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0794 - Das Zauber-Zimmer

0794 - Das Zauber-Zimmer

Titel: 0794 - Das Zauber-Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der drei von der Diele aus abzweigenden Türen.
    Ich ging darauf zu und klopfte. Die Stimmen verstummten nicht. Ich öffnete die Tür und stand in einer ziemlich großen Küche, die noch mit alten Möbeln eingerichtet war. Ein Kohleherd war die Wärmequelle. In seiner Nähe hockte auf einer Eckbank Walter Fuhrmann.
    Er war nicht allein. Eine kleine, schmale Frau, die einen geblümten Kittel trug und ihre grauen Haare zu einem Kranz geflochten hatte, saß ebenfalls am Tisch, und ihr Gesicht zeigte einen gequälten Ausdruck. Sie schaute uns kaum an, im Gegensatz zu ihrem Gatten, der uns mit bösen Blicken bedachte. Auf seinem Kopf lag ein fladenförmiger Gegenstand, ein Eisbeutel.
    »Was wollen Sie denn noch?«
    »Mit Ihnen sprechen«, sagte ich, während Harry die Tür ins Schloss zog.
    »Es gibt nichts mehr zu bereden.«
    Ich ging auf den Tisch zu, zog einen Stuhl heran und setzte mich.
    »Die Musiker sind verschwunden.«
    Fuhrmann nickte, dann trank er. »Na und?«
    »Sie haben uns und Ihnen nichts getan.«
    Der Schreiner lachte scharf. »Das wird noch kommen, keine Sorge. Diese Nacht ist verflucht.«
    »Woher wissen Sie das so genau?«, erkundigte sich Harry Stahl, als er sich niederließ.
    Fuhrmann warf ihm einen Blick von der Seite zu. »Ich rede da aus Erfahrung. Immer wenn die Musik erklang, war anschließend im Hotel der Teufel los.« Er lachte über seine eigenen Worte. »Das spürten auch wir, denn hier steigerten sich die Aggressionen. Da war der eine drauf und dran, seinen Nachbarn zu killen.«
    »Ist es denn so weit gekommen?«
    Fuhrmann hob nur die Schultern, ansonsten schwieg er.
    Dafür meldete sich seine Frau. »Sag den beiden Herren doch die Wahrheit, Walter. Es hat keine Toten gegeben, aber genügend Verletzte. Du selbst hast in der Kneipe zwei Leute zusammengeschlagen, ohne einen Grund gehabt zu haben.«
    Fuhrmann bekam einen roten Kopf.
    »Stimmt das?«, fragte Harry Stahl.
    »Na ja, so ungefähr schon. Das war wie bei Ihnen. Plötzlich überkam es mich.«
    »Bei uns spielte keine Musik.«
    Fuhrmanns breite Hände fuhren mit den Flächen über die Tischplatte hinweg. »Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte. Ich wollte nicht mit Ihnen reden. Die Stimme in mir befahl mir deshalb, Ihnen Grenzen zu setzen oder so ähnlich. In meinem Kopf tobte sich etwas aus.« Er presste eine Handfläche gegen die Stirn. »Ich verlor den Überblick. Böse Gedanken peinigten und peitschten mich. Ich habe die Säge gesehen und wusste sofort, was ich mit ihr anfangen musste.«
    »Ach ja?«
    »Ich hätte Sie beide zerstückelt, Kommissar!«
    Die Antwort reichte aus. Frau Fuhrmann hatte sie ebenfalls gehört und sah aus, als wolle sie sich in die tiefste Ecke einer Höhle verkriechen. Sie war sprachlos. Die Unterlippe – leicht vorgeschoben – zitterte, und sie glänzte dabei speichelnass. »Wie kannst du so etwas nur sagen, Walter. Du versündigst dich.«
    »Es stimmt aber.«
    »Hat er Recht?«
    »Ja, Frau Fuhrmann«, sagte ich. »Sie brauchen sich keine Sorgen mehr zu machen. Es ist gut gegangen und vorbei.«
    Für einen Moment sah es so aus, als wolle sie meine Antwort akzeptieren, dann aber schüttelte sie heftig den Kopf. »Nein, das ist nicht vorbei, meine Herren, das kommt immer wieder. Das ist der Schrecken, das ist die Hölle. Wir haben all unsere Werte verloren. Die Düsternis ist über uns gekommen, und wir sind für unser Tun schrecklich bestraft worden. Das ist der Beginn des Jüngsten Gerichts. Sie können sagen, was Sie wollen, aber so und nicht anders sehe ich es. Das Jüngste Gericht schickte seine Vorboten. Der Antichrist steht am Himmel, und er hat sich uns hier zuerst ausgesucht.«
    Ich versuchte sie zu beruhigen, aber sie wollte auf meine Worte nicht eingehen. »Wenn die Menschen schlimmer werden als die Tiere, wenn sie sich gegenseitig zerfleischen, dann hat selbst der Herrgott die Kontrolle über die Welt verloren. Die Vergangenheit hat uns eingeholt. Sie ist so unwahrscheinlich grausam.« Mit zitternder Stimme sprach die Frau weiter. »Ich weiß sehr genau, was in der alten Zeit passiert ist. Der Teufel und seine Diener haben Einzug in dieses Hotel gehalten, und sie werden es nicht mehr aus ihren Klauen lassen. Ich habe lange in der Bibel gelesen. Ich kenne die Offenbarung genau. In ihr steht vieles, was uns schon widerfahren ist, denke ich. Wer fliehen will, der soll fliehen.« Sie hob die Schultern, »aber für eine Flucht ist es zu spät. In dieser Nacht werden sie wieder das Fest

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