebenso, doch auf der einen Seite sah ich einen Zusammenhang.
    Dieses Wesen war gekommen, um die Kinder zu schützen, und es zeigte uns dies mit einer bestimmten Geste an. Als seine Hand wieder nach unten sank, war sein Blick dennoch auf uns gerichtet, und ich glaubte sogar, ein leichtes Nicken zu erkennen.
    Dann verschwand das Wesen…
    Es geschah auf eine wundersame Art und Weise, die uns faszinierte und zugleich stumm werden

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